: Kunst, keine Dokumentation
Betr: „Lebendige Klischees“, taz Bremen vom 6.6.2005
Mit äußerstem Befremden habe ich Ihre vernichtende, polemische Beurteilung der Ausstellung „Lebendige Vergangenheit“ am 6. Juni 2005 zur Kenntnis genommen. Den Titel der Ausstellung so zu verunglimpfen, grenzt schon an Bösartigkeit. Es ist auch eine Unverschämtheit zu behaupten, dass Frau Uiberall-James „das Klischee des rückständigen Afrikaners, dem die Errungenschaften der ‚modernen‘ Zivilisation ebenso fremd sind wie die Gleichberechtigung der Geschlechter“ bediene. Dieser Satz ist ohne Bezug zu den ausgestellten Arbeiten. Die Ausstellung ist keine Dokumentation mit gesellschaftspolitischem Hintergrund. Sie ist eine Kunstausstellung. Vielleicht hätten Fotos von Brunnen mit Spendenplaketten, missionierenden Europäern und Stadtzentren mit Versicherungshochhäusern, die es zweifellos gibt, mehr Gnade vor dem Autor gefunden, mehr seinem Klischee entsprochen. Renate Birlem