Krimineller Nachwuchs: "Kinderdealer" sollen in geschlossene Heime
Der Senat will für wiederholt straffällig gewordene Kinder ein Übergangsheim einrichten
Der Senat plant nun doch, wiederholt straffällig gewordene Kinder in geschlossenen Übergangsheimen unterzubringen. Die Einrichtungen seien für Kinder gedacht, die aus "kriminellen Strukturen" nicht herauskämen, sagte Martin Sand, Sprecher von Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD), am Mittwoch der taz. Bis Jahresende soll es die geschlossene Unterbringung geben.
Vor ein paar Wochen hatten so genannte Kinderdealer, die mehrfach von der Polizei aufgegriffen worden waren, für Aufsehen gesorgt. Die zwei Jungen waren wiederholt aus dem Kindernotdienst entwischt. Die Geschichte hatte Forderungen nach geschlossenen Heimen für Intensivtäterkinder neu entfacht.
"Es geht uns darum, dass die Kinder in normale Strukturen zurückkommen", so Sand. Das Modell sehe vor, die Kinder "intensivpädagogisch" zu betreuen. Mehrere geschulte Mitarbeiter sollen für ein Kind bereit stehen - bis die Jugendhilfeplanung kläre, wie es für das Kind weiter gehe. Wie lange die Kinder jeweils in dem Heim bleiben sollen, ist unklar: Sand sprach von einem Zeitraum zwischen "wenigen Tagen" und "wenigen Wochen".
Clara Herrmann aus der Grünen-Fraktion will die Aufenthaltsdauer im Heim dagegen eng begrenzen: "Die Richtlinie sollte bei einer Woche liegen." Danach müsse der Übergang in eine "offene Einrichtung" zum Beispiel in Brandenburg gesichert sein. Grundsätzlich befürworte sie das Konzept des Senats. Herrmann betonte, man müsse auch um die Hintermänner kümmern: "Sonst steht in fünf Tagen wieder ein neues Kind auf der Straße und verkauft Drogen." Die CDU stimmte dem Vorschlag ebenfalls zu. Der rechtspolitische Sprecher der Abgeordnetenhausfraktion, Sven Rissmann, warf dem Senat jedoch vor, dass die Umsetzung noch bis Jahresende dauern soll.
Bis das Heim eingerichtet sei, sollen für die Kinder zusätzliche Plätze in Brandenburg gefunden werden, sagte Zöllners Sprecher Sand. Außerdem wolle der Senat die Arbeit der verschiedenen Ressorts, der Polizei und den Jugendämtern besser verzahnen. "Es darf für die Kinder keine Lücke entstehen."
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