Hering wird knapper : Kurzsichtige Entscheidungen
Heute beschließt die EU die zukünftigen Fangquoten für den Hering. Dabei muss sie sich zwischen Nachhaltigkeit und Profit entscheiden. Ein Zeichen setzte die Kommission bereits mit ihrem Vorschlag, künftig 63 Prozent weniger Heringsfang zu erlauben – das behagt nicht jedem.
KOMMENTAR VON UTA GENSICHEN
Dürften vor den deutschen Küsten im nächsten Jahr nur noch 16.400 Tonnen Hering aus dem Wasser gezogen werden, brächte das die kleinen Fischer um ihre Existenz. Sie können schon heute nur noch mit Nebeneinkünften aus dem Tourismus überleben. Ihre Konkurrenz mit den größeren Trawlern ist wegen ihrer Mobilität unabhängig vom Tagesgeschäft und kann reduzierte Quoten leichter wegstecken. Die Entscheidung aus Brüssel träfe also einzig die Kleinen.
Auch diese jedoch müssen jetzt Opfer bringen, wollen sie ihre Zunft nicht vollständig gefährden. Denn wird jetzt nicht die Reißleine gezogen, ist die Überfischung nicht mehr aufzuhalten. Das bedroht langfristig nicht nur das Ökosystem Ostsee, sondern auch den Beruf des Kutterfischers.
Besser wäre es allerdings gewesen, schon früher auf die Ratschläge von Wissenschaftlern und Umweltorganisationen zu hören. Es stünden jetzt nicht Tausende Existenzen auf dem Spiel, wenn die Quoten vor Jahren maßvoll gesenkt worden wären. Aber man entschied lieber kurzsichtig. Das rächt sich nun.