LESERINNENBRIEFE :
Irre komisch
■ betr.: „So geht die Isis in die Knie“, „Handeln müssen die Nachbarn“, taz vom 9. 9. 14
danke für die amüsante titelseite vom 9. 9. 14 mit dem lustigen 10-punkte-plan gegen isis. vor allem auch der kommentar vom karim war lustig. das mit der sozialisierung … zum brüllen … turbosozialisierung in den trümmern syriens und im maliki-irak. sind die dschihadisten also zwischen 5 und 15, die haben wohl alle angeklebte bärte … wirklich komisch … und der assad ist schuld. ist geläufig, der ist die jüngste sau, die wir durch den orient treiben … ein running gag … klar wissen wir spätestens seit der französischen revolution, dass die auflösung der ordnung gelegentlich im terror mündet, trotz bester absichten. noch länger wissen wir, der glaube versetzt zwar die berge, aber die politik und ökonomische interessen leiten die armeen und die waffen. heute tragen wir nicht mehr erlösung und seelenheil mit lanze und armbrust nach jerusalem, sondern bringen mit drohnen und dem gezielten luftschlag die demokratie.
aber hätten wir mal den assad gleich erledigt, vielleicht hätte uns das damaskus gekostet, aber auf alle fälle wären die lieben rebellen niemals auf so verrückte ideen mit dem kalifatstaat und so gekommen. die hätten doch die schönen neuen panzer in die garage gestellt, würden freie wahlen abhalten um fortan und für alle zeit in frieden zu leben. irre komisch. und merke, je massiver sich der westen reinhängt, desto besser wird die welt, sieht man im irak, in afghanistan und ganz frisch in libyen, der jüngsten oase des friedens und der eintracht in der arabischen welt … aua mein zwerchfell, leute ihr seid wirklich … ihr seid wirklich zum … zum schießen seid ihr … muharharharharar INGO WITZMANN, Berlin
Komplett daneben
■ betr.: „So geht die Isis in die Knie“, taz vom 9. 9. 14
So geht leider die taz in die Knie. Das war mit Spatzenhirn auf Kanonen schießen. Unlustig, geschmacklos, komplett daneben.
URSULA NEUHAUSER, Hamburg
Das gibt sich bei den meisten
■ betr.: „Salafisten bei der Arbeit“ u.a., taz vom 8. 9. 14
Wir müssen uns fragen, wie, wo und warum sich jemand religiös/politisch radikalisiert. Hier müssen Lehrer und Eltern wachsam bleiben, das Gespräch suchen, brauchen aber auch konkrete Ansprechpartner bei Polizei und Jugendamt. In vielen Fällen ist der Radikalismus nur jugendlicher Trotz auf die Welt der Erwachsenen. Junge Leute müssen sich von ihren Eltern/Lehrern abgrenzen, ihre eigenen Wege suchen. So gab es in den 60er Jahren die Hippies, später Punks, heute verfallen manche in Gegenreaktion auf die religiös/moralisch gleichgültig gewordene Mehrheitsgesellschaft in religiös/moralischen Eifer. Das gibt sich bei den meisten, aber eben nicht bei allen. Wir müssen den selbsternannten Schariawächtern entschlossen entgegentreten, aber auch bürgerliche Freiheit und ein humanes Christentum vorleben. Demokratie lebt von der persönlichen Freiheit des Einzelnen, davon, dass jeder tun kann, was er will, solange er niemanden belästigt. Gleichwohl sollten wir die Appelle/Vorwürfe der islamischen Moralwächter bedenken: Alkoholismus und Spielsucht sind sträflich verharmloste Volkskrankheiten.
CHRISTIAN FUCHS, Gutenstetten
Viele Beispiele für Gewalt
■ betr.: „Abbas setzt Hamas unter Druck“, taz vom 8. 9. 14
Grundsätzlich stimme ich Peter Philipp zu, obwohl die Frage bleibt, warum der ungeliebte und nicht mehr demokratisch legitimierte Palästinenserpräsident Mahmud Abbas derjenige sein soll, der die Zukunft seines Volkes glaubhaft gestalten kann.
Aber Philipp kann nicht davon lassen, seine Vorurteile gegen Israel nebenbei zu entlarven. Was meint er damit, wenn er sagt, dass die Gewalt des Krieges in Gaza „beispiellos“ ist? Es sei dahingestellt, ob die Gewalt verhältnismäßig war, aber ich kenne viele Beispiele für Gewalt, die weit über die vom neuesten Gaza-Krieg hinausgehen. Fangen wir mit Assad an, zum Beispiel, dessen Bomben gezielt Zivilisten töten und Städte auslöschen, ohne wie bei den Israelis Zivilisten zu warnen, bevor ein militärisches aber völkerrechtswidrig in einem zivilen Umfeld platziertes Ziel angegriffen wird. Oder wie wäre es mit den Städtebombardements des letzten Weltkriegs? Ich gebe zu: Israel macht leider vieles falsch, aber es gibt zu viele Kommentatoren, die mit einem pawlowschen Zucken beim Wort Israel reagieren.
MICHAEL LAWTON, Berlin
Friedensappelle sind Makulatur
■ betr.: „Neuer Bischof im militärischen Einsatz“, taz vom 9. 9. 14
Kirche und Militär, das ist bis heute eine unselige Verknüpfung. Obwohl die Kirchen mit ihrem christlichen Auftrag aufgerufen sind, Jesu Lehre der Gewaltlosigkeit zu folgen und zu verbreiten, unterstützen evangelische und katholische Kirche mit der Militärseelsorge die Bundeswehr. Durch die Bereitstellung von Militärpfarrern, tragen die Kirchen auch die seit Jahren zunehmende Militarisierung der deutschen Außenpolitik mit, statt sie um des Friedens willen deutlich zu kritisieren. Alle Friedensappelle der Kirchen sind Makulatur, solange sie die Bundeswehr durch die Militärseelsorge unterstützen, statt Soldaten wie allen anderen Menschen Seelsorge durch ortsansässige Gemeindepfarrer und -pastoren anzubieten.
JOACHIM FISCHER, Bremen