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Kurze Geschichte des ANC

■ Vom kleinen Verband zu großen Organisation

Der „Afrikanische Nationalkongreß von Südafrika“ (ANC) wurde am 8. Januar 1912 als „Südafrikanischer Eingeborenen Nationalkongreß“ (SANNC) in Bloemfontein gegründet. In ihren Anfangsjahren vertrat die Organisation vor allem die Interessen einer kleinen schwarzen Mittelklasse. Ihr erster Präsident, John Dube, war Direktor einer Schule, Sekretär Solomon Plaatjie Chefredakteur bei einer Zeitung. Unter dem Einfluß von Streiks und der Gründung der Kommunistischen Partei Südafrikas (CPSA) 1921 gab der SANNC seine Strategie der Appelle an die Regierung auf. 1923 wurde aus dem SANNC der ANC und 1927 begann die Organisation mit dem Aufbau landesweiter Basisstrukturen.

In den vierziger Jahren wurde der ANC immer militanter. Nach ersten Busboykotten aus Protest gegen Preiserhöhungen wurde 1944 die Jugendliga des ANC gegründet. Der Sieg der burischen Nationalen Partei bei den Wahlen 1948 bedeutete ein endgültiges Ende der Lobbypolitik des ANC. Führende Mitglieder der Jugendliga, darunter Nelson Mandela und Oliver Tambo, konnten in den fünfziger Jahren ihren Einfluß in der Organisation geltend machen. Darauf folgten wiederholte Kampagnen des zivilen Widerstandes gegen die Apartheid und zunehmende Repressionen durch das Regime.

Die CPSA wurde 1950 verboten, jedoch 1953 als „Südafrikanische Kommunistische Partei“ (SACP) im Untergrund neu gegründet. Sie arbeitete weiter mit dem ANC zusammen. Afrikanisten, die die vielrassische Politik des ANC nicht unterstützten, verließen 1958 den ANC und gründeten unter der Führung von Robert Sobukwe den „Pan Afrikanistischen Kongreß“ (PAC).

Sowohl PAC als auch ANC veranstalteten 1960 landesweite Kampagnen gegen die Paßgesetze, die die Freizügigkeit von Schwarzen einschränkten. Dabei kam es im März 1960 bei Sharpeville zu einem Zusammenstoß mit der Polizei, bei dem 69 Demonstranten erschossen wurden. Daraufhin wurden ANC und PAC verboten. Seitdem arbeitet der ANC im Untergrund und Exil. Nach fast 50 Jahren des friedlichen Widerstandes wurde 1961 auf Empfehlung Mandelas der bewaffnete Kampf durch die ANC-Armee „Umkhonto we Sizwe“ (Speer der Nation) aufgenommen.

Höchstes Entscheidungsgremium des ANC ist die alle fünf Jahre (zuletzt 1985) einberufene „Nationale Beratungskonferenz“, zu der Hunderte von Delegierten aus aller Welt, auch aus Südafrika, kommen. Die Konferenz wählt das zur Zeit 35 Mitglieder umfassende Exekutivkomitee, das zwischen den Konferenzen die Organisation leitet. Die drei wichtigsten Führer wurden namentlich gewählt: Präsident (Oliver Tambo), Generalsekretär (Alfred Nzo) und Schatzmeister (Thomas Nkobi).

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