Kunstrundgang : Harald Fricke schaut sich in den Galerien von Berlin um
Das Thema liegt an diesem Ort nahe. „Sauberkeit, Service, Sicherheit“ waren die Vorgaben für den von der NGBK veranstalteten Wettbewerb zur künstlerischen Ausgestaltung am U2-Bahnhof am Alexanderplatz. Aber Marietheres Finkeldei hat so gar keine cleanen Images abgeliefert: Für ihre Arbeit „Eine diskrete Ordnung“ wurden Skizzen und Begriffe mit schwarzem Ölstift auf den weißen Untergrund der 32 Hintergleisflächen gezeichnet, die eher an die wilden Kritzeleien der Fluxus-Ära erinnern. Dabei hat das Chaos aus Wörtern und Strichen durchaus System. Von Tafel zu Tafel entwickelt sich ein Zusammenspiel aus Assoziationen, werden Paare gebildet wie etwa „stehlen/fotografieren“ oder „einatmen/ausatmen“ und „schmecken/riechen“. Diesen Tätigkeiten, die durchaus in öffentlichen Räumen praktiziert werden, sind Jahreszeiten oder auch Sternzeichen als Zeitebene zugeordnet. Alles zusammen gibt den gestischen Zeichnungen einen visuellen Rhythmus nach Art von Beuys’schen Seminaren.
Es müssen Monster sein, mit denen Bjarne Melgaard zu kämpfen hat. Auf seinen großformatigen, expressiv pfirsich- oder lilafarben besudelten Leinwänden in der Galerie Crone Andreas Osarek tauchen jedenfalls immer wieder überdimensionale Köpfe mit spitzen, teufelsähnlichen Ohren auf. Doch bei genauerem Hinsehen entpuppt sich das Biest als Chihuahua-Frau Jasmin, die Melgaard offenbar sehr nahe steht: Mal sitzt er mit der Hündin am Wasser, mal schaut sie einen lieb mit ihren blitzenden Augen an. Der Rest ist allerdings ein Ritt in eine schwer drogige Finsternis, die Melgaard mit allerlei Tötungsfantasien und anderen Gewaltakten als Graffiti auf den Bildern fortschreibt – „do you like to get tortured sometimes“. Das ist modisch und ästhetisch zwar voll auf Höhe des Punk, macht aber auch schnell depressiv.