LESERINNENBRIEFE :
Enttäuscht über Frauen-taz
■ betr.: „Meine Lust gehört mir“, taz vom 8./.9. 3. 14
Ich bin enttäuscht über die 12-seitige Beilage zum Weltfrauentag. Sex sells, auch bei der taz? Nicht ein Artikel bringt irgendetwas Neues oder gibt Anregungen zum Nachdenken. Haben Frauen keine anderen Probleme? CHRISTA ESCHMANN, Hannover
Luxusproblem einer Randgruppe
■ betr.: „Kinderfreie Zone Bundestag“, taz vom 4. 3. 14
Ein Luxusproblem einer Randgruppe, das unter dem Deckmantel Familienfreundlichkeit von Ferdinand Otto abgehandelt wird. Die einzige Berechtigung dieses Artikels dürfte sein, dass nun die Leser erfahren, dass EU-Abgeordnete neben ihrer „Parlamentsarbeit“ gleichzeitig auf ihre (Klein-)Kinder aufpassen oder sich mit diesen beschäftigen können. Wozu gibt es Krippen, Tagesmütter etc.? Kommt für unsere Vertreterinnen wohl erst in Frage, wenn diese Kosten nicht nur steuerbegünstigt, sondern in voller Höhe von den Steuerzahlern beglichen. MARGARETE PSCHEIDL, Isny
Ausbeuterische Löhne
■ betr.: „Heikle Praktika“, taz vom 6. 3. 14
Endlich hat auch die taz die Gefahr des Mindestlohns erkannt und fordert Ausnahmen. Für die Kreativbranche ist er zu hoch. Genau. Übrigens finde ich als Genosse der taz, dass Frau Dribbusch durch eine Praktikantin ersetzt werden sollte. Ernsthaft. Vielleicht sollte die Kreativbranche einmal ihr Geschäftsmodell überdenken.
Mindestlöhne schützen übrigens auch Arbeitgeber, die Löhne über 8,50 Euro zahlen wollen, vor erzwungener Lohndrückerei. Ich wusste ja schon, dass die taz nicht höchste Gehälter zahlt oder zahlen kann. Wenn aber schon 8,50 Euro nicht drin sind, dann ist dies schon bitter. Wenn das Geschäftsmodell der taz nur dann funktioniert, wenn die Kapitalseite (die Genoss_innen) auf jegliche Dividende verzichtet und gleichzeitig ausbeuterische Löhne gezahlt werden, dann komme ich ins Zweifeln. Dafür habe ich mein Geld nicht in die taz investiert. Und dann will ich von der taz auch keine Artikel mehr über böse Leih- und Werkvertragsarbeit lesen. ERHARD MICHEL, Berlin
Freiwillig in den Freiheitsentzug
■ betr.: „Wir konnten das Rollback nicht stoppen“, taz vom 3. 3. 14
Herzlichen Dank, dass Sie am Thema der stationären Jugendhilfe dranbleiben. Ich glaube nicht, dass wir ein generelles geistiges „Rollback“ erleben, jedoch haben wir es mit einer starken Ökonomisierung der Kinder- und Jugendhilfe zu tun und in der Folge mit einer quantitativen und dann auch qualitativen Überforderung von in der Jugendhilfe Tätigen. Im Bereich der Einrichtungen, die mit der Genehmigung zum Einsatz freiheitsentziehender Maßnahmen arbeiten, werden in einem speziellen Segment der Jugendhilfe Konzepte entwickelt und Erfahrungen gesammelt. Auch unter dem Label der „geschlossenen Heime“ finden sich sehr differenzierte Angebote, die längst nicht als „repressive Pädagogik“ angemessen verstanden und beschrieben sind. Es ist den hier Tätigen bewusst, dass auch der Erfolg einer Maßnahme mit kurz- oder langfristigem Freiheitsentzug in letzter Konsequenz auf Freiwilligkeit und Kooperation beruht. Das heißt, in jedem Team einer „geschlossenen Einrichtung“ muss eine Vielzahl von Kompetenzen vorhanden sein. Es müssen positiv erfahrbare Beziehungen zu den Kindern und Jugendlichen hergestellt werden als Basis für jedwede erfolgreiche Intervention.
Und wir reden in der Gegenwart nicht mehr über Jugendliche, die im Minirock auf einem Moped mitfahren und dafür von Nachbarn denunziert und in einem intransparenten Verfahren in Fürsorgeheime verbracht werden. Wir reden über Kinder und Jugendliche, die Lösungen für ihre Lebensaufgaben suchen, die gegenwärtig oder in absehbarer Zukunft schweren Schaden für sich selbst und/oder andere verursachen (Bindung an organisierte Kriminalität und Prostitution, Verüben massiver Straf- und Gewalttaten, starker Rückzug und Selbsttötungsversuche, exzessiver und lebensgefährlicher Drogenkonsum) und die sich so sehr von menschlichen, familiären und gesellschaftlichen Bezügen entfremdet haben, dass sie anders als durch verbindliche Maßnahmen nicht erreichbar sind.
An dieser Grenze muss eine Abwägung und Entscheidung getroffen werden, in der man natürlich unterschiedliche Werte vertreten kann. Hier bieten Einrichtungen der Jugendhilfe mit Genehmigung zum Einsatz freiheitsentziehender Maßnahmen ein legitimes Angebot. Sie brauchen Planung, Reflexion, Transparenz und gute Kontrolle von verschiedenen Seiten, einschließlich der untergebrachten Kinder und Jugendlichen. GERT POMREHN, Berlin
Schwierigkeiten mit Lonsdale-Fans
■ betr.: „Lonsdale: Spielverlagerung nach links“, taz vom 3. 3. 14
Folgende Anmerkung zu dem Pressesprecher des SV Babelsberg 03 möchte ich mir nicht verkneifen: „Es gab aber auch Zweifler, Menschen, die in der neunziger Jahren mit Trägern der Marke Lonsdale Schwierigkeiten hatten“, sagt Thoralf Höntze. In den 90er Jahren habe ich in der Stadt Leipzig den Eindruck gewonnen, dass umgekehrt die Träger der Marke Lonsdale überdurchschnittlich oft ein sehr schwerwiegendes Problem mit Menschen hatten, die nicht in ihr eigenes Weltbild passten.
Der Form halber spannend wäre es zu erfahren, wie sich die Firma Lonsdale in den 90ern mit dem eigenen umsatzträchtigen Hype in der Rechtensubkultur auseinandersetzte. LARS HARTLEP, Köln