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■ Küsse für das Vaterland
Wie es sich für anständige Staatsbürger gehört, kleidete sich dieses Paar in Tel Aviv gestern in Nationalfarben und feierte den israelischen Unabhängigkeitstag voller Hingabe und Leidenschaft. Doch ungebrochen ist die Liebe zum Vaterland in der Bevölkerung nicht unbedingt. Kritische Urteile zur Lage der Nation gibt es durchaus: Eine von der Tageszeitung „Maariv“ veröffentlichte Gallup-Umfrage fand heraus, daß genau die Hälfte der Israelis meinen, ihr Land befände sich im Niedergang. Nur 44 Prozent meinen, mit Israel gehe es bergauf. So wird in vielen Städten der Tag auch nur ganz profan für Grillparties und Straßenfeste genutzt. Palästinenser durften auch in diesem Jahr nicht mitfeiern. Wie in den vergangenen Jahren blieben auch diesmal während der beiden Feiertage die Grenzen zu den palästinensischen Gebieten gesperrt. Die israelische Polizei war in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt. Das palästinensische Parlament hatte am Vortag erstmals eine öffentliche Debatte angesetzt, bei der über die Ausrufung eines eigenen Staates diskutiert wurde. Eine Entscheidung wurde bei der eher demonstrativen Sitzung nicht getroffen. Präsident Jassir Arafat erwägt für den 4. Mai die Ausrufung der Unabhängigkeit, hat allerdings in jüngster Zeit mit Blick auf den israelischen Wahlkampf eine Festlegung darauf vermieden.
Foto: Havakuk Levison/
Reuters
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