LESERINNENBRIEFE :
Ein gefährlicher Weg
■ betr.: „Das Fachwort lautet ‚Dual Use‘“, taz vom 27. 11. 13
Es ist erschreckend zu lesen, was an Universitäten im Namen der Sicherheit alles erforscht wird. Wenn es in dem Bericht heißt, dass „intelligente“ Videokameras abnormales Verhalten erkennen sollen, weil Personal allein die Bilderflut aus Überwachungskameras nicht mehr bewältigen kann, so entsteht bei mir der Eindruck, dass hier ein gefährlicher Weg zu einer vollautomatisierten Überwachung beschritten werden soll, und zwar durch die Staaten selbst, die derartige Forschungen in ihren Hochschulen durchführen lassen. Wie kann man so den Politikern glauben, die sich über die NSA-Überwachungspraktiken aufregen? Der Ausbau von Überwachungspraktiken wird doch innerhalb der EU bewusst und gewollt vorangetrieben. S. LIEBERS, Düsseldorf
Die irrsinnige Gefahr
■ betr.: „Kohle ist der neue Castor“, taz vom 2. 12. 13
Schade, Chance verpasst. Die taz hätte an dieser Stelle die berechtigten Einwände vieler Menschen gegen den gefährlichen, sich abzeichnenden Energiekurs deutlicher an die zukünftig Regierenden weitergeben können und müssen – ja, und von mir aus auch auf der Titelseite –, denn es ist jetzt wichtig!
Anstelle die Zahl der Teilnehmer herunterzuwürdigen und unwesentliche Analysen zu texten, wäre hier die Chance und die Pflicht eines deutlichen Signals gewesen. Es ist noch immer die gleiche große Sorge um die irrsinnige Gefahr der Atomkraftnutzung, die Millionen Menschen in Deutschland haben und tausende auf die Straße treibt. Für Energie aus Sonne, Wind und Wasser!
Danke für etwas mehr Unterstützung.
WILHELM K. KRAUS, Ebsdorfergrund
’ne Menge Bärenfelle
■ betr.: „Es wird ein GroKo“, taz vom 27. 11. 13
Das sind ja ’ne Menge Bärenfelle, die die Koalitionäre in spe da schon verteilt haben. Doch in Berlin häuten sie keinen Bären – es sei denn, sie hätten ihn. Dabei wollen sie nur verdecken, dass es ihnen doch einzig darum geht, ihr Wirtschaftssystem über die Runden zu bringen und ihren Euro zu retten. NORBERT F. SCHAAF, Koblenz
Anmaßend und gönnerhaft
■ betr.: „Wettbewerb der Sklavenhalter“, taz vom 30. 11. 13
Nach den anmaßenden Äußerungen Beckenbauers zu den Vorwürfen von Menschenrechtsverletzungen bei den Vorbereitungen zur WM („Die laufen da frei rum!“), begegnet auch Fifa-Chef Sepp Blatter Kritik an Katar in einer Weise, die nicht nur arrogant, sondern auch rassistisch informiert ist: „ Es ist unfair, wenn die internationalen Medien, vor allem aus Europa, sich ein arabisches Land vorknöpfen, um es anzugreifen und zu kritisieren.“
Indem er impliziert, dass die Kritik geäußert wird, weil Katar ein „arabisches Land“ ist, versucht er berechtigter und fundierter Berichterstattung argumentativen Boden zu entziehen. Gleichzeitig schwingt er sich auf zum Schutzpatron eines Staates, weil er selber von ebendem latenten Rassismus genährt ist, den er den „internationalen Medien“ in die Schuhe zu schieben versucht. Das nennt man dann wohl ein Eigentor, was bleibt, ist Boykott, oder?
DAVID WEINECK, Freiburg
Beglückende Stunden
■ betr.: „Der unsichtbare Freier“, taz vom 28. 11. 13
Es wurde ja mal Zeit, dass auch über den Freier, das „unbekannte Wesen“, gesprochen wird! Schließlich sind es ja Tausende, die täglich die Dienste der Prostituierten in Anspruch nehmen. Und in der überwiegenden Zahl sind sie sicher keine Monster oder Psychopathen! Viele von ihnen, wie auch ich selber, 71, sind „Stammkunden“, zahlen korrekt und legen Wert auf hygienische Standards in beiderseitigem Interesse. Oft entwickeln sich daraus langjährige Freundschaften, in der die Würde der Prostituierten und Respekt vor ihrer Tätigkeit eine wichtige Rolle spielen.
Ich gehe darum auch nicht, wie Hendrik T., nur mit der „Sehnsucht nach einem diffusen positiven Gefühl“ ins Bordell, sondern jedes Mal nach vorheriger telefonischer Absprache in der Hoffnung auf beglückende ein oder zwei Stunden (aber nicht auf der Reeperbahn!) bei einer älteren Dame, die ich bereits kenne. Völlig inakzeptabel ist deshalb für mich, dass die Tätigkeit der Prostitution, die zwischen erwachsenen Menschen in gegenseitigem Einverständnis stattfindet, nun wieder strafbar sein sollte. Kommt als Nächstes dann der Ruf nach Verbot des vorehelichen und außerehelichen Geschlechtsverkehrs? Name und Anschrift sind der Red. bekannt