Krise erreicht Toyota: Erster Verlust seit 1940
Kein Autohersteller kann sich den sinkenden Absatzzahlen entziehen. Nun trifft es auch den Branchenprimus aus Japan – nur ein Jahr nach dem Rekordgewinn von fast 18 Milliarden Euro.
TOKIO rtr Der weltgrößte Autobauer Toyota wird wegen der globalen Wirtschaftsflaute den ersten operativen Verlust in seiner Firmengeschichte einfahren. Das Unternehmen stehe vor einer beispiellosen Notlage, teilte der japanische Konzern am Montag mit. Für das Geschäftsjahr bis Ende März rechnet Toyota nun mit einem Minus von umgerechnet rund 1,2 Milliarden Euro. Das ist bereits die zweite Prognosesenkung innerhalb von sieben Wochen. Als Grund gab Toyota den ungebrochen starken weltweiten Absatzrückgang und die Stärke des Yen an. Im Vorjahr war noch ein Rekordgewinn von etwa 17,8 Milliarden Euro erzielt worden. Toyota hat seit der ersten Veröffentlichung seiner Bilanzzahlen im Jahr 1940 noch nie einen Verlust im operativen Geschäft verbucht.
Der Überschuss werde mit umgerechnet rund 396 Millionen Euro gut vier Milliarden Euro geringer ausfallen als zuvor erwartet. Toyota erwartet für die kommenden Monate keine Besserung auf dem Automarkt. Man müsse sich darauf einstellen, dass das schlechte Marktumfeld anhält und sich möglicherweise noch verschlechtere. Weltweit rechnet Toyota für 2008/2009 nur noch mit dem Verkauf von 7,54 Millionen Fahrzeugen, 8,5 Prozent weniger als bei der letzten Prognose. In Nordamerika, dem wichtigsten Markt des Unternehmens, werde der Absatz auf 2,17 Millionen Einheiten nach zuvor erwarteten 2,42 Millionen Einheiten zurückgehen.
"Dies ist sehr, sehr, sehr schlecht", sagte der Analyst Koichi Ogawa von Daiwa SB Investments. "Es besteht die Möglichkeit, dass das Unternehmen auch im kommenden Jahr rote Zahlen schreiben muss."
Als Konsequenz kündigte Toyota an, die Investitionsausgaben im nächsten Geschäftsjahr auf unter 7,8 Milliarden Euro drücken zu wollen. Zudem sollen die Fixkosten um zehn Prozent gesenkt werden und die Bonus-Zahlungen für das gehobene Management für dieses Geschäftsjahr gestrichen werden. Pläne zur Entlassung von fest angestellten Mitarbeitern gebe es allerdings nicht. Auch über die Dividendenpolitik sei noch keine Entscheidung getroffen worden. Medien berichteten zuvor, dass Toyota die Streichung der Dividende erwäge.
Der Konzern zeigte sich aber optimistisch, im kommenden Jahr in die Gewinnzone zurückkehren zu können. Berechnungen seien aber noch keine vorgenommen worden. Die Ratingagentur Moody's prüfte unterdessen die Herabstufung ihrer Bewertung für Toyota.
Toyota war lange Zeit einer der weltweit am schnellsten wachsenden Autobauer und hatte seine Produktionskapazitäten stetig erhöht. Dies macht sich nun allerdings angesichts der weltweit sinkenden Nachfrage, der Finanzkrise und der Kreditklemme negativ bemerkbar.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Trumps Krieg gegen die Forschung
Bye-bye, Wissenschaftsfreiheit!
Kritik am Deutschen Ethikrat
Bisschen viel Gott
Menschenrechtsverletzungen durch Israel
„So kann man Terror nicht bekämpfen“
Ungelöstes Problem der Erneuerbaren
Ein November voller Dunkelflauten
Altvordere sollen Linke retten
Hoffen auf die „Silberlocken“
Autobranche in der Krise
Kaum einer will die E-Autos