: Kurdisch-irakisches Abkommen perfekt
■ Vertrag zwischen Saddam und Kurdistan-Front offenbar unterschriftsreif/ Details weiter unbekannt
Ankara/Berlin/Teheran/Silopi (afp/taz/ap) — Irakische Kurdenführer haben in der nordirakischen Stadt Schaqlawa über das mit Bagdad ausgehandelte Autonomieabkommen gesprochen. Wie die türkische Tageszeitung 'Milliyet‘ am letzten Samstag berichtete, nahmen an dem Treffen der Führer der Demokratischen Partei Kurdistans (DPK), Massoud Barzani, und Vertreter sieben weiterer Kurdenorganisationen teil. Der Chef der Patriotischen Union Kurdistans, Dschalal Talabani, wollte demnach am Samstag zu dem Treffen reisen.
Barzani hatte am Freitag gegenüber dem Zweiten Deutschen Fernsehen zu dem Abkommen erklärt: „Wir haben sehr gute Ergebnisse erzielt, und ich denke, die Sache ist erledigt.“ Nach den Beratungen in Schaqlawa werde er nach Bagdad zurückreisen, um dort gemeinsam mit Saddam Hussein das Abkommen zu unterzeichnen, daß unter anderem die Abschaffung der bewaffneten kurdischen Peschmerga vorsehe. Auf die Frage, ob er nicht fürchte, von der Bagdader Führung hintergangen zu werden, erwiderte Barzani: „Saddam kennt den Preis seiner Unterschrift.“ Details des Abkommens sind noch nicht bekannt. Ein Vertreter der KDP versicherte gegenüber der taz nur, die kurdischen Forderungen würden von der Bagdader Führung „zu 75 Prozent akzeptiert“. Gegenüber 'Milliyet‘ hatte Barzani gesagt, die umstrittene Stadt Kirkuk solle allen Irakern gehören und die dortigen Ölvorkommen gemeinsam genutzt werden.
Starke Explosionen im Südirak meldete am Samstag wieder die iranische Nachrichtenagentur 'Irna‘. Laut 'Irna‘ rühren sie „wahrscheinlich von Zusammenstößen zwischen Regierungsstreitkräften und Oppositionsgruppen her“. Ein kürzlich nach Iran geflüchteter Iraker habe berichtet, die heiligen Städte Kerbala und Nadschaf würden noch immer von den „Baath-Truppen“ belagert. Die Elitetruppen Saddam Husseins, die Republikanischen Garden, setzten Hubschrauber ein, um die in die südlichen Sümpfe geflüchteten schiitischen Aufständischen zu fangen und sie an unbekannte Orte zu bringen.
Die türkischen Behörden haben nach Berichten vom vergangenen Samstag in dieser Woche 22 irakische Flüchtlinge, bei denen es sich möglicherweise um desertierte Soldaten handelte, zur Rückkehr in die Heimat gezwungen.
Die 22 hätten zu einer Gruppe von 96 Menschen gehört, die nach Ausschreitungen im südosttürkischen Flüchtlingslager Semdinli am Montag festgenommen worden seien, sagte ein Mitarbeiter einer internationalen Hilfsorganisation im Lager Silopi. Während die anderen wieder auf freien Fuß gesetzt worden seien, seien die übrigen als Anführer der Unruhen ausgemacht und in den Irak abgeschoben worden.
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