Künstler können sich nicht etablieren

betr.: „Codierte Lovesongs“ (Konferenz über „Musik & Zensur“),

taz vom 25. 11. 98

Die Darstellung der „Musikmultis“ (sog. Major-Plattenfirmen) wirkt in W. Piepers Bericht sehr plakativ. Es entsteht der Eindruck, als ob sämtliche Künstler aufgrund der kommerziellen Ansprüche der Musikindustrie von dieser „ferngesteuert“ werden. Der eigentliche Fehler dieses überaus kommerziellen Anspruchs ist jedoch, daß aufgrund der Tatsache, daß vor allen Dingen Verkaufszahlen eine Rolle spielen, den Plattenfirmen Künstler fehlen, die auch über einen längeren Zeitraum erfolgreich sind.

In den letzten Jahren wurden etliche Acts bereits nach kurzer Zeit wieder aus dem Vertrag geworfen, nachdem diese nach einem anfänglichen „Hit“ keine größeren Erfolge mehr aufweisen konnten. Die nächste – erfolgversprechendere – Band wurde gesignt und erlitt womöglich das gleiche Schicksal.

Dieser stete (Gesichter-)Wechsel führt dazu, daß sich keine Fan- Gemeinden für die Acts bilden können, sich somit also mit großem Werbebudget und -aufwand zwar einzelne Singles (über einen kurzen Zeitraum) gut verkaufen, Alben hingegen nicht. Die Künstler können sich so nicht etablieren. Daß sich dies auch finanziell bei den Plattenfirmen bemerkbar macht, liegt auf der Hand. Es sollte statt dessen mehr Wert darauf gelegt werden, den Künstlern Zeit dafür zu geben, sich bestmöglich kreativ zu entfalten, denn ohne solch enormen Erfolgsdruck haben diese erst die Möglichkeit, Goldene Alben in Serie zu erschaffen und nicht als „One Hit Wonder“ in die Musikgeschichte einzugehen. Björn Krüger, Wuppertal