LESERINNENBRIEFE :
Zum Wohle des Volkes
■ betr.: „Rauchgegner wollen Republik übernehmen“, taz v. 6. 7. 10
Verehrter Herr Frankenberger, wie schön, dass es engagierte junge Menschen wie Sie gibt, die ihre Energie zum Wohle des Volkes einsetzen und als Sprachrohr aller NichtraucherInnen fungieren. Falls Ihnen mal langweilig ist: Sie könnten mich als Nichtautofahrerin vertreten und meine Gesundheit durch ein Autofahrverbot in der Stadt schützen. Denn: Leider kann ich mich den schädlichen Auswirkungen von Abgasen und Lärm nicht entziehen (nicht mal durch Zuhausebleiben). Da haben es die Nichtraucher besser; die könnten einfach in eine Kneipe gehen, in der nicht geraucht werden darf.
MARTHA TROMMER, Bremen
Positives Signal aus Bayern
■ betr.: „Rauchgegner wollen Republik übernehmen“, taz v. 6. 7. 10
Ich bin bis heute noch beeindruckt davon, wie die RaucherInnen bei unserer taz-LeserInnen-Reise mit der Transsibirischen Eisenbahn im Dezember 1987 bei eisigen Minusgraden zum Rauchen in die Zwischenpuffer gingen, weil in den Waggons absolutes Rauchverbot war. Ab und zu gehe ich auch als Nichtraucher mit den RaucherInnen vor die Tür, damit sie nicht ganz alleine an die frische Luft müssen. Aber dabei kann ich mich wenigstens so in den Wind stellen, dass ich während der Unterhaltung nicht zwangsgeräuchert werde.
Schön, dass aus Bayern zur Abwechslung mal wieder ein positives Signal kommt und danke an die Organisatoren und Aktiven des Volksentscheides! GÜNTER LIEBERTH, Königsberg/Franken
Alles wird gut?
■ betr.: „Kooperation vor Ort“, taz vom 9. 7. 10
Privatisierung des Wassersektors – etwas Gutes? Haben wir taz-Leser doch gelernt, dass Privatisierung von Wasserversorgung etwas Schlechtes ist und in der Dritten Welt eher katastrophal, oder? Und nun ohne weitere Erläuterung „die Privatisierung des Wassersektors“ als Positivbeispiel für die Zusammenarbeit der deutschen staatlichen Entwicklungshilfe-Organisationen – ohne jede Erläuterung.
Und die Fusion dieser Entwicklungshilfe-Organisationen ist also unproblematisch. Aha. Und ich dachte, es sei angezeigt, gegenüber Herrn Niebels An- und Absichten zur Entwicklungshilfe generell skeptisch zu sein. Sind das die Messages des Artikels: Privatisierung des Wassersektors ist gut (jedenfalls in Kenia), und Herrn Niebels Fusion dreier Entwicklungshilfe-Organisationen ist auch gut?
Verwirrt WOLFRAM GIESE, Neu Wulmstorf
ArbeitnehmerInnen zahlen drauf
■ betr.: „Röslers Reform: Mehr Kosten für alle“, taz vom 7. 7. 10
Wenn der Arbeitgeberanteil jetzt auf 7,3 Prozent eingefroren wird und gleichzeitig die Zusatzbeiträge, die allein den Versicherten aufgebürdet werden, von den Krankenkassen nach eigenem Ermessen in die Höhe getrieben werden können, was ist das denn anderes als genau diese Abkoppelung der Gesundheitskosten vom Arbeitslohn? Jetzt ist doch klar, wer die Kostensteigerungen im Gesundheitswesen in Zukunft zahlen soll: die Arbeitnehmer ohne die Arbeitgeber. Dass hier ganz offen die allerdings im System bereits angelegte Zerschlagung der paritätischen Finanzierung im medizinischen Bereich betrieben wird, ist überdeutlich. So wird die Entkoppelung der Finanzierung für die steigende Belastung, die in Zukunft auf die Bürger zukommt, ganz wesentlich mitverantwortlich sein.
HARTMUT GRAF, Hamburg
Weniger Netto vom Brutto
■ betr.: „Röslers Reform“, taz vom 7. 7. 10
Diese Maßnahme dient erkennbar dem Eingewöhnen und Einkuscheln auf die Kopfpauschale soft. Wie man sieht, kann man sich auf Merkel verlassen: Sie redet so lange von mehr Netto vom Brutto, bis zu guter Letzt weniger Netto vom Brutto herauskommt.
JÜRGEN BÖCK, Wasserburg
Alte Klischees bedient
■ betr.: „Invasion der hemmungslosen Guttäter“, taz vom 8. 7. 10
Da treffen sich 5.000 PfadfinderInnen in Wolfsburg und die taz hat nichts anderes zu tun, als alte Klischees zu bedienen und sich auf Kosten anderer zu amüsieren. Anstatt journalistisch fundiert zu recherchieren, was die PfadfinderInnen dort unternehmen und was das überhaupt für ein Jugendverband ist, wird hohl und mit völlig überholten Vorstellungen operiert.Ohne die ehrenamtliche, engagierte und kindgerechte Arbeit vieler PfadfinderInnen sähe unsere Gesellschaft ärmer aus! ANNETTE SPRENGER, Dortmund
Den Stieren eine Chance!
■ betr.: „60 Verletzte bei erster Stierhatz“, taz vom 8. 7. 10
Sie schreiben, wie lebensgefährlich diese blödsinnige und tierquälerische Stierhatz ist, dazu auch noch ein Bild. Diese Meldung ist überflüssig. Vielleicht haben die Stiere in Zukunft eine Chance, dieser Veranstaltung zu entgehen, wenn diese Hatz nicht mehr so viel Öffentlichkeit bekommt. MICHAEL BECK, Braunschweig