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Krieg in SyrienDer Islamische Staat breitet sich aus

Der IS soll im Norden des Landes große Geländegewinne erzielt haben. Französische Kampfflugzeuge haben ihren zweiten Angriff gegen die Extremisten geflogen.

Ein IS-Konvoi in der Nähe der syrischen Stadt Raqqa Foto: ap

Aleppo/ankara/Paris dpa/rtr/afp | Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hat im Norden Syriens laut Aktivisten einen der größten Geländegewinne seit Monaten erzielt. Die Extremisten hätten nördlich der Stadt Aleppo mehrere bislang von Rebellen kontrollierte Orte eingenommen, erklärte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Freitag. Demnach rückte die Terrormiliz näher an Gebiete unter Kontrolle des Regimes heran. Dutzende seien gestorben oder verletzt worden, hieß es weiter.

Die französische Luftwaffe hat einen zweiten Luftangriff gegen den IS geflogen. Kampfjets vom Typ Rafale hätten in der Nacht auf Freitag ein Trainingscamp des IS im ostsyrischen Raka bombardiert, sagte der französische Verteidigungsminister Jean-Yves Le Drian im Sender Europe 1. „Die Ziele wurden erreicht.“ Ihren ersten Angriff gegen die Dschihadisten in Syrien hatte die französische Luftwaffe Ende September ebenfalls in Raka geflogen, einer Hochburg des IS.

„Es wird weitere Angriffe gegen Orte geben, wo sich der IS organisiert, um uns zu bedrohen“, sagte Le Drian auf Europe 1. „Der IS ist der Feind Frankreichs.“

Die russischen Luftangriffe dagegen würden mit überwiegender Mehrheit nicht den IS-Dschihadisten gelten, sondern der Unterstützung des syrischen Machthabers Baschar al-Assad. „80 bis 90 Prozent“ der Luftangriffe seien nicht gegen die Organisation Islamischer Staat gerichtet, sagte Le Drian. Der Westen hat Russland wiederholt vorgeworfen, die von Moskau angeordneten Bombardements würden vor allem Assad stützen.

Der Vormarsch des IS kommt zwei Tage nach Beginn einer von russischen Luftangriffen unterstützten Bodenoffensive der syrischen Armee gegen Rebellen, die den IS bekämpfen. Das Regime und seine Verbündeten hatten am Mittwoch nördlich von Hama einen Großangriff begonnen.

Russland fliegt zudem seit mehr als einer Woche Luftangriffe in Syrien. Nach Aussage des Kremls sollen die Bombardierungen den IS bekämpfen. Mehr als 90 Prozent der russischen Luftangriffe galten jedoch auch nach US-Angaben nicht dem IS oder Terroristen, die mit Al-Kaida verbündet sind, sondern anderen Rebellen.

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4 Kommentare

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  • Die "Opposition" bzw. die "Rebellen", die nicht zum IS gehören, sind selbst dschihadistisch oder haben sich mit Dschihadisten verbündet. Mir erscheint grundlegende Skepsis gegenüber angeblich "moderaten Rebellen" angebracht - die USA machen gemeinsame Sache mit Dschihadisten, wen es ihnen paßt. Früher (in Afghanistan) ebenso wie heute in Syrien: http://www.german-foreign-policy.com/de/fulltext/59216 Der "war on terrorism" ist eine Chimäre - Terrorismus stattdessen ein Mittel der US-Politik (was jetzt wieder nicht heißt, daß es andere Mächte wie Rußland nicht möglicherweise auch einsetzten).

  • Ich denke, der IS ist aktuell für Russland nur ein Ziel zur Rechtfertigung. Wie DDHecht schreibt, glaube ich auch, dass es vorrangig das Ziel ist die Opposition zu schwächen. Der IS wird später auf der Agenda ganz oben stehen.

     

    Es wird Zeit für eine internationale Koalition mit Russland um den IS zu bekämpfen. Das dies nicht leicht umzusetzen ist, gerade aufgrund der politischen Stimmung in der USA, ist mir bewusst.

  • Ich gehe jede Wette, das die Aussage den IS zu bekämpfen und die Rebellen, die sich auch gegen den IS wehren muss us russischer Sicht nicht zwingend im Widerspruch stehen. In Putins internationaler Lage und in Anbetracht der Tatsache, dass in Syrien der größte russische Militärhafen außerhalb der russischen Förderation befindlich ist, wird die vorrangige Bekämpfung von Assads Gegnern, die auf nationaler Ebene bekämpfbar sind, nur zu Russlands 1. Teil des Planes gehört. Der IS ist ein internationales Problem, ein Problem vieler Staaten und durch russisches Militär nicht im Alleingang zu stemmen, das ist sicherlich auch Putin klar. Um auf meine Wette zurückzukommen, spätestens, wenn die syrischen Rebellen "aufgeben", deren Gebiete von der syrischen Armee wieder gehalten werden, spätestens dann wird Putin auf internationaler Ebene eine Militärallianz gegen den IS einfordern.

  • Zur Abrundung:

    Die Obama-Administration beendet das Programm zur Ausbildung syrischer Rebellengruppen.

    (http://www.nytimes.com/2015/10/10/world/middleeast/pentagon-program-islamic-state-syria.html)