piwik no script img

Archiv-Artikel

LESERINNENBRIEFE

Kirche und Staat endlich trennen!

■ betr.: „Zur falschen Zeit am falschen Ort“, taz vom 17. 9. 11

Ines Pohl schreibt in ihrem Kommentar, „Kirche und Staat sind getrennt – und dabei soll es auch bleiben.“ Leider muss ich dieser Aussage widersprechen: Der deutsche Staat arbeitet direkt im Dienste der Kirche, indem er für sie Steuern einzieht, der Staat schützt christliche Feiertage im Grundgesetz, „Tanzverbot“ an christlichen Feiertagen, der Staat finanziert tatsächlich den Löwenanteil der sogenannten „kirchlichen“ sozialen Projekte, der Staat steht kirchlichen Einrichtungen dem Grundgesetz widersprechende Sonderrechte im Arbeitsrecht zu. Kirche und Staat sind in Deutschland nicht getrennt. Schön wär’s! Dass der Papst vor dem Bundestag spricht und Abgeordnete der Grünen und Linken, die die Veranstaltung boykottieren, dem schönen Schein zuliebe durch andere Personen ersetzt werden, ist zwar kritisch zu betrachten; um das Problem aber in seinen Wurzeln anzugehen, muss man viel früher ansetzen und Kirche und Staat endlich trennen! CAROLIN KUGEL, Leipzig

Keine Löcher stopfen

■ betr.: „Zur falschen Zeit am falschen Ort“, taz vom 17. 9. 11

Seit wann dürfen Vertreter von Einzelinteressen nicht im/vorm Parlament sprechen, weil dieses in summa Vertreter des ganzen Volkes sei? Gerade das ist ja der Sinn des Parlaments: Sich aufgrund von Einzelmeinungen ein Bild des Ganzen zu machen und danach zu entscheiden. So ist es dann auch geradezu beschämend, dass die Löcher, die die Zuhörverweigerer aus einigen Fraktionen in den Sitzreihen hinterlassen, künstlich gestopft werden und dem Papst (und anderen) eine heile Welt vorgegaukelt wird. Nachher denkt er noch, er sei ausnahmslos willkommen! Realitätsverluste hat er doch schon genug zu erleiden. ACHIM HOHLFELD, Herne

Höflichkeit ist … anwesend sein

■ betr.: „Zur falschen Zeit am falschen Ort“, taz vom 17. 9. 11

Demokratie, verbunden mit Toleranz und Menschenwürde zu leben, heißt, dem anderen, auch wenn er eine andere Meinung vertritt, zuzuhören, zu versuchen seine Argumente zu verstehen und mir meine eigene Meinung zu einem Thema zu bilden. Der Papst ist sowohl das Oberhaupt der katholischen Kirche als auch der oberste Vertreter des Staates Vatikanstadt. Als dessen Staatsoberhaupt wurde er vom Bundestagspräsidenten mit Zustimmung aller Fraktionen eingeladen, im Bundestag zu sprechen. Ich gehe davon aus, dass die von mir gewählten und über das Wohl der Gesellschaft Entscheidungen treffenden Abgeordneten schon aus diplomatischen Gründen, aber auch aus Höflichkeit, dazu bereit sind bei einem eingeladenen Gast anwesend zu sein und zuzuhören. KARLHEINZ SEILER, Detmold

Kein Staatsbesuch

■ betr.: „Zur falschen Zeit am falschen Ort“ u. a, taz vom 17. 9. 11

Die aktuelle Berichterstattung zum bevorstehenden Papstbesuch darf bei aller vermuteten Objektivität nicht darüber hinweg täuschen, dass es sich hier nicht um einen Staatsbesuch handeln kann. Der Papst als Oberhaupt der Katholiken besucht seine Gläubigen in Deutschland. Dabei soll es bitte schön bleiben. Ich wünsche keine Auftritte des Papstes im Deutschen Bundestag. Das ist ein Ort der demokratischen Willensbildung, keine Kirche. Der Trick, die Papstrede als Staatsbesuch aus dem Vatikan umzudeuten, zeigt einmal mehr, wie schwer es der „politischen Klasse“ fällt, demokratischen Ansprüchen zu genügen. WOLFGANG SIEDLER, Langenhagen

Meinen Segen habt ihr

■ betr. „Popestar“, taz vom 17. 9. 11

Wahrscheinlich erntet ihr wieder jede Menge Proteste gegen das „schamlose“, „geschmacklose“, „gotteslästerliche“ usw. usw. Titelbild: Meinen Segen habt ihr! ULRICH SEIDEL, Lage

Ein kluger alter Mann

■ betr.: „Popestar“, taz vom 17. 9. 11

Warum erkennt ihr denn nicht an, dass hier ein kluger alter Mann sich ernsthaft um Frieden bemüht ? Das hat noch gar nichts mit Glauben zu tun, den euch wirklich keiner aufzwingen will.

ULRICH RÄTH, Norden