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Archiv-Artikel

LESERINNENBRIEFE

Einer Demokratie unwürdig

■ betr.: „Mit Faxen gegen Schröder“, taz vom 1. 2. 11

Unglaublich! Haben wir das nicht schon mal zur Genüge gehabt? Bekenntnis zur Freiheitlich demokratischen Grundordnung? Ein Kampfbegriff, der Gesinnung als Maßgabe nimmt? Vor 40 Jahren: hatten „sie“ Sorge um den Öffentlichen Dienst. Heute: geht es „ihnen“ ums Geld. Vordergründig. Heute wie damals steht dahinter politische Disziplinierung. Heute wie damals sollen Erkenntnisse des Verfassungsschutzes herangezogen werden, der millionenfach Daten sammeln, bewerten und speichern darf. Unkontrolliert und unkontrollierbar! Erklärungen des Verfassungsschutzes sind entbehrlich, schädlich und einer Demokratie unwürdig. Zur Beobachtungen und Analysen politischer Gegebenheiten und Entwicklungen sind Informationen und Veröffentlichungen von Bürgerrechtsorganisationen, Medien,Wissenschaft besser geeignet.

HELGA KILLINGER, Gauting

Lavendelduft versprühen

■ betr.: „Ich finde Rosa auch nicht schlecht“, tazzwei vom 3. 2. 11

Halloooo, Schwestern … Bascha, Angela, Kristina, Tazzinnen und Tazzen, und wie ihr alle heißt: Habt ihr alle einen Kopfschuss, wollt ihr ’ne Sarrazzin-Debatte zu den Frauenrechten? Lieber mal im Wald spazieren gehn, in der Sauna abliegen und in warmem Wasser schwimmen, also schnell etwas Sand drüber, ein wenig Lavendelduft im Raum versprühen und weitermachen!

GABRIELE BRUGGER, Hüfingen-Mundelfingen

Bio, das kleinere Übel

■ betr.: „Von wegen Tiergerechtigkeit“, taz vom 2. 2. 11

Ich finde es einerseits super, dass hier die Tatsachen mal auf den Tisch kommen, weil sie uns allzu oft vorenthalten bzw. schwer zugänglich gemacht werden, andererseits birgt allein die Überschrift eine große Gefahr künftig wiederum als Unterstützung für eine der üblichen Ausreden „Bio sagt auch nix, da kann ich gleich normales Essen kaufen …“ verwendet zu werden. Kaum einer der Leute, die Bestätigung für solche Ausreden suchen, wird den Text so weit lesen, dass er versteht, dass dieser Artikel eine Aufforderung zu echtem Bio beinhaltet und Bio nicht grundsätzlich als Lüge hinstellt, sondern „nur“ im Bereich von Tier-, speziell Hühnerprodukten die Schwachstellen aufzeigt. Ich vertrete die Auffassung, dass Bio zwar auch ein Übel ist, aber doch das kleinere, und man trotz allem ein Statement abgibt, wenn man Bio wählt. Man beweist auf jeden Fall eine höhere Zahlbereitschaft, wenn Bio draufsteht, und das gibt den Produzenten vielleicht auch Mut, es mit echtem Bio zu versuchen. Wenn wir nicht mal die marginal teurere Bioalternative kaufen, dann wird uns kaum jemand glauben, dass wir echtes Bio, das deutlich teurer ist, dann erwerben. LENA REINER, Friedrichshafen

Ausdruck der Schwäche

■ betr.: „Lecker Salami räuchern zum Haustarif“, taz vom 1. 2. 11

Die Notwendigkeit, Haustarife abzuschließen (auch „Häuserkampf“genannt), ergibt sich meist aus dem Zerfall von Flächentarifen wie z. B. dem Bundesangestelltentarif BAT. Bei dessen Umwandlung in den neuen TVöD oder TVL hatten Betriebe ohne Tarifbindung, aber mit Anlehnung an den BAT häufig ein Problem. Ebenso waren die ArbeitnehmerInnen verunsichert, da die bisherige Tarifanbindung nun wegfiel. Dadurch konnten wir etliche Sozialbetriebe (z. B. Lebenshilfen) meist gemeinsam mit Verdi Bayern motivieren, mit uns Haustarifverträge abzuschließen, in meiner „Amtszeit“ als Organisationssekretär der GEW Bayern waren es allein 7 seit 2004! Der Zugewinn an Mitgliedern war für uns wie eine warme Dusche. Leider ist dieser für die Betroffenen durchaus materielle Erfolg ebenso ein Ausdruck der Schwäche von Gewerkschaften, die sich nicht mehr in der Fläche durchsetzen konnten. Außerdem muss jeder dieser Haustarife einzeln „gepflegt“werden, was wiederum einen größeren Personaleinsatz seitens der Gewerkschaften erfordert. In all diesen Betrieben waren nur wenige echte Lehrer beteiligt, weswegen ich die taz bitte, die GEW hinfort nicht mehr als Lehrergewerkschaft zu bezeichnen. Allein in Bayern sind 40 % der Mitglieder Fachkräfte mit sozialpädagogischer Ausbildung, hinzu kommen noch Leute aus der Weiterbildung und den Hochschulen, insgesamt ein buntes, nicht mehr vom Beamtenstatus geprägtes Spektrum.

GÜNTHER SCHEDEL-GSCHWENDTNER, Nürnberg

Auch Männer haben Töchter

■ betr.: „Merkel gegen Frauenquote“, taz vom 3. 2. 11

So ist das also: Die kinderlose Frau Merkel und der kinderlose Herr Westerwelle sind gegen eine verbindliche Frauenquote. Für die ist das auch kein Thema. Doch es sind nun mal über die Hälfte der Kinder weiblich – und immer besser ausgebildet. Was also sagen all die anderen Quotenverweigerer eigentlich ihren eigenen Töchtern, warum ihnen der Zugang zu Führungspositionen auf Dauer verweigert werden soll? Dieses Thema ist jetzt doch nicht etwa erledigt, es wird aktueller denn je sein – egal ob Merkel machtwortet oder nicht. Vielleicht hilft ja ein Blick ins Grundgesetz: In Artikel 3 steht unter Absatz 2 „Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin.“ Und mit „Wirken“ ist ja wohl aktives Handeln gemeint. Und nicht jahrzehntelanges Aussitzen. UWE BARKOW, Frankfurt