Kunstrundgang : Brigitte Werneburg schaut sich in den Galerien von Berlin um
Das Haus am Waldsee und die Karl Hofer Gesellschaft sind zwei Institutionen, die sich vor allem zu Zeiten der untergegangenen Stadt West-Berlin große Verdienste um die Förderung und Vermittlung der Kunst erworben haben. Natürlich möchten sie sich die dazugehörigen Ordenszeichen weiterhin ans Revers heften. Ein Bestreben, das sich freilich heute, unter den Bedingungen einer harten Konkurrenz, sehr viel schwieriger gestaltet als in früheren Jahren. Das gilt vor allem für Katja Blomberg. Als die neue Leiterin will sie das Haus am Waldsee wieder zu einer ersten Adresse der Berliner Kunstszene machen.
Momentan allerdings finden sich beide aus Anlass des 50. Geburtstages der Karl Hofer Gesellschaft zusammen. Deren Atelierpreisträger aus den Jahren 1995 bis 2005 stellen in der Ausstellung „permanent zeitgenössisch“ neue Arbeiten, Installationen, Malerei, Videoarbeiten und Fotografie vor. Hochdramatisch inszeniert Niki Elbe ein schluchzendes Bett und ein blutendes Brautkleid, cool dagegen Susanne Lorenz eine Modellgartenanlage. Schick, farblich rasant und filmisch im Gestus tritt die Malerei in Felix Loyckes Autohymnen auf – und als geometrisch schwebende Pastelltraumwelten bei Katrin Hoffert. Miguel Rothschild beschwört im kleinen TV-Monitor die Einkaufs- und Unterhaltungsparadiese dieser Welt, während Annett Zanders 35-mm-Liebesgedicht in diesem Format zugrunde geht. Daniela Comani fotografiert sich als Mann & Frau, als westliches Paar im japanischen Ambiente, derweil Katalin Deér das fotografische Objekt aus seinem Bild herausstanzt, den Umriss in die Senkrechte stellt und dahinter eine entsprechende räumliche Struktur aufbaut. Die Zumutungen der Kunst stellen sich solide, gewitzt und eben „permanent zeitgenössisch“ den Zumutungen des Alltags entgegen.