Kudammbühnen brauchen Ersatz: Neue Bühne verzweifelt gesucht
Im nächsten Jahr soll das Kudamm-Karree abgerissen werden. Die Suche nach einem Ausweichquartier der dort beheimateten Theater verläuft bislang erfolglos.
Die Zukunft der Kudamm-Bühnen ist weiter unklar. Das Land Berlin sucht gemeinsam mit dem Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf und der Theaterleitung dringend nach einem Ersatzspielort für die beiden Boulevardbühnen Komödie und Theater am Kurfürstendamm. Denn ebenso wie die einmal anvisierten Ausweichoptionen - die Tribüne oder das Schillertheater - hat sich auch das aktuellste Angebot zerschlagen: Für das Grundstück Knesebeckstraße, Ecke Kurfürstendamm musste der Eigentümer, der Filmproduzent Artur "Atze" Brauner, sein Einverständnis für den Aufbau eines Theaterzeltes im Hof des Anwesens jetzt zurückziehen, weil Lärmschutzauflagen nicht eingehalten werden können.
Der Ersatz wird benötigt, da die beiden Bühnen im Rahmen der Neugestaltung des Kudamm-Karrees 2012 abgerissen werden sollen. Geplant ist, im Neubau ein Theater wiederzuerrichten. "Wir bemühen uns intensiv um ein Ausweichquartier. Aber es ist schwierig, etwas zu finden", sagte Torsten Wöhlert, Sprecher der Kulturverwaltung, zur taz. Dennoch konzentrierten sich die Senatsverwaltung und der Bezirk weiter auf eine "geeignete Liegenschaft in der Nähe der bisherigen Spielstätte, im Bezirk Charlottenburg und für ein Zelt". Das Theaterzelt sei eine "realistische Variante" - ein festes Gebäude dagegen noch schwerer zu finden.
Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit und Kulturstaatssekretär André Schmitz (beide SPD) haben dem privaten Theaterbetrieb ihre Unterstützung versichert. Wöhlert deutete an, dass sich Schmitz mit einer Handvoll Charlottenburger Grundstücksbesitzern über Ausweichquartiere im Gespräch befinde. Über Namen und Standorte für eine temporäre Spielstätte wollte der Sprecher keine Angaben machen.
Hintergrund der Suchaktion ist, dass der umstrittenen Neugestaltung des Kudamm-Karrees, das die beiden Theater aus den 20er Jahren beherbergt, nichts mehr im Wege steht.
Charlottenburgs Bezirksbaustadtrat Klaus-Dieter Gröhler (CDU) sagte, nach den verlangten Umplanungen für das Projekt wolle seine Behörde "bis 2012 Baurecht schaffen". Dann könnten die Bauarbeiten beginnen. Der irische Investor Ballymore plant den Abriss des Häuserblocks samt den Theatern am Kurfürstendamm. Rund drei Jahre - bis zur Fertigstellung der neuen Einkaufsmall samt neuer Bühne auf dem Dach nach den Plänen des Architekten David Chipperfield - benötigt das Boulevardtheater das Ausweichquartier. Gegen den Abriss und die Neubaupläne hatte es in Berlin jahrelangen Streit zwischen dem Investor einerseits und Theaterfreunden sowie den Grünen andererseits gegeben. Eine Theaterinitiative hatte Anfang 2011 sogar ein Bürgerbegehren für den Erhalt durchgeführt.
Auch Martin Woelffer, Theaterdirektor der Kudamm-Bühnen, sorgt sich um die Übergangsspielstätte. Die Suche hält er jetzt für zwingend geboten, aber: "Ich weiß, dass das schwer werden wird." Denn außer einer Ersatzbühne benötige der Theaterbetrieb mit rund 80 Arbeitsplätzen noch Räume für die Intendanz, Werkstätten und für Proben. "Das alles und ein Zelt kosten enorm viel Geld", sagte Woelffer zur taz. Er forderte, dass sich das Land Berlin und der Investor Ballymore an der Investition für die Übergangsspielstätte beteiligen müssten.
Ein Ausweichquartier am Kurfürstendamm wäre für den Theaterdirektor natürlich die beste Lösung. In der ehemaligen Filmbühne Wien in der Nachbarschaft, die seit dem Ende des Kinobetriebs im Jahr 2000 leer steht, sei wegen Baumängeln und Rechtsstreitigkeiten der Eigentümergemeinschaft ein Betrieb nicht möglich, sagte Woelffer. "In das Haus Wien würden wir natürlich gern reingehen", leider habe sich diese Lösung als unrealistisch erwiesen.
Theaterfreunde wie die Initiative "Rettet die Kudamm-Bühnen" oder der Berliner Theaterklub kritisieren die Hängepartie. Die Organisation und Finanzierung einer Zwischennutzung für die Theater hätten vom Bezirksamt längst organisiert werden müssen. Weil es daran mangele, sei der Spielbetrieb in Gefahr, so die Initiativen.
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