piwik no script img

Kunstwerk von Kippenberger zerstörtGroßreinemachen im Museum

Wie in guten alten Zeiten: In Dortmund hat eine Reinigungskraft eine Installation von Martin Kippenberger kaputtgeputzt. Wert: 800.000 Euro.

Ruiniert: "Wenn's anfängt durch die Decke zu tropfen" von Martin Kippenberger. Bild: dapd

DORTMUND dapd | Eine Putzfrau in Dortmund hat ein Werk des renommierten Künstlers Martin Kippenberger schwer beschädigt. Sie schrubbte einen Gummitrog, der Teil der Installation "Wenn's anfängt durch die Decke zu tropfen" ist. Der Vorfall habe sich bereits um den 20. Oktober bei Putzarbeiten im Museum Ostwall ereignet, sagte die Sprecherin der Stadtverwaltung, Dagmar Papajewski, am Donnerstag auf dapd-Anfrage.

Das Werk hat einen Versicherungswert von rund 800.000 Euro. Die Installation aus dem Jahr 1987 stellt einen Turm aus Holzlatten dar und war dem Museum erst Anfang dieses Jahres von einem Sammler ausgeliehen worden. Unter dem Holzgestell befindet sich ein "Gummitrog", so Papajewski. Dessen Patina habe die Putzfrau entfernt.

"Nach Einschätzung der Museumsrestauratorin ist der Ursprungszustand des Werkes nicht wiederherzustellen", betonte Papajewski. Die Reinigungsfirma habe ihre Versicherung eingeschaltet, ein Gutachter prüfe den entstandenen Schaden. Laut der Sprecherin wurde das Werk ansonsten aber nicht beschädigt. Zudem sei es auch weiterhin im Museum Ostwall im Dortmunder U zu sehen.

Nach den Worten von Papajewski sind die Mitarbeiter der Putzfirmen eigentlich angehalten, einen Abstand von mindestens 20 Zentimeter zu den Kunstwerken zu halten. Nun müsse geklärt werden, ob die Firma ihre Mitarbeiter ausreichend geschult habe.

Erinnert an die "Fettecke" von Joseph Beuys

Der Vorfall erinnert an ähnliche Zerstörungen von Werken von Joseph Beuys. So reinigten zwei Frauen 1973 bei einer geselligen Feier des SPD-Ortsvereins Leverkusen-Alkenrath eine von Beuys mit Mullbinden und Heftpflastern versehene Badewanne für Babys - um darin Gläser zu spülen. Für Aufsehen sorgte auch die Fettecke von Beuys, die 1986 in der Düsseldorfer Kunstakademie bei Putzarbeiten einfach weggewischt wurde.

Martin Kippenberger wurde 1953 in Dortmund geboren, 1997 starb er in Wien an Leberkrebs. Der extravagante Kippenberger war nicht nur Maler, sondern auch Installationskünstler, Performancekünstler, Bildhauer und Fotograf. Seine Inspirationsquellen waren neben der Popkultur, der Politik, der Geschichte und der Architektur oft Alltagsgegenstände sowie sein eigenes Leben.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

13 Kommentare

 / 
  • S
    swilly

    Die Patina einer Gummiwanne weggeputzt!??? Das ist ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit! Den Haag übernehmen Sie!

    Haben wir keine anderen Probleme auf diesem Staubkorn in einem unendlichen Universum?

  • DD
    D.D. (aus dem $-speicher)

    @ anke

    D'accord ! So machen wir's !

     

    @ J.A.

    "Rinder" auch ?

  • QB
    "Dr." Bean

    lässt grüßen ...

  • JC
    Johnny Cynic

    Mannmannmann wat seid Ihr für Banausen!

    Die "Raumpflegerin" ist in Wahrheit eine nun international bekannte Künstlerin und war Schülerin von Arnulf Rainer an der Akademie der Bildenden Künste in Wien.

    Euer Kunstverständnis reicht doch nur bis Spitzweg!

     

    meit der ob so viel Ignoranz entrüstete zynische Hans

  • S
    subject101

    MENSCHENFREUND IST DOOF!

  • T
    Tom

    @menschenfreund: wenn du "Kunst" geniessen möchtest, die so richtig schön "nah am Volk" ist, dann empfehle ich den "Musikantenstadel". Viel Spass.

    Leisten müsstest du dir's ja können, wenn du jede Woche ein mit Achthunderttausend Eurel dotiertes Werk zu wege bekommst. Eigentlich müsste ich sowieso von lauter Millionärskünstlerkollegen umgeben sein, so oft, wie ich den Spruch höre. Allerdings meistens von Leuten, die nicht mal ein Strichmännchen gerade aufs Blatt bekommen.

  • M
    mimi-kri

    "kann das weg oder ist das kunst?"

  • E
    eckfett

    @yottel:

     

    dann aber konsequenterweise in eine fettecke! vielleicht hätte das den kunstsachverstand außerordentlich gestählt.

  • J
    J.A.

    Frauen haben einfach keinen Bezug zur Kunst.

  • A
    anke

    Das ist die große Krise mal im Kleinen – für Leute, die sie auf Griechisch nicht verstehen. Mitwirkende sind: ein "renommierter" Künstler, der Kraft seines nackten Namens aus Baumarkt-Material im Wert von 50 Euro ein Kunstwerk im Wert von fase einer Millionen kreiert, ein Sammler, der zu viel Geld und zu wenig Liebe zu den schönen Dingen des Lebens besitzt, eine Versicherung, die sich überzeugen lässt, dass dem völlig überteuerten Werk nichts passieren wird, eine Restauratorin, für die Dreck nur so lange Dreck ist, wie er am Entstehungstag des Kunstwerkes zusammen gekehrt wurde – und eine Putzfrau, die sich fünf Minuten lang dümmer stellt, als ihr Arbeitgeber eigentlich erlauben dürfte.

     

    Wäre ich Krimi-Schriftsteller, würde ich aus diesem Personal vermutlich einen Versicherungsbetrug häkeln. Einen Fall, der sich um eine skrupel- weil mittellose Putzfrau und einen Sammler in Geldnöten rankt, der genau weiß, wie schlecht Putzfrauen hier und heute bezahlt werden. Die Putzfrau bekäme ein zehntel der Versicherungssumme versprochen - und am Ende der Story ein Brecheisen über den Kopf, damit ein schlecht bezahlter und genau so gelaunter Bulle einen Grund hat, spannende Ermittlungen anzustellen. Am Ende würde der Sammler überführt. Alle anderen Beteiligten kämen selbstverständlich ungeschoren davon. Schließlich soll der Fall ja wirken, als wäre er aus dem Leben gegriffen.

  • Y
    Yottel

    Wäre sicher heute vor Lachen gestorben, hätte die Putzhilfe vielleicht in die Ecke geschickt, dass sie "sich schämen soll".

  • A
    Anita

    Unsere Kunst soll saubrer werden...

  • M
    menschenfreund

    Da kann man sehen, wie nah' diese "Kunst" am Volk ist.

    Tüchtig, diese Frau (auch die damals bei Beuys)!

    Für 800.000 Öhrchen mache ich so'n Ding jede Woche im Jahr einmal. Da käm' ich endlich mal so halbwegs über die Runden.

    (Ich will mich ja schließlich nicht überarbeiten - allenfalls Kunstliebhaber ein wenig "vergesäßen" (oder wie das heißt))...