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Krieg in SyrienFlüchtlinge dürfen nach Deutschland

Die Bundesregierung ist bereit, Flüchtlinge aus Syrien aufzunehmen. Vor Ort zu helfen, findet sie jedoch erst mal wichtiger. Die Opposition verlangt mehr Engagement.

Opfer des Kriegs: Eine Frau vor einem zerstörten Haus in A'zāz. Bild: dapd

BERLIN dapd/dpa | Die Bundesregierung hat erstmals die grundsätzliche Bereitschaft erkennen lassen, Bürgerkriegsflüchtlinge aus Syrien in Deutschland aufzunehmen. „Ich schließe das nicht aus, aber Priorität hat derzeit die Hilfe vor Ort“, sagte Außenminister Guido Westerwelle (FDP). Bislang hatte die Regierung die Auffassung vertreten, dass sich die Frage nach einer Aufnahme von Flüchtlingen hierzulande nicht stelle. Insbesondere SPD und Grüne machen sich für die Aufnahme von Syrien-Flüchtlingen stark.

Westerwelle begründete den Ansatz der Bundesregierung in der Frankfurter Rundschau damit, dass - solange die Gewalt gegen die syrische Zivilbevölkerung andauere - es auch Flüchtlinge geben werde.

Allerdings machte er deutlich, dass Deutschland bereit sei, mehr Mittel als bisher für die Flüchtlingshilfe im Syrien-Konflikt zu mobilisieren. Bereits jetzt habe die Bundesregierung 22 Millionen Euro bereitgestellt. Zudem habe er seinem türkischen Amtskollegen Ahmet Davutoglu Unterstützung bei der Flüchtlingsversorgung angeboten.

Eine humane Tragödie verhindern

„Wenn der Flüchtlingsstrom aus Syrien nicht zum Erliegen kommt - und im Augenblick deutet nichts darauf hin - werden auch die EU-Mitgliedsländer nicht umhin kommen, Flüchtlinge aufzunehmen“, sagte SPD-Fraktionsvize Gernot Erler der Welt. „Daher ist die Bundesregierung gefordert, dieses Thema aktiv aufzugreifen, um eine humanitäre Tragödie zu verhindern.“

In jedem Fall sei eine „stärkere Unterstützung der Anrainerstaaten, die bislang die Hauptlast der Flüchtlingsströme tragen“, erforderlich. Mehr als 200 000 Syrien-Flüchtlinge hielten sich in der Türkei, in Jordanien, dem Irak und dem Libanon auf. Erler: „Das ist für diese Länder eine ungeheure Belastung.“

Der stellvertretende Fraktionschef der Grünen im Bundestag, Josef Winkler, sagte der Welt: „Die Forderung nach einer aktiven Aufnahme syrischer Bürgerkriegsflüchtlinge und dem Ansatz des 'Schutzes in der Region' sind kein Gegensatz, sondern bedingen einander: Wir Grünen setzen uns dafür ein, dass Deutschland aus humanitären Gründen unbürokratisch Flüchtlinge aus Syriens Nachbarländern Türkei, Libanon und Jordanien aufnimmt.“

Dies sei auch ein Akt der Solidarität gegenüber diesen Nachbarstaaten, die schon viel geleistet hätten. Winkler: „Ein solcher Schritt Deutschlands - oder besser noch: der Europäischen Union - soll den Anrainerstaaten helfen, ihre Grenzen auch weiterhin offenzuhalten.“ Beide Oppositionspolitiker lehnten es ab, christliche Flüchtlinge in Deutschland - wie von Unionspolitikern gefordert - bevorzugt aufzunehmen.

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21 Kommentare

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  • L
    levent

    ich lebe selber hier in der sudost der turkei und sehe sehrviel syriesche christen her fliehen und hab bei mir 10 leute unter gebracht aber von dem staat haben wir noch keine hilfe bekommen gibt es eine moglichkeit denen hier zu helfen die haben niemanden hier und mochten zu ihre verwandten nach deutschland kann mir jemand von euch weiter helfen was ich machen soll das wir denen helfen konnen ich biette euch um verstaendniss

  • C
    Claudi

    @ icke

     

    Sie hatten noch nie das Gefühl, dass Ihr toleranzromatisches Gutmenschentum eventuell auch ein ganz kleines bisschen dümmlich sein könnte?

  • I
    icke

    @ Finchen: du hast also probleme mit antisemitimus, aber rassistisch und xenophob. Das ist fast noch dümmer als nazi zu sein...

  • F
    Finchen

    Oh ne dann sin noch mehr Arbeitslose mit Massen an Kindern da die jüdischen Gemeinden drangsalieren.

    Muss das sein? Das sind doch nicht unsere Konflikte in Syrien, sollen sich die reichen muslimischen Ländern drum kümmern!

  • K
    Konflikte

    Die Gefahr der Aufnahme liegt in den Konflikten die diese Menschen mitbringen.

     

    Wir haben in D schon Christen-, Juden- und Homosexuellenverfolgung, aber nicht durch Deutsche.

     

    Wir werden unsere Freiheit verlieren, da die Migranten diese nicht wünschen.

     

    Die Linken werden dabei mehr verlieren als wir Konservativen.

     

    Wollte Ihr Linken denn das alles wirklich aufgeben?

  • D
    D.J.

    Laut Leserkommentaren ist ja die Akzeptanz für das von SPD und Grünen Geforderte eher gering. Ich vermute, das spiegelt auch die Durchschnittsmeinung wider. Nun mag man sagen: Typisch fremdenfeindliche Deutsche oder gar mit der Rassimuskeule kommen. Doch damit macht man es sich zu einfach. Die Akzeptanz für die Aufnahme von Flüchtlingen würde unter zwei Bedingungen wesentlich stärker sein:

    1. Es besteht die Gewähr, dass diese, sobald möglich, zurückkehren. Leider haben gerade die utopistischen "Bleiberecht-für-alle"- und "Keine-Grenzen-für niemand"-Rufer, die jede erzwungene Rückkehr für einen Akt der Barbarei halten, viel dafür getan, dass an eine solche Rückkehr der Mehrzahl der Kriegsflüchtlige niemand so recht glaubt. Damit zusammenhängend:

    2. Es bestünde keine Furcht vor der Zuwan-

    derung radikaler Muslime, die unsere liberale Gesellschaft verachten. Wer diese Gefahr gerade im gegenwärtigen Konflikt nicht sieht, ist m.E. im günstigsten Fall ein Ignorant.

     

    Aus den genannten Gründen halte ich die verstärkte finanzielle und logistische Unterstützung der überwiegend islamischen Nachbarländer hinsichtlich der Flüchtlingsproblematik für wesentlich verantwortungsvoller, daneben die (meinetwegen auch langfristige) Aufnahme von einigen Personen, deren Integrationswilligkeit außer Zweifel steht.

  • M
    @Milka

    Wenn ich solche von Bessermenschenarroganz triefende Kommentare lese... Nee, lieber zum Thema: Wichtig ist, dass wir vor lauter Menschenliebe nicht Leute aufnehmen, die uns hassen (Salafisten und Co.) - auch wenn das Leuten wie Ihnen gleichgültig sein dürfte.

  • N
    Neele

    @Wüstenratte:

    "Warum fragt keiner das Volkob ob es welche aufnehmen will? Die kosten des Volkes schließlich Steuergelder"

     

    Weil wir eben nicht in einer Demokratie mit Mehrheitsentscheidungen des Volkes leben. Die DDR nannte sich ja auch demokratisch, nix war's.

    Wenn du Politik gegen das Volk machen willst, also eine Diktatur machst, brauchst du das Volk nicht fragen.

  • C
    Chandrika

    @Hans-Peter Ernst

    Richtig !

    Wo soll denn das auch hinführen, wenn bei solchen wichtigen Entscheidungen das Volk gefragt würde.

    Schließlich wissen die Machthaber schließlich am Besten, was gut für das Volk ist und es war doch schon immer so, daß einer oder einige das Sagen hatten, weil sie es eben besser wußten als das tumbe Volk (siehe Hitler, Mao, Stalin, Castro, Pol Pot, Honecker u.v.a.)

    Demokratie ist was für Weicheier.

  • C
    Claudi

    @ Hans-Peter Ernst

     

    Warum sollte ich, jedesmal wenn mir eine (hypothethische) Entscheidung des Wahlvolks nicht passt, eine Lichterkette/Mahnwache abhalten?

  • HE
    Hans-Peter Ernst

    @ Wüstenratte: "Warum fragt keiner das Volk, ob es Flüchtlinge aufnehmen will?"

     

    Warum sollte ich, jedesmal bevor ich mich für oder gegen eine Entscheidung positioniere, "das Volk" fragen?

  • C
    Chandrika

    @Milka

    Was hielten Sie davon, wenn Sie Ihrer verbal geäußerten Menschenfreundlichkeit mit praktischer Tatkraft und guten Beispiel vorangehen würden und einige Personen oder eine Familie bei sich aufnehmen und auf Ihre Kosten beköstigen würden ?

     

    Wer andauernd dafür plädiert, Personen aus anderen Kulturkreisen, mit einer anderen Religion und Lebensweise hier aufzunehmen, der sollte auch persönlich etwas dafür tun.

  • C
    Claudi

    @Milka

     

    Stimme Ihnen völlig zu! Deshalb kann auch nur dann von "Demokratie" gesprochen werden, wenn eine kleine Kaste Edeldenkender den für nichtlinke Ansichten anfälligen Mob (aka "Wahlvolk") in Zaum hält.

  • KB
    karin bryant

    Das gros der Menschen in Syrien sind Muslime,die 5 mal am Tag gen Osten beten.Aber keiner von ihnen denkt auch nur eine Minute daran nach osten zu fliehen in andere islamische Laender sondern macht sich auf den Weg in den Norden wo die Mehrheit der Bewohner Christen oder Atheisten sind. Allerdings machen sich die Einwanderer dann sofort mit Akribie daran die Laender in die sie einwandern in den Nahen Osten zu verwandeln komplett mit Kleinkriegen zwischen Grossfamilien ,blutigem Streit zwischen den verschiedenen Stroemungen des Islam und Attacken auf die Kultur der Laender die sie aufnahmen.

  • K
    Keks

    @Milka

     

    Hören Sie doch auf so billig zu moralisieren und Problemkomplexe zu vermischen, die nichts miteinander zu tun haben.

    Mein Auto kostet mich auch mehr als es 1000 Wellensittiche aus dem Tierheim je täten - ist es deshalb ein Grund, mir 1000 notleidende Wellensittiche in die Wohnung zu holen? Nein!

     

    Es hindert Sie niemand daran, ein syrisches Waisenkind zu adoptieren oder, sagen wir, 25% Ihres Einkommens an eine syrische Familie zu schicken. Jetzt.

     

    Weshalb verachten Sie eigentlich Menschen, die eine andere Meinung als die Ihre haben?

  • C
    Claudi

    Es ist ganz schön rassistisch die Flüchtliche als "Belastung" für die Aufahmeländer zu bezeichnen. Niemand ist illegal und niemand ist eine Belastung! Stattdessen werden die Aufahmeländer kulturell bereichert. Lassen wir also der Türkei den Vortritt, warum sollen wir die ganze kulturelle Bereicherung für uns selbst beanspruchen? Mal wieder typisch Deutsch: Alles für sich selbst haben wollen...

  • M
    Milka

    @Wüstenratte: Weil das Risiko zu groß ist, dass dann tatsächlich ein Großteil eine solch menschenverachtende Einstellung teilt, wie Sie. Übrigens kostet die Bankenrettung dem kleinen Steuerzahler weit mehr als Tausende Menschen auf der Flucht es je täten. Nur mit dem Unterschied, dass das eine menschliche Pflicht ist und das andere nur böse.

  • K
    Kimme

    Wieso erklären die Grünen nicht, inwiefern es der Sicherheitslage in Syrien dienlich ist, wenn Deutschland syrische Flüchtlinge aufnimmt?

    Den Menschen muss natürlich geholfen werden, mit Geld, Lebensmitteln, Kleidung ect., denn viele von ihnen haben auf der Flucht vieles oder alles ihres Besitzes verloren. Aber ich denke die Kosten für einen Transport und eine Unterbringung der Flüchtlinge in Deutschland ist weder hilfreich noch effizient. Denn für die Kosten könnte man den Menschen vor Ort viel besser helfen ebenso wie den Nachbarstaaten.

     

    „Die Forderung nach einer aktiven Aufnahme syrischer Bürgerkriegsflüchtlinge und dem Ansatz des 'Schutzes in der Region' sind kein Gegensatz, sondern bedingen einander": selten so einen Blödsin gehört. Entweder sind die Damen und Herren von den Grünen dämlich ohne Ende oder sie halten uns dafür.

  • P
    Pollo

    Richtig müsste es heissen dass Flüchtlinge bis auf weiteres eben nicht nach Deutschland dürfen. Die Überschrift passt nicht zum Text.

  • G
    gerd

    Mh warum sollen jetzt diese Menschen nach Deutschland, erst hier an ein leben gewöhnen das weit über dem standart in Sysrien liegen dürfte und dann wenn der Krieg vorbei ist verlangen das die wieder nach Hause gehen? Ist das human?

  • W
    Wüstenratte

    Warum fragt keiner das Volkob ob es welche aufnehmen will? Die kosten des Volkes schließlich Steuergelder.