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Kulturerbe"Wir brauchen eine Batikbewegung"

Mit dem drohenden Ende des Batikmachens geht in Indonesien mehr als eine Tradition verloren

Mythen und Legenden stecken in den Batikmotiven Bild: Anett Keller
Interview von Annett Keller

taz: Frau Sulaiman, was bedeutet die Aufnahme von handgemachter indonesischer Batik in die Weltkulturerbeliste der Unesco für Ihr Land?

Larasati Suliantoro Sulaiman: Für unsere Gesellschaft ist das enorm wichtig. Damit wenden sich hoffentlich auch viele Indonesier wieder dieser alten Tradition zu. Denn genau wie bei den beiden weiteren indonesischen Traditionen, dem Kris-Dolch und dem Wayang-Schattenspiel, die bereits in die Weltkulturerbeliste aufgenommen wurden, besteht die Gefahr, dass das Interesse von Touristen daran zwar groß ist, das Wissen im eigenen Land aber immer mehr verloren geht.

Hier in Indonesien sieht man Batik doch allerorten, sie ist Teil des Alltagslebens. Wieso befürchten Sie, dass diese Tradition verloren geht?

Die Batiktücher oder -sarongs, die Sie überall auf den Straßen sehen, das ist doch keine Batik im ursprünglichen Sinne. Das sind maschinell bedruckte Stoffe, billig hergestellt und billig verkauft. Echte Batik ist aber kein Fabrikerzeugnis, es ist ein von Hand gemachtes Kunstwerk, ein Unikat. Probieren Sie es aus, Sie werden merken, dass Sie sich völlig anders fühlen, wenn Sie handgemachte Batik tragen.

Auch in anderen Ländern gibt es Batiktechniken. Warum ist gerade die indonesische Batik nun Weltkulturerbe?

Bild: Anett Keller
Im Interview: 

Larasati Suliantoro Sulaiman

Die 74-Jährige ist Gründerin und Vorstandsvorsitzende der Indonesischen Gemeinschaft der Batikliebhaber (Sekar Jagad). Die Organisation setzt sich für den Erhalt handgemachter Batik ein.

Batik wurde und wird auch in anderen Ländern gemacht, das stimmt. Aber nirgends war Batik so sehr Teil des Lebens wie in Indonesien, vor allem auf der Insel Java. Früher konnte jede Frau hier Batik machen, egal ob Sultanstochter oder Bauersfrau. All unsere Mythen und Legenden stecken in den Batikmotiven. Dann kam die westliche Mode, kam die Massenware, sodass jene, die die Stoffe von Hand bemalten und sie mit natürlichen Farben färbten, kaum noch davon leben konnten. Inzwischen können die meisten Leute das echte Original vom billigen Imitat gar nicht mehr unterscheiden. Deswegen brauchen wir eine Batikbewegung, sonst können wir echte Batik bald nur noch im Museum betrachten.

Wie rufen Sie und Ihre Organisation Sekar Jagad die Batiktradition wieder ins Bewusstsein?

Wir gehen in Dörfer und schauen, welche Motive und Batiktraditionen es dort gibt. Der kulturelle Reichtum, der sich dort auftut, erstaunt mich selbst immer wieder. Aber die, die sich wirklich damit auskennen, werden immer weniger. Deswegen helfen wir auf Java in über 30 Dörfern, mit Kursen die Tradition zu erhalten. Durch Ausstellungen und Verkaufsräume helfen wir den Batikmachern, ihre Stoffe auch zu verkaufen. Ich sehe das auch als Beschäftigungsprogramm. Denn warum sollten Leute arbeitslos sein, wenn sie mit ihren Händen Kunst schaffen können? Außerdem muss man verstehen, dass es um mehr geht als um ein Stück Stoff mit einem Muster drauf. Das Batikmachen braucht Zeit und Ruhe. Wenn wir uns wieder den alten Techniken zuwenden, heißt das auch, dass wir den Frieden und die Entspannung suchen, die damit verbunden sind. Es hängt also von uns selbst ab, ob die Tradition weiterlebt.

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