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Archiv-Artikel

LESERINNENBRIEFE

Profit und Korruption

■ betr.: „Die schlechteste Kandidatur“, taz vom 21. 11. 14

Es ist tatsächlich unfassbar, was sich der Leichtathletik-Weltverband mit der Vergabe der WM nach Katar hier erlaubt. Es ist davon auszugehen, dass sehr viel Geld in korrupte Kanäle geflossen ist. Das Ganze erinnert fatal an die Vergabe der Fußball-WM. Diese Pseudo-Sportorganisationen haben mit Sport nichts, mit Profit und Korruption sehr viel zu tun. Hier werden auf dem Rücken der Athletinnen und Athleten üble finanzielle Machenschaften und Machtspielchen ausgetragen. Das Schlimme daran, auch nationale Sportverbände, wie in diesem Fall der DLV, spielen hier kritiklos mit. Es wäre jetzt an der Zeit, dass sich verantwortungsbewusste Spitzensportler oder noch besser ganze Sportverbände außerhalb dieser mafiotisch strukturierten Weltverbände organisieren und alternative Wettbewerbe austragen, um nicht vollends zu absoluten Marionetten zu mutieren. So eine Neuausrichtung wäre auch eine Chance, die Themen Doping, Vergabekriterien, Nominierungsrichtlinien und vieles mehr grundlegend zu reformieren. WOLFGANG WEDEL, Nürnberg

Ein gewisser Nervfaktor

■ betr.: „Band Aid. Kein Schnee zu Weihnachten“, taz vom 21. 11. 14

Okay, das wiederholte Auspacken der musikalischen Moralkeule durch Bono etc. mag schon einen gewissen Nervfaktor aufweisen. Ebenso nervig ist allerdings das unweigerlich darauf folgende, reflexhafte Niedermachen der Initiatoren mittels besserwisserischer Feuilletonbeiträge. Was die beklagte Verzerrung des Afrika-Bildes im Songtext betrifft: Das ist ein Popsong und keine wissenschaftliche Abhandlung! Fundierte Analysen sind in dreieinhalb Minuten kaum zu erwarten, schon gar nicht in einem so deutlich als „tear-jerker“ angelegten Stück. Sicherlich dient die Mitwirkung an der x-ten Neueinspielung vielen MusikerInnen als schnelle Methode, credibility points einzufahren. Das ist aber weniger verwerflich, als die Ablehnung der Teilnahme mit dem Verweis auf eventuelle Imageschädigung zu begründen … FRANK PÖRSCHKE, Hattingen

Erstaunlich USA-fixiert

■ betr.: „Zuschauermessung. Datingbörse für Filmliebhaber“, taz vom 20. 11. 14

Der Artikel von Anne Fromm ist erstaunlich USA-fixiert. In Deutschland, der Schweiz und Österreich gibt es zum Beispiel ZATTOO, einen Streaming-TV-Dienst mit über 200 Kanälen. Ein europäisches Forschungsprojekt, Vista-TV (http://vista-tv.eu), hat die aggregierten Sehgewohnheiten untersucht und bietet damit präzise Zuschauermessungen. In dem Projekt wurde an der TU Dortmund das Wechselverhalten von Programmen und Endgeräten analysiert. Geeignete Merkmale erlauben es sogar in Echtzeit, Werbung und das beworbene Produkt zu extrahieren. Für die Werbung ist es dann durchaus interessant, bei welcher die Zuschauer dran bleiben und bei welcher sie wegschalten. Natürlich wird dabei auf den Schutz der Privatheit geachtet – etwas genauer, als es Erk Simon angibt („eher Ältere“), sollte es allerdings schon sein. KATHARINA MORIK, Köln

Schwanz mit rosa Schleife

■ betr.: „Ist Professx ein Fortschritt?“, taz vom 22. 11. 14

Den Trick mit dem x habe ich noch nicht restlos durchschaut, aber das Grundanliegen erkenne ich wieder: mit Hilfe der Sprache das ändern wollen, was durch Sprache abgebildet wird. Das ist die bekannte Geschichte, wo der Schwanz mit dem Hund wedeln soll. Und in diesem Fall wird um den Schwanz noch eine rosa Schleife (in x-Form) gebunden, damit die Schleife mit dem Schwanz schaukelt und dieser endlich mit dem Hund wedelt. VOLKER JUNG, Hamburg