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Kunst-LeistungsschauWowereits kleine Documenta

Vom Regierenden Bürgermeister lange beschworen, zeigt die Ausstellung "based in Berlin" Arbeiten internationaler junger Künstler - und muss als Probelauf für das Projekt Kunsthalle herhalten.

Probelauf für Kunsthalle: Besucher bei der Eröffnung von "Based in Berlin". Bild: dpa

Giulio Delvè lässt Sonnenschirme rotieren, Yorgos Sapountzis anarchische Videos zwischen farbigen Stoffbahnen flackern. Ariel Schlesinger hat einen Mini Cooper mit Gas gefüllt: die Autobombe als Installation. Das Atelierhaus Monbijoupark, bis vor Kurzem Werkstatt der Kunsthochschule Weißensee, wirkt wie eine Miniaturausgabe der Documenta, der alle fünf Jahre stattfindenden Schau zeitgenössischer Kunst in Kassel.

Die Ausstellung "based in Berlin" im Atelierhaus präsentiert aktuelle Werke von insgesamt 80 Künstlern. Die Objekte, Fotos, Installationen oder Performances sind ab dem heutigen Mittwoch zu sehen. Es ist die von Kultursenator Klaus Wowereit (SPD) seit Langem beschworene große "Leistungsschau der Gegenwartskunst von in Berlin lebenden und arbeitenden internationalen Künstlern", wie der Regierende am Dienstag auf der Vernissage sagte.

Für die Auswahl hatte die Kulturverwaltung internationale Berater und fünf Kuratoren zu Rate gezogen. "Es war uns wichtig, Künstler zu finden, die in den vergangenen fünf Jahren mit ihren Werken Aufmerksamkeit erregt haben", sagte Magdalena Magiera, eine der fünf KuratorInnen. Neben dem zentralen Ausstellungsort im Monbijoupark sind Werke im Hamburger Bahnhof, in der Berlinischen Galerie, in den KunstWerken und im Berliner Kunstverein zu sehen.

Natürlich ließ der Regierende auch diesmal nicht aus, "based in Berlin" als Probelauf für sein Lieblingsprojekt, eine neue Berliner Kunsthalle, zu inszenieren. Er glaube, dass die Arbeiten aus 26 Ländern "beweisen werden, wie wichtig Berlin als kreativer Produktionsort" geworden ist. Er hoffe, dass die Schau dazu beitrage, die "Debatte über das Kunsthallenprojekt" wieder anzufachen.

Im Vorfeld der 1,7 Millionen Euro teuren Ausstellung hatte es viel Wirbel gegeben: Nachdem das Parlament Wowereit die Mittel für die Kunsthalle gesperrt hatte, forderte dieser 2009 eine temporäre Schau. Diese sollte am Humboldthafen stattfinden. In einem offenen Brief hatten Künstler gegen den Ort und das Konzept der "Leistungsschau" protestiert. Schließlich wurde der Humboldthafen als Ort fallen gelassen.

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1 Kommentar

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  • H
    hypie

    Toll, wo ihr das wieder her habt mit der kleinen documenta. Bei der Zusammenstellung der Ausstellung hat man eher den Eindruck, als hätte das Kuratoren-Team Berlin ausgewrungen, in der Hoffnung, an den trashigen Berliner Geist der 90er Jahre anknüpfen zu können. Zu der Zeit benötigte man allerdings keine repräsentative Kunsthalle, sondern alles war mehr oder weniger selbst organisiert und funktionierte auch ohne Einschaltung einer finanziell gut ausgestatteten Obrigkeit. Von diesem Spirit ist kaum etwas übrig geblieben, statt dessen sind die Kommentare der Kuratoren zu den ausgewählten Kunstwerken in ihrem Zynismus kaum zu toppen. Hier waren Kunst-Versteher am Werk, schon das neue Mode-Wort Valorisierung spricht Bände, wenn man den dazugehörigen Objekten gegenüber steht. Trotzdem wertet diese Ausstellung die vorgestellte junge Kunst eher ab. Warum das so sein muss, fragt man dann wohl besser die Kuratoren.