: Kritik an Indien wächst
■ Widersprüchliche Informationen über Verhalten der indischen Truppen im Norden Sri Lankas / Lebensmittel in Kampfgebieten werden bedrohlich knapp
Colombo (wps/ap/afp) - Während die heftigen Kämpfe zwischen den im Norden Sri Lankas stationierten sogenannten indischen Friedenstruppen und Guerillas der tamilischen LTTE gestern unvermindert anhielten, verstärkt sich in Colombo der Unmut über die indische Informationspolitik. Wie Korrespondenten aus der srilankanischen Hauptstadt mitteilten, wird Journalisten der Zugang zum Schauplatz der Kämpfe verweigert, da ihre „Sicherheit nicht gewährleistet“ sei. Ein Team des staatseigenen indischen Fernsehens durfte dagegen ungehindert von der größten Militärbasis der Jaffna–Halbinsel aus filmen. Gleichzeitig wird der Wahrheitsgehalt der indischen Verlautbarungen angezweifelt. Die Sprecherin des indischen Hochkommissariats in Sri Lanka hat in den letzten Tagen versichert, die Friedenstruppe setze nur leichte Artillerie ein, um die Zivilbevölkerung zu schonen. Die Bodentruppen erhielten keinerlei Luftunterstützung. Diplomaten, denen es auf wundersame Weise gelang, telefonischen Kontakt nach Jaffna aufzunehmen, wußten dagegen von Luftbombardements zu berichten. Die Zahl der Verletzten sei höher als angenommen.Das stark beschädigte Krankenhaus werde des Ansturms kaum Herr. Offiziellen indischen Angaben zufolge setzt die Guerilla systematisch Zivilisten als menschliche Schutzschilder ein, um ein Vorrücken der indischen Truppen zu verhindern. Unabhängige Beobachter vermuten, daß der unerwartet starke Widerstand die Guerilla mehr auf ihrer überlegenen Ortskenntnis gegenüber den indischen Truppen und ihrer Entschlossenheit, bis zum letzten zu gehen, beruhe. Auch befänden sich noch weitaus mehr Munition in Händen der Rebellen als vermutet. In Reaktion darauf haben indische Kriegsschiffe seit Dienstag die Küstenkontrolle verstärkt, um jedweden auch kleinen Grenzverkehr zwischen Nordsrilanka und Indien zu unterbinden. Unterdessen verschlechtert sich die Versorgungslage in den Kampfgebieten rapide. In Jaffna waren die Geschäfte bereits seit Freitag nicht mehr geöffnet waren. In der in der Ostprovinz gelegenen Stadt Batticaloa versammelten sich Menschen vor dem Sitz des katholischen Bischofs und riefen nach Nahrung.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen