: Kultur der Einwanderer
Bereits zum fünften Mal findet die „Odyssee der Kulturen“ im Ruhrgebiet statt. Club-Ikonen aus Istanbul und Berlin performen open-air die aktuellsten Sounds zwischen Orient und Okzident
VON PETER ORTMANN
Seit fünf Jahren stellt das Festival „Odyssee – Kulturen der Welt“ unterschiedliche musikalische Kunstformen der Einwanderer und ihre Begegnung mit den Kulturen der neuen Heimat in ihren Mittelpunkt. Die Veranstaltungen finden alle draußen und umsonst statt. Nach osteuropäischen Klängen im letzten Jahr tönt 2005 der Sound vom Bosporus durch drei Städte im Ruhrgebiet. Da gibt es überraschend frische, experimentelle Beats, weil Club-Ikonen aus Istanbul und Berlin weitab von politischen Diskussionen um europäische Identitäten und orientalische Traditionen unbekümmert alles mit allem mixen.
Die Bands
Den Startschuss für drei Wochen musikalische Ost-West-Synthesen, den Cross-over türkischer Volksmusik mit Electronic und Underground Sounds geben „Rebel Moves“ aus Istanbul. Als Support Act der türkischen Popikone Tarkan begeisterte die Band letzten Sommer mehr als 500.000 Fans. Die exzellenten Musiker switchen selbstbewusst zwischen westlicher und östlicher Hemisphäre, am kommenden Mittwoch in der Konzertmuschel im HagenerVolkspark.
Die Musik von „Orientation“ sollte Kinogängern geläufig sein. Ihr Soundtrack zum preisverwöhnten Streifen „Gegen die Wand“ von Fatih Akin erschien inzwischen als Album. Seit 1997 suchen sich die sechs Musiker aus Berlin, Istanbul und Aserbeidschan ihr Material aus türkischer Folklore und arabischen Traditionen, das sie zu einem wilden Mix aus Drum & Bass, Electro, House und Jazz verschmelzen.
Mit seinem Ensemble „Mercan Dede and the Secret Tribe“ schlägt der ehemalige DJ Arkin Allen eine Brücke zwischen hypnotisch-spirituellen Rhythmen der Sufi-Musik und aktuellen trance-artigen Tanzritualen, wie sie von House oder Ambient-Sounds ausgelöst werden. Mit ihrem neuen Projekt zeigen die modernen Derwische, dass die orientalische Ekstase der gläubigen Männer den Rauschzuständen heutiger Partygänger nicht unähnlich ist.
Die Locations
Nicht nur die Musik, auch die Veranstaltungsorte quer durchs Ruhrgebiet sind eine Anreise wert. Unsicherheitsfaktor ist in jedem Jahr nur das Wetter. Alle hoffen, dass der nächtliche Himmel sternenklar bleibt.
Die neue Konzertmuschel im Hagener Volkspark wurde 2003 gebaut. Sie soll Mittelpunkt für kulturelle Veranstaltungen der Stadt sein. Die hochverschuldete Kommune hatte sich dafür noch einmal schwer ins Zeug gelegt.
Im soziokulturellen Ringlokschuppen in Mülheim wurden früher Eisenbahnen eingelagert. Seit Sommer 1995 gibt es hier jede Menge Kultur – Open-Air auf der „Drehscheibe“ vor dem Schuppen.
Die Schachtanlage Gibraltar in Oveney am Kemnader Stausee wurde bereits 1925 stillgelegt. Während der Nazidiktatur war sie eines der ersten Konzentrationslager in Deutschland. Heute steht nur noch das Hauptgebäude der Anlage, es dient als Bootshaus des Sportinstitutes der Ruhr-Universität Bochum.