LESERINNENBRIEFE :
Das Weinen der Wohlstandskids
■ betr.: „Ein Traum von Solidarität“, taz vom 16. 6. 11
Nun sind die Schüler aus ihrer wohlbehüteten Umgebung von Elternhaus und Schule in der Realität angekommen. Die Trauer ist groß, die Wut auch. Komisch nur, dass weder Schüler noch Lehrer Fragen stellen. Lernt man das nicht mehr? Also: Sind Schüler heute so bequem, dass sie sich einen Abi-Event bei einer Agentur mit dem Geld der Eltern kaufen müssen? Könnt ihr nichts mehr selbst?
Ist Lehrern, die das mitmachen, nicht klar, dass da viel Geld bei den Organisatoren hängen bleibt? Auch ihr seid in der Verantwortung. Was befindet sich bei den Wohlstandskids eigentlich im Hirn? Hunderttausende Euro wie weggeblasen. Es scheint auch beim „kleinen Mann“ und auch der „kleinen Frau“ noch sehr viel Geld für derlei Schnickschnack da zu sein. Die nun vergossenen Tränen sind Krokodilstränen des Selbstmitleids. Aber vielleicht lehrt ein solcher Reinfall ja fürs wirkliche Leben – dann hätten alle was davon. Organisiert mal selbst etwas, dann merkt ihr, wie schön so eine selbsttragende Abifeier sein kann. Als Vater dreier Kinder: LOTHAR KOPP, Berlin
Tiere gehören nicht in Wohnungen
■ betr.: „122 Kaninchen auf Balkon gehalten“, taz vom 15. 6. 11
Nur für Geld werden hier Tiere unter unzumutbaren Zuständen gehalten und immer wieder neue herangezüchtet, während die Tierheime überfüllt sind. Dieser Mann ist leider kein Einzelfall. Doch bei aller Empörung sollten wir nicht vergessen, schuld ist nicht allein der Züchter, sondern auch alle, die dort Tiere kaufen. Ändern wird sich nur etwas, wenn die Nachfrage nicht mehr da ist. Tiere gehören überhaupt nicht in Wohnungen. Eine Ausnahme sind die, die in den Tierheimen so dringend auf Vermittlung warten. DOREEN ROTHE, Berlin
Enttäuscht von den Grünen
■ betr.: „Bürger wollen ans Netz“, taz vom 9. 6. 11
Schön, dass die taz so ausführlich über die Veranstaltung von Attac und der Initiative Bürgerbegehren Klimaschutz berichtet.
Die große Überraschung des Abends ist Ihrer Reporterin allerdings entgangen: Die Gastgeber-Initiativen waren wie auch das Fachpublikum sichtlich enttäuscht von der Position der Grünen, die eben keine Übernahme der Netze in kommunale Hand für nötig halten. Diese ist aber Voraussetzung für den politischen Einfluss, den die Grünen durchaus anstreben.
So sprach denn auch der Kollege vom Unabhängigen Institut für Umweltfragen vielen im Publikum aus der Seele: Wir sind enttäuscht von der Konzeption der Grünen! Aber – wer vielleicht auch mit der CDU zusammen Berlin regieren möchte, muss sich wohl in vielen Fragen alles offen halten. VERA BÖPPLE, Berlin
Gute Rückschau
■ betr.: „Die Helfer gegen rechts“, taz vom 7. 6. 11
Die in Ihrem Druckerzeugnis erschienene Berichterstattung anlässlich des zehnjährigen Bestehens der Mobilen Beratungsstelle gegen Rechtsextremismus (MBR) ist außerordentlich begrüßenswert. Eine gut nachvollziehbare Rückschau des bislang zurückgelegten steinigen Weges mit Rückschlägen sowie persönlichen Bedrohungslagen wird ausgezeichnet verknüpft mit dem aktuellen Wirken der MBR-Aktiven. Für den Durchschnittsbürger ohne Berührung mit rechtsextremen Zeitgenossen (!) vermittelt sich hier ein ermunterndes Lagebild. Dem MBR mit seiner Beharrlichkeit und Ihrer begleitenden Reportagetätigkeit sei Dank gesagt. ULRICH BARKOW, Berlin
Der Papst soll in Rom bleiben
■ betr.: „Papst, Bratwurst, Papst, Senf“, taz vom 16. 6. 11
Jetzt soll also auch der Norden Deutschlands von der römisch-katholischen Kirche missioniert und religiös bekehrt werden? Mit dem Segen der schwarz-gelben Bundesregierung. Der Norden und Berlin waren aber und bleiben weiterhin überwiegend und zu Recht protestantisch oder atheistisch. Der Papst soll in Rom, im steuerfreien Vatikanstaat, bleiben. Vor dem würde ich nie einen „Knicks“ machen oder gar den dicken, protzigen Ring auf seinem Finger küssen – wie erstaunlicherweise immer noch viele Politiker und Staatsoberhäupter. GERDA FÜRCH, Berlin