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Kriegsschiff voller Leichen

Bilder vom Schlachtfeld im Kongo: Im Feuer der Rebellen verlor Kabilas Armee über 800 Soldaten

aus Mawiya CRANIMER MUGERWA

Über Mawiya hängt beißender Leichengeruch. In der Kleinstadt am Ubangi-Fluss, tief im Urwald im Nordwesten der Demokratischen Republik Kongo, liegen die Opfer einer großen Schlacht, bei der die Rebellenbewegung MLC (Kongolesische Befreiungsbewegung) am Donnerstag letzter Woche mit Hilfe von Soldaten aus Uganda die vorrückende Armee des kongolesischen Präsidenten Laurent Kabila zurückschlug.

Keine einzige Leiche ist vollständig. Hier liegt eine Hand, dort ein Knochen. Der Rest wurde von den Schweinen gefressen, die die geflohene Zivilbevölkerung im Dorf zurückgelassen hat.

Höhepunkt der Schlacht war die Vernichtung eines kompletten Bataillons der Kabila-Armee auf einem Kriegsschiff. Das Schiff transportierte Soldaten den Ubangi-Fluss hinauf und beschoss unterwegs die Orte am Flussufer. In Mawiya schoss die MLC zurück. Nach der zehnten Artilleriegranate fing das Schiff Feuer und brannte bald lichterloh. Manche Soldaten sprangen ins Wasser, um sich zu retten, und ertranken. Andere verbrannten auf dem Schiff. Über 800 Soldaten, sagt die MLC, sind auf diesem Schiff ums Leben gekommen.

Die Schiffsruine ist jetzt übersät mit verkohlten Leichen und stinkt. Die schweren Geschütze sind verbrannt, ebenso die Maschinengewehre der Soldaten. Nur die Fahne ist noch übrig. Auch der Kapitän ist noch zu erkennen. Seine Hand ist in Stücke zerrissen. Überlebende gab es offenbar keine.

Im Wald rund um Mawiya hat die MLC viele Kabila-Soldaten gefangengenommen. Anders als in einigen Quellen berichtet, sind unter ihnen keine Simbabwer zu finden; es sind Kongolesen, sie sprechen Französisch und ein wenig Suaheli. Manche sind Universitätsstudenten. Sie erzählen, sie seien neun Monate lang in Lubumbashi im Süden des Kongo von insgesamt 400 Beratern aus Nordkorea ausgebildet worden. Insgesamt habe Kabila 10.000 Soldaten auf diese Weise trainiert, um das MLC-Territorium im Norden Kongos zurückzuerobern. Die Soldaten bekamen 2.500 kongolesische Franc – nach derzeitigem Wechselkurs auf dem Schwarzmarkt zehn Dollar.

160 dieser Kriegsgefangenen hat die MLC gemacht und weitere folgen. In Mawiya, 63 Kilometer südlich der Stadt Libenge im äußersten Nordwesten des Kongo gelegen, ist Kabilas Großoffensive vorerst zum Stillstand gekommen. Wer aus seiner Armee die Schlacht überlebt hat, ohne in Gefangenschaft zu geraten, hat sich nach Süden zurückgezogen. Aber dies ist nicht das Ende des Krieges.

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