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Kriminalität in SyrienDeutsche überfallen

Nicht alle Gewalt in Syrien ist politisch motiviert. Entführungen mit hohen Lösegeldforderungen gibt es immer wieder.

Der Hauran im Südwesten Syriens ist das größte Weinanbaugebiet des Landes. Bild: dpa

DAMASKUS taz | Im syrischen Bürgerkrieg nimmt auch die Kriminalität zu – von Diebstahl und Überfällen bis hin zu Entführungen, die nicht immer einen politischen Hintergrund haben. In der Nähe von al-Suwaida, der Hauptstadt des gleichnamigen Gouvernements im Hauran-Gebiet im Südwesten des Landes spielte sich kürzlich auf einem kleinen Bauernhof, der von einem deutsch-syrischen Paar bewirtschaftet wird, eine fast schon krimireife Geschichte ab.

Al-Suwaida ist das Siedlungszentrum der syrischen Drusen und liegt auf gut 1.000 Meter Höhe in der durch Vulkanausbrüche geprägten Westrand des Drusengebirges etwa hundert Kilomter südlich von Damaskus. Der rote Boden ist fruchtbar. Die Stadt liegt im Zentrum des größten syrischen Anbaugebietes im für Weintrauben, die sowohl auf großen Feldern im Flachland, als auch auf hügeligen Parzellen zwischen Feldsteinmauern gedeihen.

Auf dem Bauernhof lebt seit Jahren eine Deutsche mit ihrem Mann. Vergangene Woche wurden sie von Beduinen überfallen, die sich als Kämpfer der mit al-Qaida verbundenen Nusra-Front verkleidet hatten. Sie entführten den Mann und stahlen alles Wertvolle, unter anderem einen Traktor und einen Pick-Up.

Gutes Ende einer Entführung

Martin Lejeune

Ehemaliger freier Mitarbeiter, die taz hat 2014 die Zusammenarbeit beendet.

Der Mann konnte seine Bewacher überlisten und fliehen, bevor ein exorbitantes Lösegeld, das die Kidnapper forderten, gezahlt war. „Mein Mann hat die Gangster nur durch seinen bravourösen Befreiungsakt um das Lösegeld geprellt, was in deren Plan natürlich nicht vorgesehen war“, berichtet die Frau vom glücklichen Ausgang des Kidnappings.

Das Paar, das seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, wohnt derzeit aus Sicherheitsgründen in al-Suweida bei Freunden, da sie die Rache der Beduinen fürchten, und erholt sich von seinen Verletzungen. „Seit dem Anschlag meiden wir vorerst unser Haus“, sagt die Deutsche. Das Verbrechen sei keineswegs politisch motiviert gewesen, sondern ein ganz banaler Raubüberfall mit Entführung, „was heute überall in Syrien passieren kann.“

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2 Kommentare

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  • J
    Jesaja43

    Über 100 000 Tote, darunter über 7000 Kinder - das sollte für ein „militärisches Muskelspiel“ doch ausreichend sein?! Von Anfang an haben die USA die syrischen Rebellen unterstützt. Erklärtes amerikanisches Ziel war es, von Anfang an, die legitime Assadregierung zu stürzen. Dass allerdings der Großteil der syrischen Bevölkerung hinter Assad steht, war den „Kämpfern für Freiheit und Demokratie“ aus Übersee nie ein wirkliches Thema! Jetzt, nach über zwei Jahren Bürgerkrieg, gibt es zwar jede Menge getötete Zivilisten, ihrem erklärten Ziel sind die Amerikaner allerdings nicht näher gekommen. Im Gegenteil - im Laufe der vergangenen Monate haben sich antiamerikanische Allianzen gebildet und verfestigt. Nuri al - Maliki, der irakische Regierungschef, wird nächste Woche in die USA reisen um dort seine Vorschläge zur Befriedung des Syrienkonfliktes zu unterbreiten. Mittelpunkt dieser Vorschläge wird die Einstellung der amerikanischen Waffenlieferungen an die Rebellen sein. Gäbe es zwischen dem Friedensnobelpreis und dem, dem er verliehen wurde, einen wirklichen Bezug, dann hätte man solche Vorschläge eigentlich vom Friedensnobelpreisträger Obama selbst erwarten können!

  • P
    Pauline

    Guter Artikel, aber die Weintrauben neben dem Teasertext zum Thema Entführung finde ich doch sehr verwirrend.