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Archiv-Artikel

LESERINNENBRIEFE

Banken haben die Macht

■ betr.: „Statt Kapitulation ginge auch Attacke“, taz vom 22. 9. 11

Eigentlich passt doch alles ins Bild, was die Regierung mit diesem Abkommen versucht, die Banken und die anonymen Steuerflüchter, vielleicht eine Klientel der Regierungsparteien, zu schützen. Credit Suisse konnte sich mit einem Deal vor einer Anklage wegen Steuerhinterziehung „freikaufen“. Und dabei bleibt ein arges G’schmäckle, wie es die Schwaben sagen.

Vielleicht muss ja auch die eigene Partei geschützt werden. Wie wir wissen, hatte – hat sie vielleicht noch? – Schwarzgeldkonten in der Schweiz, was eigentlich brutalstmöglich aufgeklärt werden sollte.

Wenn, wie es im Artikel beschrieben, die USA das Bankengeheimnis der Schweiz brechen konnten, wieso kann – oder will – es Deutschland nicht mit ähnlichen Methoden versuchen? Und dann ein Abkommen zu unterschreiben, über das weder im Bundestag noch im Bundesrat abgestimmt wurde. Das ist bestimmt nicht demokratisch. Wie gesagt: arges G’schmäckle! Aber allem Anschein nach haben die Banken die Macht. ALBERT WAGNER, Bochum

Yes, we can Staatspleite

■ betr.: „Obama kritisiert Europas Krisenpolitik“, taz.de v. 27. 9. 11

Mit dem Insolvenzantrag der New Yorker Investmentbank Lehman Brothers am 15. 9. 08 stürzte die Welt in die schwerste Finanz- und Wirtschaftskrise seit 1929. Die Obama-Administration hat mittlerweile den höchsten Schuldenstand der amerikanischen Geschichte zu verantworten: 10 Billionen Euro! „Yes, we can Staatspleite.“ In dieser unrühmlichen Situation kritisiert Obama allen Ernstes das EU-Krisenmanagement in Bezug auf die Euroschuldenländer. „Wer im Glaushaus sitzt, soll nicht mit Steinen werfen“, lautet ein bekanntes Sprichwort. ROLAND KLOSE, Bad Fredeburg

Krise durch Spekulaten

■ betr.: „Die Eurokrise wird zur Weltkrise“, taz vom 27. 9. 11

Da wird allgemein über die „Eurokrise“ gejammert, aber die stete Bedrohung, die die internationalen Spekulanten darstellen, wird dabei nicht erwähnt. Es wurde zwar seit 2008 immer wieder davon gesprochen, die Finanzmärkte zu regulieren, aber geschehen ist bisher nichts. Wenn jetzt eine US-Bank ihren Kunden rät, auf den Niedergang des Euros zu wetten, spricht das ja wohl für sich! Wenn die Politiker nicht endlich etwas gegen die Hedgefonds und die Großspekulanten unternehmen, sind all ihre Anstrengungen und Bemühungen um die „Eurokrise“ vergebens.

HELGA SCHNEIDER-LUDORFF, Oberursel

Werbesendung für Regierung

■ betr.: „Merkel Jauchzt“, taz vom 27. 9. 11

Diese als Talkshow getarnte Werbesendung für die Regierung auf Kosten der Gebührenzahler markiert einen neuen Tiefpunkt im Niedergang des öffentlich-rechtlichen Fernsehens.

Ich schlage einen Fernsehgebührenboykott vor nach dem Motto: Ich sehe schwarz fürs öffentlich-rechtliche Fernsehen. Der wird so lange beibehalten, bis sich die Verantwortlichen auf ihren eigentlichen Auftrag besinnen: Bildung und politische Aufklärung. Dazu gehören unter anderen das Aufzeigen von Alternativen zum Regierungskurs, die Bereitstellung von Hintergrundwissen, um eine politische Meinung wie die der Kanzlerin kritisch hinterfragen und einordnen zu können. Herr Jauch fungierte mit seiner pseudokritischen Fragestellung nur als Stichwortgeber für Angela Merkel.

MARGIT GEILENBRÜGGE, Dortmund

Schirme gegen Pleitestürme

■ betr.: „Welche Kostümierung bleibt Angela Merkel“, taz v. 27. 9. 11

Endlich widmet sich mal jemand kritisch dem kuriosen und überaus missverständlichen Bild vom Eurorettungsschirm. Leider ist auch Ihr Autor auf die gewiss gewollte Vorstellung vom Regenschirm hereingefallen. Doch vor welchen Pleitestürmen schützt ein aus Geldscheinen gefertigter Regenschirm, der ein ganzes Land überspannen müsste? Nun ist aber laut Duden gar kein Regenschutz, sondern der Notfallschirm gemeint, als Metapher für (finanzielles) „Rettungspaket“. Welcher Schirmpolitiker – wissen die selbst, von was für einem Schirm sie fabulieren? – erklärt uns bitte, wie man einem Abstürzenden einen Hilfsfallschirm anlegt und ihn so ganz sicher rettet? Man sähe zu gern mal eine Probevorführung. Allerdings hat Semler mit seiner schönen Deutung des fast religiösen Suggestionswertes von Rettung recht: Wer möchte nicht, dass jemand aus Lebensgefahr gerettet werde? Und ein als Regenwehr fehlgedeuteter Schirm bekommt noch die beruhigende Botschaft von Schutz und Beschirmung. Wer könnte da nein sagen? Dieses euphemistische Bild ist aber nichts als irreführende Bauernfängerei.

GUIDO KOHLBECHER, Neustadt/Wied