piwik no script img

Kritik an Plänen zur FrauenquoteGegen die Quotenkeule

Der Vorschlag einer festgelegten Frauenquote der Ministerinnen Schröder und von der Leyen stößt auf Widerstand. Frauen würden so als Quotenfrauen einer Planwirtschaft abgestempelt werden.

Hoch qualifiziert und dann nur Quotenfrau? Bild: dpa

BERLIN afp | In der Diskussion um eine Frauenquote in der Wirtschaft lehnt Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) eine "starre und pauschale Quote" ab. "Es reicht nicht aus, mit dem Finger auf die Unternehmen zu zeigen und die Rahmenbedingungen nicht zu diskutieren", sagte sie der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom Dienstag. Intelligente Lösungen müssten die Familien- und Bildungspolitik genauso in den Blick nehmen wie Probleme in der Unternehmenskultur, etwa den Wettbewerb um möglichst lange Anwesenheit am Arbeitsplatz.

Bundesfamilienministerin Kristina Schröder und Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (beide CDU) hatten Gesetzesinitiativen für mehr Frauen in hohen Positionen in der Wirtschaft angekündigt. Von der Leyen sprach sich für eine 30-Prozent-Mindestquote aus, die gleichermaßen für Männer und Frauen gelten soll. Schröder schlägt vor, dass sich Unternehmen selbst eine Frauenquote setzen - zu deren Einhaltung sie dann aber gesetzlich verpflichtet sind.

Auch die Bundesvorsitzende des Verbandes der Jungen Unternehmer, Marie-Christine Ostermann, nannte eine gesetzliche Frauenquote "völlig kontraproduktiv". Sie führe dazu, dass hochqualifizierte Frauen zu Quotenfrauen abgestempelt werden, sagte sie der FAZ. Bei der Stellenbesetzung solle allein die Qualifikation entscheiden, nicht das Geschlecht.

"Ich finde die Forderungen beider Ministerinnen völlig daneben", sagte Ostermann. Der Vorschlag von der Leyens sei "Planwirtschaft pur". Aber auch die Vorstellungen Schröders hätten mit Marktwirtschaft nichts zu tun: "Als zuständige Ministerin sollte sich Frau Schröder lieber darum kümmern, den Ausbau der Kinderbetreuung voranzutreiben. Damit hilft sie den Frauen wesentlich mehr, als wenn sie die Quotenkeule schwingt."

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

10 Kommentare

 / 
  • Q
    Querulant

    Ich fordere eine Qualifizierten-Quote, vor allem für Bundestag und die Landtage, ganz zu schweigen von den Ministerien... dann ist es mir auch scheiß egal ob Frau oder Mann!

  • AT
    andre tallons

    1. Das Gerangel um "Frauenquoten" ist aus meiner Sicht angesichts bevorstehender Wahlen nur ein Profilierungsversuch. Anschließend passiert nix.

    2. Welche Quote streben wir anschließend an: paritätische Besetzung des Bundestages???

    3. In den heißbeworbenen MINT Studiengängen ist die "Frauenquote" sicher auch heute noch unter 25 %. Wollen die Damen Schröder und von der Leyen das Führungspersonal entsprechender Unternehmen von den Bäumen ernten?

    4. Als steuerzahlender Vater dreier halbwüchsiger Jungen empfinde ich die Vorschläge als unverschämt. Frau Merkel sollte ihr Kabinett besser enthühnern.

  • C
    Christina

    eine debatte, die meines erachtens nach vollkommen an den grundlegenden problemen vorbeigeht. es gilt erst einmal zu diskutieren,warum frauen tendenziell immer noch sehr wenig in hochbezahlten jobs zu finden sind,obwohl die zahl der frauen, die einen hochschulabschluss erworben haben seit jahren steigt. nichtsdesto trotz denke ich, dass eine frauenquote, und zwar von 50% eine realistische forderung ist, einhergehend mit dem ausbau von staatlcih organisierten betreuungsmoeglichkeiten fuer kinder, so dass ueberhaupt nciht die entscheidung zwischen kind und karriere gefaellt werden muss. die bedeutung des wortes karriere ist in unserer gesellschaft immer noch eindeutig maennlich besetz und fordert somit diese entscheidung gewissermassen heraus,wenn nciht genuegend kapital vorhanden ist, um private kinderbetruung zu ermoeglichen. ein weiterer punkt,de nciht diskutiert wird.und hier sind unserer vorzeigepolitikerinnen(schroeder, von der leyen), die kind und politische karriere scheinbar spielerisch bewaeltigen, ein sehr gefaehrliches vorbild. denn wer hat in diesem land denn die moeglichkeit sich private kinderbetruung leisten zu koennen um dem maennlichen ideal einer karriere hinterhetzen zu koennen. hier sollte einmal diskutiert werden, welcher druck damit auf "normale" frauen seitens der politik ausgeuebt wird.erwaehnt sei hier nur am rande die wachsende anzahl von burn-out syndromen. zum abschluss noch einmal die bemerkung, dass die skandinavischen laender seit jahren sehr gut mit frauenquoten fahren und dies nicht als problematisch erachten. letztlich WERDEN die faruen ja aufgrund iherer qualifikation eingestellt. und wenn sich keine geignete bewerberin findet,wird halt weiter gesucht. dies geschieht auch ohne quote, nur dass dann eben nach einer frau gesucht wird, so whats the problem?

  • MS
    männliche Schnecke

    Quotenkeule - für mich ganz klar das WORT DES JAHRES !

  • M
    Mann

    Die tatsächliche Abwesenheit von Frauen in den oberen Etagen der Wirtschaft hat aber mit deren Geschlecht zu tun und mit dem Geschlecht derjenigen, die darüber entscheiden, wer als nächstes in den aufsichtsrat kommen darf.

    Hier scheint es durchaus geschlechterbewußtes Handeln zu geben, dass Qualifikation nicht überbewertet :-)

  • A
    anti

    "... Bei der Stellenbesetzung solle allein die Qualifikation entscheiden, nicht das Geschlecht ..."

     

    DAS ist eben keine Realtität gegenwärtig!

    _____

     

    "Planwirtschaft" steht anscheinend zu sehr im Kontext der "K-Wort-Debatte"

  • A
    Alekto

    "Hoch qualifiziert und dann nur Quotenfrau?"

     

    - na, auf jeden Fall besser als "hochqualifiziert und auf immer Tipse".

    Bei den Männern schämt sich doch auch niemand, wenn sie "nur" wegen Beziehungen ihre Position erhalten haben.

    Hauptsache ist doch, daß man überhaupt mal die Chance bekommt, sich bewähren zu können!

    Außerdem werden auch bei einer Frauenquote keine unqualifizierten Frauen genommen - das Argument "Qualifikation vor Geschlecht" zeugt nur von absoluter Unwissenheit über die Handhabung von Quote.

     

    Und: ""Als zuständige Ministerin sollte sich Frau Schröder lieber darum kümmern, den Ausbau der Kinderbetreuung voranzutreiben. Damit hilft sie den Frauen wesentlich mehr, als wenn sie die Quotenkeule schwingt."

    HAH! Ja klar, weil Frau automatisch immer gleich Mutter? Kleine, kümmer dich um die Kinder statt um die Karriere? Dieser Satz sagt doch so einiges über die innerliche Einstellung...

  • R
    Rod

    Zusätzlich zur Behindertenquote eine Frauenquote? Sind Frauen wie Behinderte nicht in der Lage sich aus eigener Kraft um eine Arbeit zu bemühen?

  • NB
    Norman Bates

    Start mit 10% Frauenquote,

    Dann alle 2-3 Jahre 5% mehr bis 50%.

     

    Dann sind wir in 16-24 Jahren bei 50% und alle können sich drauf einstellen.

  • U
    Unternehmerin

    Eine Frauenquote wäre schlichtweg eine Katastrophe.

     

    Zunächst ist die eine klare Verletzung der Vertragsfreiheit und der Freiheit eines Unternehmens selbst das Personal auszuwählen.

     

    Es ist auch eine Verletzung des Leistungsprinzips, da bei einer Zwangsquote im Zweifelsfall eine schlechter qualifizierte Frau eingestellt werden muss.

     

    Mal davon abgesehen, braucht man keine, weil man bei den Personen in Führunspositionen, die unter 40 sind, ein Verhältnis hat von etwa 60:40. D.h. die junge Generation löst das Problem von selbst. Ohne staatliche und dikatatorische Zwänge.