: Kultstätte der Rockmusik
■ „Metas Musikschuppen“ wird 40 Jahre / Noch immer R'n'R-beseelt
Norddeich – Ein Rockmekka direkt hinterm Nordseedeich feiert Geburtstag: In „Metas Musikschuppen“ im ostfriesischen Norddeich rockt es schon seit 40 Jahren. Meta, eine junge Frau, war schon damals beseelt vom Rock 'n' Roll. Sie übernahm das „Waterkant“ von ihren Eltern und machte es nach und nach zur Kultstätte. Meta lockte Bands und Fans in die abgelegenste Ecke Ostfrieslands. Schon zu Beginn der 60-er Jahre rockte die internationale Musikerprominenz hier ab und dabei ging es hinterm Deich oft stürmischer zu als davor. An diesem Wochenende gaben sich zum 40-jährigen Jubiläum noch einmal Stars von damals die Ehre.
Als Meta loslegte, hingen noch Fischernetze von der Decke des Tanzschuppens. Damit sollte Schluss sein, auch mit der Musik aus der Jukebox. Bands sollten auftreten, und zwar live, das war Metas Ziel. Sie ging ihren Weg und die Jugendlichen standen auf Rock. Zwar spielte der noch prüde deutsche Rundfunk nicht die aktuellsten Hits aus Amerika und Großbritannien. Aber die Küstenjugend wurde damals von den Piratensendern „Radio Caroline“ und „Radio Veronica“ auf dem Laufenden gehalten.
Meta setzte alles daran, gute Bands für ihren roten Backstein-Schuppen zu engagieren, Bands, die diese Musik auch spielen konnten. Lee Curtis, King Size Taylor, die Scorpions, Ritchie Havens, Jane, Birth Control, Otto Waalkes mit den Rustlers, die Equals, Stan Webb & Chicken Shack, Inga Rumpf und viele mehr traten in Norddeich auf. Auch der Südafrikaner Howard Carpendale kam 1966 und hinterließ mit Elvis-Interpretationen seine Spuren im Norddeicher Sand.
Die meisten Bands wussten zu Beginn ihrer Anfahrt noch nicht einmal, wo Ostfriesland ist. „Als die Londoner Band 'Twilights' im Dezember 1964 bei uns spielen sollte, sie kamen gerade aus Oldenburg, fragten sie 'Where the hell is Nordeick?“, sagt Sven Rogall, Metas Sohn, der die Disco vor einigen Jahren übernommen hat. Ihr Ziel erreichten die „Twilights“ wie viele andere Bands nach ihnen erst nach einer Odyssee durch halb Ostfriesland.
Seit Ende der 60-er Jahre waberten die Rauchschwaden verschiedenster Haschischsorten durch die Luft des Musikschuppens. „Die Jungs vom Rauschgiftdezernat waren hier Stammgäste“, sagt Sven Rogall. Zeitweise war der Betrieb sogar behördlich geschlossen, was Demonstrationen auslöste. In bürgerlichen Kreisen machte das böse Wort von der „Rauschgifthöhle“ die Runde. Metas Musikschuppen, umgeben von Nordsee, Deich, Wiesen und Ferienhäusern, war vielen Norddeicher Bürgern schon immer ein Sandkorn im Auge, für die Rockfans aber war daraus eine Perle geworden.
Trotz des Ärgers mit den Behörden ging es weiter. Aus den Live- Bands wurden Discjockeys und Musik kam von der Platte. Im September 1994 starb Meta Rogall mit 59 Jahren an einer Krebserkrankung. Der Tod dieser Legende war aber nicht das Ende ihres Werkes. Sohn Sven Rogall führt die Discothek im Sinne der Gründerin weiter: „Meine Mutter ist immer noch hier. Sie war nie weg. Das kann man spüren.“
dpa
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen