LESERINNENBRIEFE :
Was spricht gegen Gespräche?
■ betr.: „Rote Flora lehnt Gespräch mit Senat ab“, taz vom 17. 1. 14
Die Stadt Hamburg war vor Jahren dumm genug, eine Liegenschaft, die im Wert steigen würde, für ’n Appel und ’n Ei zu verkaufen. Und die Besetzer sind heute dumm genug, den Schulterschluss mit der Stadt zu verweigern und Gespräche abzulehnen. Meines Wissens ist eine Hausbesetzung immer mit dem Ziel verknüpft, eine wie auch immer geartete, legale Nutzungserlaubnis zu erwirken. Auch wenn das wunderbar für die Besetzer wäre, ist damit in der Regel keine Schenkung, sondern ein Mietvertrag verbunden. In der besonderen Situation der Roten Flora dürfte sich aus dem langen Stillhalten der Stadt über den Ablauf der Duldung hinaus ein Gewohnheitsrecht ergeben haben. Was spräche denn dagegen, Gespräche mit dem Senat zu führen mit dem Ziel, dass das Gebäude zurückgekauft wird und die Besetzer es als zum Beispiel Mietkauf erwerben? Hier in Essen gab es ähnliche Hausbesetzungen, bei denen die Stadt nicht zu einer Duldung bereit war, sondern umgehend geräumt hat. Wir würden uns eine Rote Flora wünschen. GABI AUTH, Essen
Das ist zu wenig
■ betr.: „Das Kartell der Klimaretter“, taz vom 15. 1. 14
Erfreulich ist, dass sich die politischen Parteien wenigstens beim „Nein“ gegen Fracking im Bodenseeraum einig sind und für andere Gebiete zumindest auf Umweltverträglichkeitsgutachten bestehen. Das ist aber zu wenig! Es muss in Europa grundsätzlich ein klares „Nein“ zu diesem Thema geben. Die Probebohrungen in Konstanz und Biberach sind einzustellen. Die nationalen und EU-Politiker wissen genau, dass Fracking allein der Profitgier der ausländischen Konzerne, nicht dem Gemeinwohl dient und der Umwelt großen Schaden zufügt. Die Konzerne machen horrende Gewinne, vergiften die Erde, das Grundwasser, hinterlassen – wie wir es aus Nordamerika kennen – zerstörtes Gebiet, regelrechte Wüsten. Dennoch steigen Politiker wider besseres Wissen für diese zerstörerische Technologie in den Ring. Wirtschaftskammerpräsident Rein meint, man sollte hier Experten zu Rate ziehen. Wofür? Die Umweltbelastung/-zerstörung ist überall sicht- und spürbar. Dann brauchen wir auch Experten um festzustellen, dass man sich auf der heißen Herdplatte verbrennen kann und dass Wasser nass ist.
JOSEF BECHTER, Lochau
Wunschzettel der Energiekonzerne
■ betr.: „Nicht mehr auf der Sonnenseite“, taz vom 20. 1. 14
Was Energiekonzernminister Gabriel da am Wochenende vorgetragen hat, liest sich wie ein Wunschzettel der vier großen Energiekonzerne. Es geht dabei offenbar nicht um eine sinnvolle Gestaltung der Energiewende, sondern einzig darum, eine Bürgerbeteiligung und damit eine Demokratisierung der Energieerzeugung um jeden Preis zu verhindern, damit die vier Konzerne weiter ihre undemokratische Macht ausüben und in Hinterzimmern die Politik bestimmen können. Wer diese Politik mitmacht, muss entweder bescheuert oder korrupt sein. Eine dritte Möglichkeit gibt es nicht. Ach ja, vielleicht doch: Wer das mitmacht, könnte sogar beides sein.
STEFAN BLUEMER, Mülheim/Ruhr
Energie und Strom sparen
■ betr.: „Studie: Biogas heizt nicht ökologisch“, taz vom 20. 1. 14
Es gibt außer den von Ihnen aufgeführten Gründen noch drei sehr wesentliche weitere: 1. Wer „Öko“-Strom aus Biogas verbraucht, der unterstützt die tierquälerische Massentierhaltung, denn die dafür benötigte Gülle kommt aus einstreulosen Schweinehaltungen und aus den sogenannten Rinder„lauf“ställen.
2. Da Biogas aus einem Gemisch von Gülle und Mais erzeugt wird, sind die Abnehmer von Energie aus Biogas-Anlagen mitverantwortlich für die Vermaisung unserer Landschaft, die gebietsweise schon 70 Prozent beträgt und wegen des damit verbundenen extremen Pestizideinsatzes mitverantwortlich für das Artensterben ist.
3. Durch den Betrieb der Biogasanlagen gehen zu viele Flächen für den Anbau von Getreide und anderem für unsere Ernährung und für Futtermittel verloren, was wiederum dazu führt, dass Regenwälder abgeholzt werden.
Oberstes Gebot muss die Energieeinsparung sein: Stoßlüftung unserer Wohnungen, runter mit der Raumtemperatur und Pullover anziehen, nicht jeden Tag und dann auch womöglich sogar morgens und abends duschen … Es gibt so viele Möglichkeiten, Energie und besonders Strom zu sparen. ECKARD WENDT, Stelle
Ursache und Wirkung
■ betr.: „Sein Krieg“, taz vom 18. 1. 14
Es mag ja der politische Wille der Bundesregierung sein, Soldaten in Krisengebieten zu stationieren. Dennoch sollte man Ursache und Wirkung nicht verwischen. Niemand wird von der Bundesregierung gezwungen, sich als Soldat zu verpflichten und ordentlich bezahlt in den Krieg zu ziehen. Wer es dennoch tut, muss eben die (bekannten!) Konsequenzen tragen. Ganz nebenbei bemerkt: interessanterweise wird in den Schlüsselszenen, die zu Trauma (und PTBS) führen, meist davon berichtet, wie schockierend es sei, die eigenen Kameraden tot zu sehen. Dass man die ganzen Wochen oder Monate davor direkt oder indirekt darin verwickelt war, diverse Gegner (oder Zivilisten als Kollateralschäden) ins Jenseits zu befördern, geschenkt.
ANDREAS HOERMANN, Frankfurt am Main