: Kutipps zum Wochenend
„Eva Herman Ihre Ehe vor dem Aus“ titelte in dieser Woche die BILD. Ob Eva Herman ihre Ehe tatsächlich vor dem Aus steht, vermögen wir nicht zu beurteilen. Aber dass der Satz grammatisch dem Aus näher ist als Eva Hermans Ehe es je sein kann, ist unübersehbar.
Studierte Ruhrpottler wie wir erkennen nämlich sofort, dass der Satz korrekt formuliert lauten muss: „Eva Herman der ihre Ehe vor dem Aus“. Erst in dieser anmutigen Wortkonstellation wird unmissverständlich klar, dass es Eva Herman ist, deren private Lebensplanung sich offenbar mit unerfreulichen Problemen konfrontiert sieht.
Will man dem Ruhrpott-idiom noch gerechter werden – und spätestens seit den bewegenden Interviews mit dem legendären Rasengott Willi Gib mich die Kirsche Lippens weiß nicht nur der Fußballpfroind, dass diese Sprache nur erfunden wurde, um privaten Tragödien ihre sprachlich einzig angemessene Ausdrucksform zu eröffnen – dann lautete die richtige Formulierung: „Eva Herman der ihre Ehe sowatt von voll im Arsch“. Penible Sprachpuristen würden sogar noch hinzufügen: „Alter, boh glaubze, die Nummer von Eva Herman und der ihren Alten ist sowatt von voll im Arsch, boh ey“. Und sollte es jetzt noch jemandem gelingen, inmitten dieser herzergreifenden Aussage noch das kleine Wörtchen Currywurst sinnvoll einzubinden, dann erst wäre das ganze Ausmaß der menschelnden Herzschmerz-Geschichte in vollkommene Worte gemeißelt.
Zweifellos haben wir nun – wer verstünde das nicht? – in Ihnen das unbändige Verlangen geweckt, mit uns über die diesem Satz eigenen Feinheiten ein tiefgründiges Gespräch zu führen. Womöglich würden sie „vor dem Aus“ nicht mit „sowatt von voll im Arsch“ übersetzen, sondern eher mit einem ebenso schlichten wie prägnanten „abgekackt“? Und wäre grammtisch anstelle von „der ihre Ehe“ nicht korrekter die Formulierung „der ihr seine Ehe“?
Das bedarf der eingehenden Erörterung. Glücklicherweise müssen Sie nicht bis Montag warten, ehe wir wieder für Sie erreichbar sind. Denn schon am Sonntag, zwischen 12 und 15 Uhr, treffen sie uns tazzen zum fröhlichen Torwandschießen im Scooter auf der Breminale. Und zur Klärung strittiger sprachphilosophischer Fragen haben wir im Scooter mit unserem Kolumnisten Urdrü und dem Poetry-Slam-Virtuosen Meister Propper zwei Heroen des gesprochenen Wortes zu Gast. Wir freuen uns auf Sie!
Currywurst! taz
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