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Kritik der Woche: Simone Schnase über "Huggy Bear Motel" von Dad Horse OttnVater Pferd macht den Schamanen

Dad Horse Ottn kommt vom Punk, und das merkt man: Country als Genre interessiert ihn nicht die Bohne, er mag einfach die klaren Song-Strukturen eines Hank Williams. Er sieht sich keineswegs als christlichen Musiker, singt aber dennoch gern von Jesus und Gott und tut das auf eine Weise, die selbst Pogo-Tänzer zum Mitgrölen animiert – wer jemals „Lord must fix my Soul“ live erlebt hat, weiß Bescheid.

Dad Horse nennt sich manchmal „Experience“ und manchmal „Ottn“, scheißt auf gerade Töne und aufs korrekte „Ti äitsch“, und auch griffige Plattentitel sind ihm schnurz: „Eating Meatballs on a blood-stained Mattress in a huggy Bear Motel“ heißt sein neues und fünftes Album.

Ottn hat in den vergangenen Jahren eine beachtliche Fangemeinde in den USA gewonnen, die stets entzückt war, wenn er mit Banjo und selbstgebauter Fuß-Orgel anreiste und seinen „Keller-Gospel“ präsentierte – die Songs seines neuen Albums wird er dort vorerst allerdings nicht spielen können. Denn: Auch auf Künstler-Visa hat Ottn stets geschissen – was ihm bei seinem letzten Einreiseversuch in die USA im vergangenen Jahr zum Verhängnis wurde. Er musste zurück und darf so schnell auch nicht wiederkommen.

Er nahm’s locker und nutzte die Zeit, um gemeinsam mit vier MusikerInnen ins Studio zu gehen. Herausgekommen ist ein Album mit viel schönem, aber üblichem Dad-Horse-Schrummtaschrummtaboomtschickaboom, aber auch mit allerlei Kuriosem und vielen Überraschungen – zum Beispiel dem Song „Under Swine & Bears“: Da hebt er an zu schamanischem Geheul, das eher zum mittlerweile ziemlich durchgeknallten David Eugene Edwards als zum geraden Ottn passen würde.

Und beim über 17 (!) Minuten langen und grandiosen „Rain“ kann man wider besseres Wissen fast glauben, der Mann sei bekifft: Er krautet als gäb’s kein Morgen und singt in Zungen gegen Sängerin Gabi Swiatkowska – da hat einer offenbar die faszinierende Welt der Mehrspur-Aufnahme entdeckt. Aber selbst das klingt immer noch so rumpelig, dass Dad Horse unverkennbar ist und sich auch Hank Williams’„Lost on the river“ als Bonustrack wunderbar einfügt in die wunderbare Welt des „Huggy Bear Motel“.

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