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Archiv-Artikel

Kulturoptimismus in Noltonien

betr.: „Zusammen wachsen“, Interview mit Paul Nolte zum schwarz-grünen Projekt, taz vom 1. 3. 08

danke für das interview mit dem großartigen professor nolte. linke, spd und grüne sind also kulturpessimisten. wer aber sind die kulturoptimisten? die kategorien hätten ja keine relevanz, gäbe es letztere gar nicht. sind dann wohl cdu/csu und fdp.

nolte hat wohl glasklar erkannt, ein wenig kulturelle bedenkenträgerei macht noch keinen kulturellen pessimismus aus. wenn also einige das abendland untergehen sehen, weil die „kommunisten“ in die parlamente ziehen, oder andere den zusammenbruch der wirtschaft voraussagen, weil deren kapitäne nicht länger mit würsten und schinken beworfen werden sollten, sondern dazu alternative finanz- und wirtschaftspolitik angedacht gehört, dann bleiben cdu und fdp dennoch kulturoptimisten. denn sie erfüllen den wesentlichen noltschen anspruch an den optimismus, sie besitzen nämlich die gewissheit, in der besten aller möglichen welten zu leben. schließlich gibt es die ja so, wie es sie gibt. kann ja nicht ohne grund so sein. daraus folgt das permanente postulat und das denken in der alternativlosikeit. wer unbedingt über irgendwelche weiterführenden folgen unseres tuns oder lassens jammern will, der kann ja zu den pessimisten gehen.

meine empfehlung nach noltonien: diese sternstunde der politischen theorie muss unbedingt tiefer ausgearbeitet werden. bitte ein buch, mindestens 900 seiten stark! meine empfehlung an die taz: solange sollte herrn nolte die nötige ruhe gegönnt sein und nebenbei wären die leser der taz vor diesem schwachsinn behütet.

INGO WITZMANN, Berlin

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