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Archiv-Artikel

LESERINNENBRIEFE

Hahnenkämpfe

■ betr.: „Der Krampf geht weiter“, taz vom 2. 7. 10

Reinecke und Repinski haben es auf den Punkt gebracht, was Parteibonzen von SPD, Grünen und Linken zur Zeit vollführen: Hahnenkämpfe! In einer Zeit, die immer dringender nach dem „Change“ verlangt, haben diese Gockel nichts anderes im Sinn als ihre (Partei)-Egoismen, ihre (Partei-)Identitäts- und Gesichtsverlustängste und ihre Machtgier! All diese gestrigen Fesseln verhindern das Entstehen von etwas Neuem. Der „Zivilgesellschaft“ ist viel klarer, dass Weichenstellungen für unsere Zukunft sehr, sehr dringend sind – viel zu dringend, um wertvolle Zeit mit Parteigrabenkämpfen zu verplempern! Die jetzigen Funktionäre, die keinen Mut haben, sich zu bewegen, müssten gehen, um frischen Wind in die Parteienlandschaft hereinzulassen. Die Tragik ist, dass sie nicht nur am Status quo kleben, sondern auch an ihrer Macht. Köhler und Koch sind gegangen, nachdem sie gemerkt haben, dass ihre Zeit vorbei war. Vielleicht doch gute Beispiele? SABINE MIEHE, Marburg

Vorwärts nimmer!

■ betr.: „Der Krampf geht weiter“, taz vom 2. 7. 10

Die Wahl zum Bundespräsidenten wurde vom Wunsch der Sozialdemokraten nach einer Wiederkehr der Großen Koalition überschattet. Die historische Chance, ein Zeichen für die Zukunft zu setzen, in der sich die Sozialdemokratie aus der babylonischen Gefangenschaft zur Union befreit und ein Mitte-links-Bündnis als politische Alternative zumindest in Aussicht stellt, wurde grandios vertan, indem man die Linkspartei öffentlich düpierte und machtstrategisch an den Rand zu drängen versuchte. Dies ist der SPD gelungen – herzlichen Glückwunsch. Doch kann sie das auch als Erfolg für die eigene politische Zukunft verbuchen? Nein. Die Möglichkeit eines ernst gemeinten Wechsels hin zu einer modernen und solidarischen Politik wurde erneut um Jahre zurückgeworfen. Einer neuen, alten Großen Koalition hingegen wurden sämtliche Türen geöffnet. In dem Sinne: Rückwärts immer – vorwärts nimmer! NILS MERTEN, Hannover

Linkes Dilemma nicht erkennbar

■ betr.: „Das linke Dilemma“, taz vom 1. 7. 10

Ich kann kein linkes Dilemma erkennen. Plötzlich erkennen SPD und Grünen, dass es für Gauck reichen könnte und da erinnern sie sich an über 120 bisher nicht beachtete Stimmen in der Bundesversammlung. Hat man die Linke bisher immer nur beschimpft, ihr jede Regierungs- und Politikfähigkeit abgesprochen, werden sie plötzlich als Heilsbringer gesehen. Als Belohnung sagt man zu, über die weiteren Beziehungen nachzudenken. Eben, nur nachzudenken. Ergebnis der eventuellen Überlegungen? Völlig offen. Jedem Leser sollte doch klar sein, dass nach einem eventuellen Platzen der Koalition sofort die SPD ins Bett der CDU/CSU gesprungen wäre. Hätte es Neuwahlen gegeben, dann hätten sich SPD und Grüne um den Platz neben der Union geprügelt. WOLFGANG SEIBT, Friedberg

Wer ist regierungsfähig?

■ betr.: „Der Beginn einer wunderbaren Feindschaft“, taz vom 2. 7. 10

Können Konkurrenten eine „wunderbare Freundschaft“ schließen? Vor allem dann, wenn der Eine nach rechts abdriftet und der Andere die jetzt vakante Position ausfüllt? Muss eine mittesüchtige Partei nicht doch ein wenig schlechtes Gewissen, vielleicht sogar etwas Angst vor ihrem Mitbewerber haben? Und: Wer von beiden ist nun wirklich regierungsfähig? GÜNTER RAMDOHR, Leutenbach