LESERINNENBRIEFE :
Warum ist das wichtig?
■ betr.: „Was geschah an Bord?“, taz vom 2. 6. 10
Was soll diese Überschrift suggerieren? Warum ist das wichtig? Wenn somalische Piraten ein Handelsschiff gekapert und zehn Besatzungsmitglieder getötet hätten, würdet ihr dann auch fragen, was an Bord geschah? Ob die Besatzung sich vielleicht verteidigt hat? Wäre das Massakrieren der Besatzungsmitglieder dann auch Notwehr? Warum relativiert ihr Verbrechen, wenn sie von Israelis begangen werden?
Die israelische Armee hat im Rahmen einer völkerrechtswidrigen Blockade des Gaza-Streifens in internationalen Gewässern Handelsschiffe überfallen, und ob die Besatzung sich gewehrt hat oder nicht, ist völlig zweitrangig für die Beurteilung diese Verbrechens. Die taz und die Linke müssen endlich eingestehen, dass Israel ein rassistischer Staat ist wie Südafrika unter dem Apartheid-Regime.
MICHAEL NIESELT, Hamburg
Selbstmitleid und Tränenmeer
■ betr.: „Da geht noch mehr“, taz vom 1. 6. 10
Dieser Rücktritt „mit sofortiger Wirkung“ entspricht symbolisch der erheblichen Aggressivität eines Selbstmörders: „Mich gibt es zwar nicht mehr, aber die anderen wird es auch treffen“, oder so ähnlich. Herr Köhler hätte in diesen Tagen vielleicht mal an die Oder fahren sollen – an beide Seiten! Da hätte er den Menschen (denen er sich doch so nah fühlt) beistehen können, anstatt sich wegen merkwürdig fantasierter „Amtsbeschädigung“ im eigenen, sich selbst bemitleidenden Tränenmeer zu beweinen und davonzulaufen!
VITA F. HEIDENREICH, Stuttgart
Frauen verdienen so viel wie Männer
■ betr.: „Frauen verdienen weniger als Männer“, taz vom 1. 6. 10
Manchmal sind es die sprachlichen Feinheiten, die man bei allem nachvollziehbaren Zorn beachten muss: Frauen bekommen weniger Arbeitslohn als Männer, aber sie verdienen genauso viel, sie bekommen es nur nicht. Bitte halten Sie diese Unterscheidung nicht für spitzfindig. Unsere Sprache ist manchmal verräterisch, manchmal auch schlicht falsch. So bezeichnen wir noch immer denjenigen, der von unserer Arbeitskraft profitiert, den Unternehmer etc., also den, dem wir unsere Arbeitskraft geben, als den „Arbeitgeber“, und wir sind die „Arbeitnehmer“, obwohl wir etwas hergeben – meist alles was wir haben. WERNER SACK, Frankfurt am Main
Verzweiflung im Jugendclub
■ betr.: „Lieblingsrolle: Bösewicht“, taz vom 26. 5. 10
Roland Koch trifft vor seinem Abgang noch mal ins Schwarze der Gesellschaft: Es wird gespart bei den Kommunen und der Bildung. Logisch, in der Krise müssen wir alle den Gürtel enger schnallen. Es soll etwas sein, das alle gleich trifft: Theater, Sportvereine, Kindergärten, alle Schulen und Hochschulen etc. Aber sind es nicht gerade die sozial Schwächsten, die leiden, und die Bessergestellten, die es verkraften können? In meiner Heimatstadt sehe ich jetzt schon Verzweiflung bei einem Jugendclub und einem Kulturverein. Wenn ihnen noch mehr am schon knappen Budget gekürzt wird, stehen sie vor dem Aus. Die Universität streicht Stellen und baut damit sichere Arbeitsplätze ab. Wer gibt Jugendlichen die Zukunft zurück, die der Staat ihnen nimmt? MARKUS MAKAROW, Marburg