LESERINNENBRIEFE :
Teure Offshore-Windanlagen
■ betr.: „Energiewende darf nicht zu teuer werden“, taz v. 29. 9. 11
Leider geht Matthias Kurth auf die Problematik der Offshore-Windparks nicht ein. Deren Stromproduktion ist mehr als doppelt so teuer wie der von Onshore-Windanlagen. Zudem würden nur weit unter 1.000 Kilometer neue Stromleitungen benötigt, wenn der in Süddeutschland ausfallende Atomstrom direkt vor Ort durch Onshore-Windanlagen ersetzt werden würde. ARTUR BORST, Tübingen
Geschundene Demokratie
■ betr.: „Verfassungsgericht prägt Demokratie“, taz vom 29. 9. 11
Ist es nicht traurig, dass ausgerechnet ein Komitee aus Technokraten die einzige moralische Instanz ist, die unserer geschundenen Demokratie geblieben ist? Dass ein Gericht unsere Verfassung vor einem Parlament schützen muss, dem die Demokraten abhanden gekommen sind? DIRK FLEISCHMANN, Berlin
Kaum PolitikerInnen mit Weitblick
■ betr.: „Staaten tilgen ihre Schulden niemals in Zeiten der Krise“, taz vom 28. 9. 11
Besonders in Zeiten der Krise sind wir auf die Beratung von Fachleuten angewiesen, weil wir kaum Politiker mit Weitblick haben oder aber Politiker, die ihre Verantwortung vor dem Steuerzahler und Wähler gegenüber Karriere oder Parteiinteressen hintanstellen? Allerdings sagt schon der gesunde Menschenverstand, und den sollten unsere gewählten Politiker auch haben, dass ein permanentes Leben über seine Verhältnisse (Nettoneuverschuldung) nicht gut gehen kann! Deutschland ist zwar wirtschaftlich sehr stark (aufgrund von Exporten zum Beispiel nach Griechenland), aber wir nehmen auch ständig neue Schulden auf. Wie können wir da andere Länder unterstützen? Auch die Grünen und die SPD können nicht zugeben, dass die flächendeckende Einführung des Euro in den Ländern Europas seinerzeit nicht kritisch geprüft wurde! NORBERT VOSS, Berlin
Risikoerhöhung von 1,6 Prozent
■ betr.: „Alles bleibt in der Familie“, tazzwei vom 27. 9. 11
Der Artikel vermittelt den Eindruck, Kinder aus einer Beziehung von Cousin und Cousine seien mit einer hohen Wahrscheinlichkeit schwer krank. Diese Behauptung ist sachlich falsch. Tatsächlich sind über 90 Prozent dieser Kinder gesund! Richtig ist: Kinder aus solchen Verwandtenbeziehungen haben gemeinsame Urgroßeltern und damit ein erhöhtes Risiko, dass sie einen rezessiven Gendefekt sowohl über ihren Vater als auch über ihre Mutter erben und damit erkranken. Diese Risikoerhöhung beträgt 1,6 Prozent und ist moderat im Vergleich zu einem in jeder Schwangerschaft gegebenen Basisrisiko von 3 Prozent, dass das neugeborene Kind eine relevante Fehlbildung, Erkrankung oder Behinderung hat. Vor diesem Hintergrund ist unsere Gesellschaft gut beraten, wenn sie die Fortpflanzungsentscheidung auch in diesem Fall den informierten Partnern überlässt!
ANDREAS ARTLICH, Chefarzt Kinder- und Jugendmedizin,
Waldburg
Gute Sache Organspende
■ betr.: „Guter Schnitt“, taz vom 26. 9. 11
Gabriele Goettle erweist mit diesem Beitrag der guten Sache Organspende einen Bärendienst, denn ähnlich wie die freiwillige unentgeltliche Blutspende ist dies der Garant für den geringsten Handel von Organen oder Blut. Der Vergleich mit Kannibalismus ist übrigens völlig daneben. Jeder weitere Kommentar erübrigt sich da. CHRISTOPH ELSNER, Ludwigsburg
Mieser Schnitt
■ betr.: „Guter Schnitt“, taz vom 26. 9. 11
Wer durch die Schlagzeile „Organtransplantation und Kannibalismus“ angezogen, den Text einer gestandenen Journalistin erwartete die sich dem Thema aus ungewöhnlicher Perspektive, vielleicht mit einem Augenzwinkern, aber auf solidem theoretischen Fundament widmet, wurde enttäuscht. Auf zwei Seiten wird vielmehr dem „Privatier“ Richard Fuchs die Möglichkeit gegeben, eine krude Mischung aus fragwürdigen Daten und Verschwörungstheorien auszubreiten. Die Medizin wird hier zur dunklen Macht, die aus bloßer Gier dem lediglich hirntoten Körper die Organe entreißt. Ich möchte schmunzeln, aber hier werden eben nicht nur meine Nerven strapaziert, sondern die Ängste potenzieller Spender mit unhaltbaren Behauptungen verstärkt. Die Nöte der 12.000 Patienten, die mit einem neuen Organ die Chance hätten, in ein erträgliches Leben zurückzukehren, werden völlig ausgeblendet. CHRISTIAN DIEKHAUS, Duisburg
Das ist wirklich ungerecht
■ betr.: „Einlass nur für Einserschüler“, taz vom 29. 9. 11
Das ist natürlich wirklich ungerecht! Die Schüler müssen durch den NC = 1, die Schülerinnen dagegen können alle einfach anfangen mit dem Studium! Oder habe ich da etwas falsch verstanden? Oder war schon wieder mal kein Platz für zwei Geschlechter? Oder will die taz eine Lösung des Quotenproblems suggerieren? Oh, so viele Fragen! REINHARD VOIGT, Hamburg