Kultur: Der Kollektivwürfel
Beim Spatenstich für die temporäre Kunsthalle am Schlossplatz freuen sich die Initiatorinnen über die solide Basis ihres Würfels. Die Kunstqualität soll ein sechsköpfiges Kollektiv garantieren.
"Jetzt gehts lo-os!" Die Atmosphäre beim Spatenstich für die temporäre Kunsthalle am Schlossplatz gleicht der Vorfreude auf die EM. Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit, der Architekt Adolf Krischanitz und die Initiatorinnen des "White Cube", Konstanze Kleiner und Coco Kühn, schippen übermütig Sand für die Fotografen und bekunden "große Euphorie" angesichts eines "historischen Moments" am "besten Platz der ganzen Stadt".
Offiziell wird die 56 mal 20 Meter große und 11 Meter hohe Halle, die bis zum voraussichtlichen Bau des Humboldt-Forums 2010 den Schlossplatz zieren soll, erst am 17. Oktober eröffnet. Aber angesichts der langen Diskussion im Vorfeld ist die Erleichterung der Beteiligten über den Startschuss verständlich.
Seit Ende 2005 verfolgen Kühn und Kleinert die Idee, moderne Kunst auf dem Schlossplatz zu zeigen. Nach einem öffentlichen Wettstreit mit dem von Graft Architekten entworfenen Konkurrenzmodell "Wolke" bekam der Würfel im Oktober 2007 den Zuschlag des Senats, seit März 2008 liegt die Baugenehmigung vor. In vier Monaten soll die mit Faserzementplatten verkleidete Holzkonstruktion des Wiener Architekten stehen - die Kosten übernimmt die "Stiftung Zukunft Berlin" um den Sammler Dieter Rosenkranz und Exsenator Volker Hassemer.
Auch sonst scheint das private Kunstexperiment auf soliden Füßen zu stehen: Die Initiative präsentierte eine Vielzahl von Sponsoren, von der Buchladenkette Walther König, die Museumsshop und Katalogeditionen übernimmt, bis zur Inneneinrichtung von Vitra Design. Geplant wird mit 300 bis 500 Besuchern pro Tag bei täglichen Öffnungszeiten und "moderaten" Eintrittspreisen. Auch ein Betreiber für das Café mit Sonnenterrasse ist gefunden.
Und die Kunst? Hier setzt die "temporäre Kunsthalle Berlin", wie der weiße Würfel offiziell heißen wird, auf die Kraft des Kollektivs: Die künstlerischen Entscheidungen trifft nicht ein Kurator, sondern ein sechsköpfiges Organisationsteam. Dieses wird flankierend von einem künstlerischen Beirat aus vier KunsthallenleiterInnen aus Berlin, Wien, Düsseldorf und Kiel beraten. Diese flexible Struktur soll der kurzen Laufzeit des Projekts gerecht werden.
"Radikales und Ungewöhnliches" versprach Mitkuratorin und Ex-Biennale-Mitarbeiterin Angela Rosenberg. Man wolle ein Schaufenster für den Produktionsort Berlin sein und Arbeiten zeigen, die in der Stadt noch nie zuvor zu sehen waren.
Zum Auftakt wird es eine dreimonatige Einzelausstellung der südafrikanischen Wahlberlinerin Candice Breitz geben. Ihr Werk wird umhüllt sein von einer Fassadenummantelung des Documenta-Künstlers Gerhard Rockenschaub: sommerhimmelblaue Stoffbanner mit dem Umriss einer stilisierten weißen Wolke. Auch dies ein deutlicher Berlin-Bezug.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!