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Archiv-Artikel

Kurzsichtiges Management

betrifft: „ThyssenKrupp baut woanders“, taz nrw vom 6.10.2004Wenn ThyssenKrupp ein neues Stahlwerk in Brasilien für 2 Milliarden Euro bauen will, wird das natürlich auch Auswirkungen auf den Standort Duisburg-Hamborn haben. Es ist dann abzusehen, dass Stahlbrammen aus Brasilien nach Hamborn zur Weiterverarbeitung kommen werden. Das wird natürlich an dem Standort Deutschland zum Abbau von Arbeitsplätzen führen. Vielleicht wird dann sogar ein Teil der Hochöfen nach China verkauft, wie schon die Kokerei Kaiserstuhl in Dortmund. Das neue Stahlwerk in Brasilien soll in Kooperation mit dem weltgrößten Eisenerz-Produzenten CVRD in Brasilien gebaut werden. Es wird bestimmt in einem Export-Hafen für Eisenerz errichtet werden, wo man dann das Eisenerz vor der Tür hat. Interessant ist auch, dass TKS gerade in 2001 seine letzte Eisenerz-Grube, die Ferteco Mineracao S.A. an die CVRD verkauft hat. Heute bezieht die TKS die Hauptmengen an Eisenerz zur Stahlerzeugung gerade auch von der CVD. Es ist also eine große Abhängigkeit vorhanden. Zu Zeiten des unvergessenen General-Direktor der damaligen August Thyssen Hütte, Dr. Günther Sohl, war es die Politik des Unternehmens, durch eigene Erz-Gruben im Ausland, wie in Afrika und Brasilien, eigene Rohstoffe zu haben und von dem Weltmarkt möglichst unabhängig zu sein! Nun, diese Politik hat das Management der TKS verlassen, es gehört nicht mehr heute zum „Kerngeschäft“, wie die Kaufleute so schön sagen! Nach Meinung der ehemaligen Bergleute von Thyssen ein verhängnisvoller Fehler. Gerade jetzt bei dem Stahl-Boom, vor allem durch die hohe Nachfrage aus China, kann die TKS trotzdem keine hohen Gewinne einfahren, durch die gestiegenen Rohstoffpreise, die das Ergebnis deutlich drücken. Aber auch durch die Herabstufung von S&P, muss man für Kredite jetzt mehr zahlen. Dann kommen drückende Verpflichtungen in Höhe von geschätzten 4 Milliarden für den ausufernden Pensionsfond dazu. Der Kurs an der Börse um die 15 Euro, und das bei dem jetzigen Stahl-Boom, sagt alles. WILHELM LASZLOB, Dinslaken