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Krise von Schalke 04Schlechteste Serie des Jahrtausends

Der Absturz der Schalker in der Rückrunde der Fußball-Bundesliga ist sagenhaft. Wird Trainer David Wagner jetzt hinterfragt?

Unter Druck: Schalke-Coach David Wagner in Erklärungsnot Foto: Simon/imago

An Düsseldorfs nordöstlichem Rheinufer herrschte am späten Mittwochabend eine entspannte Atmosphäre. Auch eine halbe Stunde vor Mitternacht war es noch frühsommerlich warm – und durch die Bäume drangen fröhliche Stimmen und laute Musik vor die Arena der ortsansässigen Fortuna. Sehr viel leiser schob sich währenddessen aus der Geisterkulisse des Stadions ein Bus Richtung Autobahn. An Bord: Die Fußballdelegation aus dem 55 Kilometer entfernten Gelsenkirchen – und miese Stimmung nach der 1:2-Pleite des einstigen Champions-League-Aspiranten bei den abstiegsbedrohten Rheinländern.

Die rosaroten Träume vom Januar, nach einem Jahr Pause wieder an die Geldtöpfe der Königsklasse zu gelangen, sind bei S04 längst zerstoben. Der aktuell verletzte Kapitän Omar Mascarell ortete das zweite Rückrundenspiel, ein schockierendes 0:5 des damaligen Tabellenfünften bei den Bayern, rückblickend als negativen Wendepunkt einer Schalker Saison, in der jetzt gerettet werden soll, was noch zu retten ist. Wobei selbst das Erreichen von Europa-League-Rang sechs, momentan fünf Punkte weit weg, angesichts der derzeitigen Verfassung der Königsblauen utopisch erscheint.

Zehn Spiele ohne Sieg – bei einer Horrorbilanz von 3:24 Toren – haben die Königsblauen in diesem Jahrtausend noch nicht erlebt. Schon vor der Corona-Zwangspause offenbarte das Team von David Wagner enorme Probleme, vor allem im Offensivspiel. Sie haben sich nach dem Restart nun noch verschärft. Da gab es vor der Niederlage in Düsseldorf (nach eigener Führung) ein 0:4 in Dortmund und ein 0:3 gegen Augsburg. Und nachher einen geharnischten Kommentar von Sportvorstand Jochen Schneider.

„Gehöriger Negativlauf“

„Wir können uns nicht so präsentieren wie in den letzten drei Spielen. Das ist ein gehöriger Negativlauf, den müssen wir schnellstens beenden“, forderte der 49-jährige Schwabe. „Am besten am Samstag.“ Dann bekommen die Schalker Besuch aus Bremen. Drei Tage nach Düsseldorf wartet damit gleich der nächste Klub, der im Abstiegskampf gerade neue Hoffnung schöpft, und zudem einer, der 16 seiner 22 Punkte auf fremdem Terrain geholt hat.

Keine angenehme Situation für alle Beteiligten, schon gar nicht für den zuständigen Übungsleiter. Was in der jetzigen Situation bis zum Duell mit Werder das Wichtigste sei, wurde Schalke-Coach David Wagner in Fortunas menschenleerer Arena gefragt. „Regenerieren und auf das nächste Spiel vorbereiten“, antwortete er. Das klang einerseits vernünftig, andererseits aber wenig einfallsreich.

Die eklatanten Schwierigkeiten seiner Mannschaft im Augsburg-Spiel, bei eigenem Ballbesitz kreative Lösungen zu finden und womöglich sogar mal wieder ein Tor zu schießen, veranlassten Wagner in Düsseldorf zu einer taktischen Radikalkur. „Wir haben einen vollkommen anderen Ansatz gewählt – gegen ein Team, das in einer guten Verfassung ist“, erläuterte der 48-Jährige die extrem zurückhaltende Spielweise der Gäste, die in ihrer fulminanten Vorrunde noch voll auf körperbetonten Powerfußball programmiert waren.

In Abstiegsnöte werden die Schalker trotz ihres sagenhaften Absturzes kaum mehr geraten, dem Punktepolster aus dem Herbst sei Dank. Warum sich sein Team auf dem eingeschlagenen Pfad ins internationale Geschäft so fürchterlich verirren konnte, wird David Wagner jedoch bald mal erklären müssen. Zuerst Aufsichtsratschef Clemens Tönnies, der gerade laut über eine Ausgliederung der Profi-Abteilung nachdenkt. Und dessen Finanzvorstand Peter Peters in Sachen Europapokal bereits gewarnt hat: „Man sollte nicht zu oft nicht dabei sein.“ Noch halten sie zu Wagner, noch.

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