piwik no script img

Künstler ins EinkaufszentrumDer Traum des Rektors

Die Hochschule für Künste will im Llyodhof ein Gründerzentrum aufbauen. Andere hegen weniger kommerzielle Ideen.

Momentan befindet sich im Lloydhof weder Kreatives noch Kommerzielles, sondern schlicht Leere. Bild: Jean Baeck

Die Hochschule für Künste (HfK) will den dahinsiechenden Lloydhof in der Fußgängerzone wiederbeleben – solange der noch nicht zugunsten eines neuen Einkaufszentrums im Ansgari-Quartier abgerissen ist. „Das wäre unser Traum“, sagt HfK-Rektor Herbert Grüner.

In die leer stehenden Ladengeschäfte sollen „junge, kreative Neugründungen“ einziehen, sagt Grüner, „produktionsorientierte“ Projekte, also etwa kleine Modelabels oder Möbelhersteller oder Designer – Existenzgründer, deren Ideen noch nicht „marktfähig“ sind. „Ein Schaufenster für die Hfk“ in der Innenstadt soll es sein, sagt deren Sprecher, eines mit „Verkaufsflächen“, aber auch „Werkstatt-Charakter“ und „Begegnungsmöglichkeiten“.

Die NutzerInnen könnten, müssten aber nicht unbedingt Ausgründungen aus der HfK sein, heißt es dort. Weil die aber allesamt nicht die üblichen Mieten in der Innenstadt zahlen könnten, soll Bremen die Idee mit 100.000 Euro aus dem jüngst neu geschaffenen Topf für „Leuchtturm-Projekte“ der Kreativwirtschaft subventionieren.

700.000 Euro für Bremen sind in diesem Etat zu vergeben, dazu weitere 300.000 Euro für Bremerhaven. Insgesamt 30 Ideen haben sich dafür beworben, 20 sind noch im Rennen – wer was bekommt, entscheidet sich aber erst im Januar. Nur ein einziges dieser Projekte beschäftigt sich mit dem Lloydhof.

Zwar hat die HfK seit 2009 bereits ein „Gründungslabor“ in der Überseestadt. Doch Grüner spricht bereits von „Platzmangel“ – und sieht das neue Vorhaben am Lloydhof als „Ergänzung“. Schon träumt man in der HfK davon, das Projekt, einmal etabliert, nach 2015 an anderen Standorten weiterzuführen.

Den Lloydhof wiederum kauft Bremen gerade für 23,8 Millionen Euro. Das Grundstück soll zusammen mit dem benachbarten Parkhaus an einen Investor vertickt werden, damit der dort ein Einkaufszentrum mit rund 17.000 Quadratmeter Verkaufsfläche baut. Die Wirtschaftsförderer, die schon einen Eröffnungstermin für 2017 anvisiert haben, sehen „Angebotsdefizite“ bei hochwertiger Oberbekleidung sowie Sport- und Spielwaren in der Innenstadt.

Der Senat rechnet mit Investitionen von etwa 110 Millionen Euro und 740 neuen Arbeitsplätzen. Dem Vernehmen nach sollen sich bereits zwei Interessenten gemeldet haben. Architekten haben erste Pläne gezeichnet, die Skizzen zeigen einen dieser üblichen Glas- und Stahlbauten.

Bis es soweit ist, sollen Zwischennutzungen den Ort mit Leben füllen, doch eine Ausschreibung oder konkrete Planungen gibt es dafür bislang nicht, sieht man einmal von ein paar kleinteiligen Projekten ab. Es gebe „Überlegungen“, die ZwischenZeitZentrale (ZZZ) „mit einzubeziehen“, heißt es bei den Wirtschaftsförderern. Doch sehr weit sind die bislang offenbar nicht gediehen.

Dabei ist die Idee naheliegend: Die 2009 gegründete ZZZ erschließt mit mittlerweile offiziellem Mandat und Geld der Stadt leer stehende Immobilien in Bremen. Doch wirklich willkommen fühle man sich in der „prominenten Lage“ nicht, sagt Daniel Schnier, Architekt und einer der beiden Köpfe des ZZZ.

Dabei gebe es dort „Nachfrage ohne Ende“ für so eine Zwischennutzung, sagt Schnier – und auch reichlich Ideen. Schlafplätze für Obdachlose etwa könnten dort entstehen, sagt er, oder ein Fair-Trade-Kaufhaus, wie es beispielsweise in Hannover eines gibt. Auch ein Konstrukteur, der Räder aus Bambus fertig, hat sich bei der ZZZ gemeldet.

Und oben, in all den Büros, die leer stehen, da könnte billiger Wohnraum entstehen, auch wenn die Lage laut ist und die Wände schlecht gedämmt sind. Schnier findet jedenfalls, dass der Lloydhof „nicht nur dem Konsum“ gewidmet sein sollte: „Monofunktionalität ist schrecklich.“ Eine Zwischennutzung sollte „weiter und breiter“ gefasst sein, sagt er – und hofft, dass seine ZZZ am Ende doch noch mitmachen darf. Zumindest bis 2015.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • C
    Chris

    Ich wünsche viel Erfolg. Nichts währt länger als das Provisorium.