LESERINNENBRIEFE :
Prügelknabe Fotovoltaik
■ betr.: „Dächer zu Kraftwerken“, taz vom 15. 10. 11
Die Stromwirtschaft prügelt sicher zu Unrecht auf die Fotovoltaik ein, denn solange viel Geld dort investiert wird, werden die Gewinne nicht anderswo geschmälert.
Wenn Prof. Weinmann, Magdeburg, nicht komplett falsch liegt, ist mit dem Isolieren der Dächer unter den Solarzellen für das gleiche Geld mehr CO2 zu sparen als mit den Zellen darüber. Deren „Megawatt“ kosten 30-mal so viel wie die „Negawatt“ darunter. Wärmedämmung würde die zahlreichen, für die Atomkraftwerke gebauten Stromheizungen 30-mal stärker entlasten als Solarzellen für das gleiche Geld. Und deswegen tun sich alle schwarz-gelben Regierungen so schwer mit der Gebäudesanierung. Da gebraucht die Stromwirtschaft die Fotovoltaik eher nur als Prügelknaben, während sie die Gebäudesanierung diskret behindert.
Effizienzsteigerung kommt lange vor Solarenergie, und die ist immer noch 3-mal so teuer wie Windstrom.
HANSPETER MAIER, Mörfelden
Wir haben die Schnauze voll
■ betr.: „Heute beginnt die Revolution“ u. a., taz vom 15. 10. 11
Die Menschen empören sich gegen ein System, das nur einige wenige reich macht und der Rest kann sehen, wo er bleibt.
Wir haben die Schnauze voll von Politikern, die vor Wahlen dem Volk das Blaue vom Himmel versprechen und danach nach dem Motto weitermachen, was interessiert mich der Mist, den ich gestern von mir gegeben habe. Wir haben die Nase voll von Finanzdienstleistern (Banken, Hedgefonds, Investmentbanken usw.), die ihre Gewinne privatisieren, aber wenn sie Scheiße bauen, vom Steuerzahler gerettet werden müssen. Wir haben die Schnauze voll in einem großen Monopolyspiel ohne Chancen mitzumischen, dessen Regeln wir nicht gemacht haben, aber die Mehrheit trotzdem befolgen muss.
Es nervt uns, dass behauptet wird, wir leben in einer Demokratie, obwohl wir nur alle fünf Jahre zwei Kreuze machen dürfen, ein Zeichen, das schon seit ewigen Zeiten als Unterschrift für Ausbeuterverträge herhalten musste, wenn der Unterzeichner des Schreibens nicht mächtig war. Wir wollen endlich echte Demokratie und direkte Mitbestimmung!
Wir haben die Schnauze voll von Medien, die nur Erfüllungsgehilfen der Mächtigen sind und deren Propaganda verbreiten.
Lernt ihr da oben denn nichts aus der Menschheitsgeschichte? Die Masse der Menschen lässt sich das Diktat von oben nur eine gewisse Zeit gefallen, aber irgendwann ist Schluss! Jede Revolution der Vergangenheit hat gezeigt, dass die Mächtigen irgendwann ihre Quittung bekommen, und die Volksseele brodelt mehr und mehr. Wenn ihr da oben nicht anfangt, eure Gier zu zügeln, werdet auch ihr eines Tages in den Geschichtsbüchern stehen als diejenigen, die die Zukunft der Welt verzockt haben! JÖRG ROTH, Bendorf
Alles für die Reichen
■ betr.: „Heute beginnt die Revolution“ u. a., taz vom 15. 10. 11
Milliarden für den Euro-Stabilisierungspakt, für den Euro-Rettungsschirm und nunmehr für die Bankenkrise. Die gesamteuropäische Staatspleite ist in Sichtweite, und der kleine Mann, die sozial Schwachen, dürfen den Gürtel noch enger schnallen. Ich koche vor Wut über die Banken, Manager, Spekulanten, Lobbyisten und Politiker, die die Schuldenkrise verursacht haben und nicht von diesen selbst getragen wird. Sparen, kürzen, streichen. Alles für die Reichen. Es wird Zeit, dass wir dieser Lobbyisten- und Diätenmafia das politische Handwerk legen. LESLY JENS HENRY KREFFT, Rosdorf
„Poor Standards“
■ betr.: „Rating und Risiko“, taz vom 15. 10. 11
Wenn die Ratingagenturen selbst einmal bewertet und ihre Arbeitsweisen und Motive ganz genau unter die Lupe genommen würden, vielleicht würde dann z. B. Standard & Poor’s zu Poor Standards heruntergestuft werden müssen. Das ist natürlich reine Spekulation, aber eventuell doch lohnenswert. MANUELA KUNKEL, Stuttgart
Bahn zockt ab
■ betr.: „Fahrpreise steigen wieder deutlich“, taz vom 14. 10. 11
Zum x-ten Mal erhöht die Bahn in wenigen Jahren ihre Preise um fast vier Prozent. Mit dieser kundenunfreundlichen Preispolitik manövriert sich das ehemalige Staatsunternehmen selbst auf das Abstellgleis. Denn der sinkende Service und die zunehmenden Verspätungen und Zugausfälle rechtfertigen diese Abzocke beim Fahrpreis nicht. Erinnert sei nur an die vielen Ausfälle der Klimaanlagen in den ICE-Zügen im Sommer. Die Fahrgäste der Bahn und die Millionen Berufspendler haben die steigenden Ticketpreise, die deutlich über der aktuellen Inflationsrate liegen, nicht verdient.
ALBERT ALTEN, Wernigerode