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Archiv-Artikel

LESERINNENBRIEFE

Suche nach Wahrheit

■ betr.: „Spontan für Frieden“, taz vom 23. 6. 14

Was sich am Wochenende etwas schüchtern versteckt als Glosse (?) von Robert Misik („Der rote Faden. Warum sind so viele Linke so peinlich?“) anbahnte, wurde heute erfreulicherweise bestätigt. „Wofür stehen die Montagsdemonstranten?“, fragt ihr. Dafür gibt es wahrscheinlich so viele Antworten wie TeilnehmerInnen. Gemeinsam ist ihnen die ernsthafte Suche nach Wahrheit und nach Alternativen zum „System“, das am Ende ist und dessen letzte, immer absurdere und brutalere Zuckungen wir derzeit erleben. „Wem folgen sie?“ Der Stimme ihres Herzens! – und ich bin zuversichtlich, dass das auch so bleibt! SABINE MIEHE, Marburg

Diffamierend und beleidigend

■ betr.: „Wie Helmut Kohl und Heiner Geißler“, taz vom 21. 6. 14

Die für Katrin Müller-Hohenstein gewählte Bezeichnung „Journalistische Heizdecke“ ist, bei aller berechtigter Kritik, diffamierend und beleidigend. Damit offenbart Peter Unfried seine Einstellung gegenüber Frauen in etwas herausgehobener Stellung. Diese wird vor allem dadurch deutlich, dass er gegenüber den kritisierten Männern keine solchen Bezeichnungen wählt, sondern hier sachlich bleibt. Wenigstens hat er Heizdecke und nicht Matratze gewählt, damit kann er sich gut herausreden. Durch diese Entgleisung wird der gesamte Artikel entwertet; was bleibt, ist eine unnütz verbrauchte Seite in der taz. ANDREAS LEIPNER, Bretten

Kinder individueller fördern

■ betr.: „Ein Kind sieht rot“, taz vom 17. 6. 14

Lehrer haben sich an den Lehrplan zu halten und stehen damit unter Zeitdruck, was es ihnen praktisch unmöglich macht, unter solchen Bedingungen auch noch auf die individuellen Bedürfnisse verhaltensauffälliger Kinder einzugehen.

Das Beste für alle Beteiligten wäre es, langfristig ein neues Schulsystem zu etablieren, das den individuellen Bedürfnissen der Kinder mehr Beachtung schenkt. Dies könnte realisiert werden, indem nicht nur Lehrkräfte an den Schulen unterrichten, sondern auch andere Berufsgruppen, wie Handwerker, Sportler oder Musiker, die mit den Kindern auf ihrem speziellen Gebiet arbeiten und sie so auch fördern können. Einige Kinder wären wesentlich besser in den Schulalltag integrierbar, wenn sie hauptsächlich Lernangebote im handwerklichen, sportlichen oder im musikalischen Bereich in Anspruch nehmen könnten. Wenn diese Kinder nicht mehr zum Stillsitzen genötigt werden beziehungsweise wenn nicht mehr Konzentrationsleistungen von ihnen gefordert werden, die zu erbringen sie gar nicht in der Lage sind, wäre der Schulalltag für alle Beteiligten sicherlich leichter und die stillen, intellektuell veranlagten Kinder könnten dann wieder ungestört arbeiten. MICHAELA DIEROLF, Wimsheim

Ein Demokratiedefizit

■ betr.: „Großes Geschacher im Hinterzimmer der EU“,taz vom 23. 6. 14

Geschacher oder vertrauensvolle Vorgespräche der Regierungschefs, wer will das entscheiden? Fest steht: Die Regierungschefs der EU haben kein demokratisch legitimiertes Mandat für Europa. Das ist ein Demokratiedefizit. Sie sind nationale Vertreter im Europäischen Rat und vertreten dort Eigeninteressen. Wenn diese Eigeninteressen dem Werden Europas nützen, hat die „Idee Europa“ Glück gehabt. Von Frau Merkel ist der Satz bekannt geworden: „Wir müssen unsere Demokratie marktkonform machen.“ Markt übertrifft Volkswillen. Daher sind die Vorstellungen der Parteien und deren Spitzen wichtig. Das zu präzisieren haben alle Parteien möglichst gemieden und wir nicht penetrant genug nachgefragt.

Jürgen Habermas attackiert seit 2012 öffentlich diese, Merkels Grundeinstellung – eine fast absolute Mehrheit der C-Parteien das Bundestagswahlergebnis. So wird nun Herr Juncker, der langjährige Ministerpräsident und herausragendes Mitglied im Europäischen Rat, zur Lichtgestalt des EU-Parlaments. Er sagt uns 526 Euro Mehreinkünfte durch TTIP voraus, nimmt das Klagerecht von Multis gegen Nationalstaaten in Kauf und macht unsere Gesellschaft noch marktkonformer. Wie wollen wir auf diese Zumutungen reagieren? KLAUS WARZECHA, Wiesbaden

Mit Raubgrabungen Geld verdient

■ betr.: „Die Zerstörung ist ein Teufelskreis“, taz vom 23. 6. 14

Neben der Zerstörung der Kulturerbestätten in Irak, aber auch in Syrien, sind die in den betreffenden Ländern grassierenden Raubgrabungen und die damit einhergehenden Zerstörungen archäologischer Stätten ein noch weit größeres Problem.

Viele Raubgrabungen sind das Werk organisierter und stark bewaffneter Banden. Manche Stätten werden mit Baggern auf der Suche nach Wertvollem geradezu umgepflügt. So berichtet ein Journalist des Guardian, dass die Miliz Islamischer Staat im Irak und in Syrien (ISIS) auch durch das Verticken von geraubten Antiquitäten größere Geldmittel generiert. Trotz gesetzlicher Schranken gelangen Antiken aus dem Alten Orient weiterhin auf die weltweiten Kunstmärkte. Deutschland hat zwar 2007 die Unesco-Resolution von 1970 ratifiziert, aber es hapert weiterhin an der Umsetzung. Nur eine konsequentere Umsetzung der Bestimmungen zum Schutz des kulturellen Erbes kann verhindern, dass mit den Zerstörungen weiterhin Geld verdient werden kann. HELGA SCHNEIDER-LUDORFF, Oberursel