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Kühle Carmen

■ Liebesdrama „on Ice“ im Kino

„Das hat die Katarina Witt nun davon“, lautete zum tragischen Dahinscheiden der „Carmen on Ice“ der lakonische Kommentar meiner kleinen Kino-Freundin auf dem Nachbarplatz. Was die Eisprinzessin davon hatte, bleibt freilich wohlgehütetes Geschäftsgeheimnis ihres Produzenten Thomas Bürger (BRD).

Für alle jene, die am Fernseher stundenlang eingesprungenen Sitz-Pirouetten und doppelten Rittbergern folgen können, bietet die Eiskunstlauf-Variante der Carmen-Story zweifellos Vergnügen. Wer jedoch den Toeloop für eine Auto-Marke hält, den Flip mit Alkohol in Verbindung bringt und bei der Dreierkombination an Sex denkt, wird mit der zum Abendfüller aufgeblasenen Viereinhalb-Minuten-Kür seine Probleme haben.

Ich will mich keinesfalls am tages-schicken Sturmblasen gegen die ehedem so gefeierte Gold-Kati beteiligen, aber einige Anmerkungen zum Leinwandprodukt seien mir doch gestattet. Regisseur Horant H. Hohlfeldt setzte bei der eis -spezifischen Realisierung des klassischen Liebesmelodrams ganz auf die Stars der Branche. Brian Orser, Brian Boitano und natürlich Katarina Witt glänzen in allen Posen wie auf Kitschpostkarten von der Leinwand. Großaufnahmen en masse, endlich können wir allen mal ganz tief in die Augen schauen. Und siehe da, ihre Mimik verändert sich kaum, scheint gefroren, wie das Wasser unter ihren Kufen. Nun denn, es sind halt keine Schauspieler.

Dafür aber flotte Sportsleute, die das Schlittschulaufen noch lange nicht verlernt haben. Die in den spärlichen Handlungsfaden verstrickten Soli nötigen einem schon Respekt ab. Obgleich ich als Laie immer irgendwie auf die helfenden Erläuterungen von Heinz-Florian Oertel gelauert habe. War's nun wirklich ein Dreifacher...?

Das Dilemma des Ganzen liegt in der Idee. Südländische Liebesglut und Eis gehen nach meinem Gefühl einfach nicht zusammen.BeimGedanken an Carmen assoziiere ich heißblütige Leidenschaften, feurigen Tanz und flammende Erotik - das schmeckt nach Hitze, Staub und Schweiß. Nichts davon im Film. Der Liebeszauber in der Kühltruhe bleibt sauber wie ein Tempo-Tuch. Und mal ehrlich: Wirkt nicht Flamenco auf Schlittschuhen genauso albern wie Lambada mit Skistiefeln?

Sei's drum. Wie zu zu hören war, hat der Proudzent das eisige Spektakel schon bestens nach Übersee verkauft (USA und Japan). Nun wolle das Team um Thomas Bürger auch die West Side Story auf die Kufen schieben. Carmen auf dem Eis, West Side im Osten - wie wäre es denn mit der „Schneekönigin in der Sahara“?

Frank Junghänel

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