Kurzkritik: Paulsrekorder in der Lila Eule : Energiebolzend korrekt
Das rockt, und zwar energiebolzend korrekt. Das poppt, und zwar mit frisch geduschter Melodieseligkeit. Das wellt selbstbewusst neudeutsch dahin, und zwar mit ernster Spaßpoesie. Wer sich vor dem geistigen Ohr vorstellen kann, wie die NDW-Heroen Spliff klingen würden, wenn sie sich nach einer muskelbildenden Fitnessüberholung den ewigen Wahrheiten des Rock’n’Rolls verschrieben hätten, bekommt einen Eindruck von Bremens neuer Hoffnung am Musikhimmel: Paulsrekorder. Unbeschwerte Jungs, 26 bis 34 Jahre, die in hansestädtischen Tanzkapellen wie Covent Graden und Cherry Bomb gespielt, für Vocals & Lyrics aber ausländische Verstärkung geholt haben: David Jürgens aus Bassum. Seit 2002 wird herumgewurschtelt, jetzt soll Zug in die Karriere kommen. Viermal die Woche trainiert das Team in einem stinkigen Hafenspeicher für Rohkaffee – und präsentiert sich in der begeisterungsvollen Lila Eule als kompaktes Kraft-Quintett. Der virile Davidkörper und sein hochgepresster Leidenschaftsgesang verströmen die pop-notwendige Portion Erotik. Souverän werden drumherum dynamisch effektive Songs gebaut, organisch pendelnd zwischen Verdichten und Entspannen. Erkannt wurde das Potenzial auch von den Juroren des John Lennon Talent Award, die Paulsrekorder soeben in ein zweijähriges Förderprogramm aufgenommen haben. Jens Fischer