LESERINNENBRIEFE :
Ein Meisterwerk
■ betr.: „30 Jahre ohne uns“, taz vom 18. 10. 13
Liebe Sport-tazzen, vielen Dank für die Jubiläumsausgabe „30 Jahre taz-Leibesübungen“, der eigentlich nur ein Höhepunkt eures journalistischen Schaffens fehlte: die Rezension des Stadtplans von Seoul anlässlich der Olympischen Spiele 1988. Ein Meisterwerk, das an Loriots unvergessene Besprechung des Kursbuchs der Bahn gemahnt. GISELA GRAF, Magdeburg
Großes Geld und Doping
■ betr.: „Die verpasste Chance“, taz vom 18. 10. 13
Ich bin grundsätzlich skeptisch, was den modernen Hochleistungssport betrifft. Da geht es oft nur um das große Geld und Doping. Die alten Ideale vom friedlichen Wettstreit der Völker und Fair Play stehen häufig nur auf dem Papier. Auch sind, wie vom Autor erwähnt, die finanziellen, sozialen und ökologischen Kosten gewaltig. Wir sollten die Olympiaden ganz abschaffen, da es in jeder Disziplin Weltmeisterschaften gibt. Letztlich liegt es aber an uns, welche Sendung wir einschalten, ob wir ein Fußballstadion besuchen. Solange die Massen mitspielen, wird sich an den gegenwärtigen Missständen nichts ändern. CHRISTIAN FUCHS, Gutenstetten
… der werfe den ersten Stein
■ betr.: „Unsichtbare Millionen“, taz vom 21. 10. 13
Wegen des Limburger Bischofs aus der katholischen Kirche auszutreten, ist, wie das taz-Abo zu kündigen, weil einer der Kommentare mal wieder doof war. Wer wegen des Bischofssitzes austritt, tut, was er/sie dem Bischof vorwirft: Materielles über die Botschaft stellen. Und dann war da noch die Stelle mit „Wer ohne Schuld ist, der werfe den ersten Stein …“ ANJA K. PETERS, Neubrandenburg
„Und du, Zollitsch?“
■ betr.: „Interdictum: Fratres carrissimi“, taz vom 15. 10. 13
Um Bischof Tebartz-van Elst entgegenzukommen, veröffentliche die taz das verboten auf Latein. Was dort gesagt wurde, lesen Sie hier:
„Sehr verehrte Brüder, meine Zukunft ist ungewiss. Es heißt, ich sei eine Last für die heilige Kirche Gottes. Obwohl ich im Sinn hatte, mein schönes Haus zum höchsten Ruhme Gottes zu bauen, ist meine gute Absicht verschmäht worden. So bin ich also nach Rom gekommen. Hier weht ein rauer Wind, denn der neue Papst liebt den schnöden Mammon nicht. Immer wieder versuchte ich zu erklären und darauf hinzuweisen: Reichtum bringt Ansehen. Im Übrigen bin ich der Meinung: Ein Kleriker schwärzt nicht einen anderen Kleriker an. Aber auch meine Mitbrüder haben mich verraten. Erregt rufe ich euch zu: Und du, Zollitsch? Und auch du, undankbarer Architekt? Mit brennender Sorge kündige ich euch einen großen Entschluss an: Wenn ich gehe, dann nur mit göttlicher Abfindung!“
Vielleicht ähnelt ja Tebartz-van Elsts späterer Lebensweg dem des Fischers aus der Goethe-Ballade: „Aus dem bewegten Wasser rauscht ein feuchtes Weib empor …, da war’s um ihn geschehn, halb zog sie ihn, halb sank er hin und ward nicht mehr gesehn!“
HANSJÜRGEN WOLLMANN, Leinfelden
Das „eigene“ Kind
■ betr.: „Elternschaft als Therapie“, „Egoismus und Kinderwunsch“, Leserbriefe vom 15. und 18. 10. 2013
Ich glaube, die Leserin hat den Leser Herrn Flöting völlig falsch verstanden. Natürlich ist Liebe nie frei von Egoismus, und auch ein Kinderwunsch wird immer egoistische Komponenten beinhalten. Es geht um etwas ganz anderes, nämlich darum, wie weit die Bemühungen getrieben werden, ein „eigenes“ Kind zu bekommen. Und hier sehe auch ich es als ein Zeichen von über das normale Maß hinausgehenden Egoismus an, um jeden Preis eine Empfängnis zu erzwingen, denn hier steht oft nicht mehr das Kind um seiner selbst willen im Mittelpunkt, sondern der Wunsch nach Selbstverwirklichung, nach der Erfüllung eigener Wünsche und auch eines Besitzanspruchs.
Insofern kann man die Aussage „Elternschaft als Therapie“ auch dahingehend verstehen, dass bei einem so ausgeprägt vorhandenen Kinderwunsch die „Heilung“ eigener Defizite im Vordergrund steht. Denn wenn es tatsächlich nur darum ginge, ein Kind aufwachsen zu sehen, könnte man das auch durch die Aufnahme eines Pflegekindes, durch Patenschaften etc. erreichen. Das wiederum ist offensichtlich nicht gewünscht, denn man möchte ja vorzugsweise ein „eigenes“ Kind haben. Nur sind Kinder Gott sei Dank keine Ware, die man sich in der Auslage des Kaufhauses aussuchen oder nach eigenen Wünschen anfertigen lassen kann. CONNY SIMSOHN, Berlin
Mehr Respekt vor Sozialarbeit
■ betr.: „Die Soziale: Christina Kampmann“, taz vom 22. 10. 13
Frau Kampmann von der SPD ist Verwaltungswirtin, schreibt ihr. Und dass Sie mal in der Sozialverwaltung gearbeitet hat, wodurch sie sich in eurem Bericht zur Sozialarbeiterin qualifizierte. Dagegen muss ich mich verwahren: Sozialarbeit ist ein eigenständiges Studium, dessen Kompetenzen man nicht erwirbt, wenn man mit „Sozialfällen“ zu tun hat. Frau Kampmann bleibt Verwaltungswirtin, aber sie ist und war bestimmt keine Sozialarbeiterin. Es wäre nett, wenn ihr mehr Respekt vor der Ausbildung und dem Beruf der SozialarbeiterInnen zeigen würdet. PHILIPP LONKE, Wölfersheim