LESERINNENBRIEFE :
Sexkauf bestrafen
■ betr.: „Jetzt ist sie also mit Kreuz. Die Juristin Alexandra Goy streitet für Gleichberechtigung“, taz vom 1. 11. 14
Ich bin für Bestrafung des Sexkaufs. Nach einer EU-Studie ist die BRD seit Inkrafttreten des ProstG 2002 das Bordell Europas, Frauenhandel und Zwangsprostitution hier am weitesten verbreitet. Das Europäische Parlament forderte im Februar 2014 in einer Resolution, als wirksamstes Mittel dagegen das schwedische Modell gesetzlich zu verankern. Daran sollte sich die Bundesregierung orientieren. Sexkauf verstößt gegen die Würde von Frauen und Männern und verhindert die Gleichstellung der Geschlechter. Wichtig ist: Der Schutz von Mädchen vor sexuellem Missbrauch in Familie, Kindergarten etc. ist zu verstärken und das Recht auf Ausbildung, Fort- und Weiterbildung auch für Mädchen und Frauen zu garantieren.
ALEXANDRA GOY, Berlin
Wo ist da die Logik?
■ betr.: „Die UN rät: Kohleausstieg jetzt“, taz vom 3. 11. 14
Selbstverständlich passt die generelle Ablehnung der CO2-Verpressung bzw. -Endlagerung durchaus weiterhin ins Bild, mindestens so lange, wie die Verstromung fossiler Energieträger anhält und subventioniert wird. Denn, wie Herr Pötter zu Recht feststellt, wird der sofortige Kohleausstieg im IPCC-Bericht eben nur „zwischen den Zeilen“ erwähnt! Die Internationale Energieagentur (IEA) hat anlässlich der Inbetriebnahme der kanadischen CCS-Pilotanlage sogar unmissverständlich erklärt, dass ein Ausstieg aus der Kohleverstromung in absehbarer Zukunft nicht in Erwägung gezogen wird, und Kohle zu einem wertvollen Rohstoff erklärt. Was hat das also mit Klimaschutz zu tun? Wo ist da die Logik? Um das angestrebte Klimaziel zu erreichen und dabei nicht auf Kohle zu verzichten, müsste in den kommenden 25 Jahren alle 2,6 Tage ein weiteres CCS-Kraftwerk einschließlich der dazu erforderlichen Pipeline und des geologischen Speichers in Betrieb gehen. Das ist vollkommen illusorisch! CO2-Emissionen lassen sich nur dann wirklich und dauerhaft reduzieren, wenn CO2 gar nicht erst in großen Mengen entsteht. Den höchsten CO2-Ausstoß verursacht nachweislich die Braunkohleverstromung.
Auf die vielen Risiken der CO2-Verpressung und die irreversiblen Schäden für Mensch und Umwelt gehe ich hier bewusst nicht ein, ausführliche Informationen sind auf allen Homepages der Bürgerinitiativen, die gegen CO2-Endlager kämpfen, zu finden. Und das sind nicht wenige! BRIGITTE HAHNWALD, Husum
Auf allen Ebenen umdenken
■ betr.: „Weltrettung zum Spottpreis“, „Die UN rät: Kohleausstieg jetzt“, taz vom 3. 11. 14
Bei der „Rettung der Welt“ müsste auf allen Ebenen umgedacht werden. Besonders dringlich ist natürlich die Herabsetzung des Kohlendioxidausstoßes, da dieses Gas Jahrtausende in der Atmosphäre verbleibt und daher wesentlich zur Erderwärmung beiträgt. Daher muss vor allem CO2 endlich einen Preis bekommen, sodass die Verschmutzungsrechte eingeschränkt werden, und das nicht erst „vor 2020“, sondern zeitnah. Daneben müsste aber auch weltweit auf ein Verbot der Abholzung und Brandrodung der tropischen Urwälder hingearbeitet werden. Eine nachhaltige Landwirtschaft sowie eine andere Verkehrspolitik könnten ebenso für eine Reduzierung schädlicher Gase sorgen: besonders der in der industriellen Agrarlandwirtschaft eingesetzte Stickstoffdünger setzt große Mengen an Lachgas frei, das sogar 300-mal so schädlich ist wie Kohlendioxid; durch mehr Transport auf der Schiene ließen sich auch die Autoabgase vermindern. Und, last not least, der Ausstieg aus den fossilen Energien. Damit entfiele auch – entgegen der Meinung von Bernhard Pötter – die Notwendigkeit der Abscheidung und Lagerung von CO2 aus Kraftwerken, denn selbst der UN-Klimarat gab zu bedenken, dass diese Methoden „ungewiss und mit möglichen Risiken behaftet“ seien. Bei CSS sind die Risiken so groß, dass keine Versicherung diese absichern will. HELGA SCHNEIDER-LUDORFF, Oberursel
Keine Arbeitsplatz-Garantie
■ betr.: „Seit an Seit gegen das Klima“, taz vom 6. 11. 14
Die Beschäftigten sollten sich nicht weismachen lassen, dass Kohlekraftwerke Arbeitsplätze sichern: Eine Dokumentation über den Bau des Kohlekraftwerks Neurath legt eindrucksvoll dar, dass zwar der Bau des Kraftwerks Tausenden Arbeit gab, dass aber der Betrieb des Kraftwerks nur noch neun Beschäftigte erfordert. Eine wesentliche Verantwortung für die Lage, in der sich die Branche befindet, trägt die IG BCE, dessen Vorsitzender Herr Vassiliadis einer Bürgerinitiative 2011 schrieb, dass die Kohlevorräte so lange genutzt werden sollten, wie sie reichen, und „danach werden unsere Nachfahren sicher Wege gefunden haben, den Energiebedarf der Menschheit allein aus erneuerbaren Quellen und ohne Treibhauseffekt zu nutzen“. Verantwortlich für das Festhalten an Kohle ist auch die Wissenschaft, die seit 1990 – zusammen mit den Konzernen – die Hochrisiko-Technologie CCS (CO2-Endlagerung) als Klimaschutz propagiert. Insbesondere die einflussreichen Wissenschaftler Prof. Schellnhuber und Prof. Edenhofer, die die Bundesregierung, die EU, die Weltbank, die UN, die Deutsche Bank und neuerdings den Vatikan beraten, treten massiv für CCS ein. Prof. Edenhofer sprach sich erst kürzlich auch für die Nutzung der Atomkraft aus, um das 2-Grad-Ziel zu erreichen. Die Akzeptanz für CCS soll nun erreicht werden, indem CO2 zunächst unter der Nordsee endgelagert werden soll und CCS in kleineren Projekten (getarnt als Biomasse + CCS sowie einer Power-to-Gas-Variante) verwirklicht werden soll. REGINA RENSINK, Stadum