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Archiv-Artikel

LESERINNENBRIEFE

Es hätte anders kommen können

■ betr.: „Ecuador stoppt Kooperation mit Berlin“, taz vom 22. 12. 14

Die Verärgerung von Ecuadors Präsident Rafael Correa über Deutschland ist ja nicht ganz unbegründet. Schließlich schien schon mal alles in trockenen Tüchern, um das Öl im Osten des Nationalparks unter der Erde zu lassen: Im Jahr 2010 hatte das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen bereits einen Treuhandfonds aufgelegt, um die von Correa vorgeschlagenen 3,6 Milliarden US-Dollar zu sammeln, für die bereits Zusagen von Chile, Italien, Frankreich und vor allem von Deutschland vorlagen. Aber dann wurde Dirk Niebel Entwicklungsminister – und das Projekt musste scheitern. Damit scheitert auch die Idee des „Buen Vivir“, das für ein „gutes Leben“ im Einklag mit der Natur steht und sogar in die ecuadorianische Verfassung übernommen wurde. Jedenfalls muss man die harschen Reaktionen von Präsident Correa Deutschland gegenüber genau vor diesem Hintergrund sehen. Es hätte ja alles ganz anders kommen können. HELGA SCHNEIDER-LUDORFF, Oberursel

Verstehen und willkommen heißen

■ betr.: „Die Dresdner Scholle“, taz vom 23. 12. 14

„Die Liebe zur eigenen Scholle und Weltoffenheit sind noch immer zwei Dinge, die nicht zusammenpassen“, schreibt Martin Reeh im Kommentar auf Seite 1 der taz und baut eine Assoziationskette auf: Dresdner Patriot – Dunkeldresden – AfD – NPD. Was tue ich nur? Ich liebe Land, Häuser, Menschen in dem Land, in dem ich lebe, mit all ihren Stärken, Schwächen und Eigenarten. Bin ich deshalb rechts? Kann sich deshalb Pegida oder die NPD bei mir heimisch fühlen? Das Gegenteil ist richtig. Gerade weil ich meine „eigene Scholle“ liebe, kann ich das Elend der Flüchtlinge, die die ihre verlassen mussten, besser verstehen und sie willkommen heißen.

HEINRICH KAUTZKY, Kiel

Waffen einsammeln und zerstören

■ betr.: „Im Schlangennest“, taz vom 23. 12. 14

Aus dem Artikel meine ich schließen zu müssen, erstens: dass Waffenlieferungen nach Afrika ein Verbrechen sind, zweitens: dass es sinnlos, ja tödlich ist, von „außen“ mit Waffenlieferungen, „Ausbildern“, Soldaten in die afrikanischen Konflikte einzugreifen. Vielleicht schaffen erst Leichenberge den Willen in afrikanischen Gesellschaften, nicht mehr zu Gewalt zu greifen. (Und Soldaten sollten in Afrika nur noch eines tun: Waffen einsammeln und zerstören.)

PETER BETHKE, Eutin

Farben sind nicht das Problem

■ betr.: „Ein bisschen mehr Wärme für die Besserwisser-Partei“, taz vom 22. 12. 14

Für Menschen, die unsere Gesellschaft kritisch betrachten, ist die Farbe Gelb in der Tat ein Warnsignal. Ikea, Amazon, ADAC, FDP. Es gibt auch Ausnahmen. Post? DHL? Arbeitsrechtlich wohl nicht immer ganz unproblematisch, geht aber noch. Edeka? Man weiß es noch nicht. Aber natürlich sind die Farben nicht das Problem der FDP. Alleine nicht, in der Kombination Gelb-Blau auch nicht. Aber wo fange ich an, der FDP zu erklären, warum sie zu Recht in der Bedeutungslosigkeit verschwindet? Vielleicht liegt’s ja am Freiheitsbegriff. Die Philosophie der Freiheit bietet viele komplexe Konstruktionen dieses Begriffs. Bei der FDP scheint es ausschließlich um die Freiheit des Stärkeren zu gehen. Stärker heißt hier finanziell stärker. Es ist auch eine gewisse Stärke der Hegemonie. Vielleicht ist auch die rücksichtslose Ökonomisierung aller Lebensbereiche unserer Gemeinschaft das Problem (kaum verhohlener einziger Programmpunkt der FDP). Was es auch ist, vermutlich hängt es eher mit den Buchstaben der Partei als mit ihren Farben zusammen. Aber an der Farbpalette lässt sich leichter drehen als am Namen selbst. Corporate Identity ist eben flexibler als Political Identity. (Passenderweise eher ein wirtschaftspsychologisches Manöver als eine ernsthafte inhaltlich-politische Auseinandersetzung). OLE SCHWARDT, Bad Schwartau

Ein perfektes Lied

■ betr.: „Der Volkstümliche“, taz vom 23. 12. 14

Die einzige Schublade für deutschsprachige Unterhaltungskünstler, in die Udo Jürgens je gepasst hat, war die mit der Aufschrift „Eine Klasse für sich“. Keiner und keine hat uns über Jahrzehnte hinweg mit einem derart breiten musikalischen Spektrum und durchweg intelligenten und gehaltvollen Texten begleitet. Der österreichische Komponist, Pianist und Sänger hinterlässt somit großartige Gegenwartskunst und Zeitkultur, und er hinterlässt eine große Lücke in unserer Musikwelt. Die auch deshalb nicht kleiner ist, weil sich langjährige Ausnahmekünstlerinnen und Weggefährtinnen von Udo Jürgens, wie zum Beispiel Katja Ebstein, Mireille Mathieu oder Caterina Valente, leider bereits seit vielen Jahren mehr oder weniger von der (großen) Bühne verabschiedet haben.

Schön, dass Jan Feddersen in der taz vom 24. 12. 2014 einen Textauszug von Katja Ebsteins „Und wenn ein neuer Tag erwacht“ rezitiert. Aufmunternder Text, gesungen von Deutschlands bester Sängerin aller Zeiten gleich perfektes Lied.

IRA BARTSCH, MATTHIAS BARTSCH, Lichtenau-Herbram