: Kultfilm hausgemacht
■ „Assa“ ist ein sowjetischer Hardrock–Thriller mit politischem Hintergrund / Die Jugend ist begeistert
Moskau (afp) - Mit viermonatiger Verspätung konnte der sowjetische Filmregisseur Sergej Solowjew am Freitag abend in Moskau die Premiere seines jüngsten Filmes „Assa“, eines Hardrock–Thrillers mit politischem Hintergrund, feiern. In Scharen strömte Moskaus Jugend in einen Kulturpalast des Stadtzentrums. Diejenigen, die noch rechtzeitig ein Kinoticket ergattern konnten, wurden mit „Assa“–Stickern, Postern und T–Shirts, einer Kunstausstellung sowie mit einem Konzert der Rockgruppe „Kino“ empfangen. Eigentlich war die Film–Premiere bereits für Dezember vorgesehen. Nachdem bereits 8.000 Eintrittskarten ausgegeben waren, wurde sie jedoch ohne Angabe von Gründen abgesagt. Gerüchten zufolge soll Partei–Ideologe Jegor Ligatschow, bekannt für seine Abneigung gegen „primitiven“ Rock, sein Veto eingelegt haben. Der Film, der in Breschnews „Periode der Stagnation“ spielt, handelt von der Liebe eines jungen Rockmusikers zu der jungen Freundin eines zynischen Mafia– Bosses namens Andrej Krimow. Der Film endet tiefschwarz: Der junge Held Bananan wird von Mafiosi erstochen, Pate Krimow findet ein blutiges Ende in seinem Badezimmer, erschossen von seiner 30 Jahre jüngeren Freundin. „Assa“ mischt Video–Clips mit historischen Rückblenden, verspottet Militär und Polizei und bringt zahlreiche musikalische Einlagen aus den 70er und frühen 80er Jahren, als Gruppen wie „Kino“ noch im Untergrund spielen mußten. Der 44jährige Solowjew beschreibt sein Werk als Psychodrama, als Reflexion der Gegenwart und des Generationenkonflikts. Mit „Assa“ wolle er zeigen, daß Rockmusik nicht unbedingt „westlichen“ Wurzeln entspringe, sondern Ausdruck der sowjetischen Jugendkultur sei. Der sowjetische Rock, so erklärte Solowjew einmal in einem Interview, drücke weder „Zynismus noch Lebensverneinung“ aus, sondern vielmehr „Mut, Gelassenheit und reine Liebe“.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen